Nach Airbus-Crash

Merkel am Absturzort: “Unglaubliche Hilfe”

Ausland
25.03.2015 22:38
Einen Tag nach der Germanwings-Katastrophe in den französischen Alpen haben Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Francois Hollande und der spanische Premier Mariano Rajoy die Unglücksregion besucht. Die Politiker sprachen in Seyne ausführlich mit Vertretern der Einsatzkräfte, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Am späten Mittwochnachmittag wurden außerdem die Hülle der zweiten Blackbox gefunden und erste Opfer geborgen.

Die angereisten Regierungschefs dankten im Rahmen einer Pressekonferenz allen Helfern für ihren unermüdlichen Einsatz. "Das ist ein Zeichen unglaublicher Freundschaft und Hilfe. Wir sind sehr dankbar", sagte Merkel und versprach, dass alles getan werde, um die Katastrophe aufzuklären. Hollande sagte: "Ich denke an die Familien, die Angehörigen und spreche im Namen Frankreichs unsere tiefsten Gefühle aus. Das gilt für alle Nationen, die betroffen sind." "Wir möchten Ihnen allen nun zur Seite stehen. Was passiert ist, ist das Schlimmste, was in einem Menschenleben passieren kann", sagte Rajoy.

Den Rettungskräften wird einiges abverlangt. Die Wucht des Aufpralls ließ die Unglücksmaschine von Germanwings nach Aussagen von Rettungskräften in kleinste Trümmer zerbersten. Die Suche nach den Leichen ist aufgrund des nur schwer zugänglichen Gebiets nicht einfach.

"Alles ist pulverisiert. Man kann nichts mehr auseinanderhalten. Man sieht nichts, man kann nicht einmal ein Flugzeug darin erkennen", sagte Feuerwehr-Leutnant Eric Sapet der französischen Zeitung "Le Monde" über den Anblick an der Absturzstelle. Der Lokalpolitiker Richard Bertrand aus dem nahe gelegenen Dorf Vernet sagte: "Das Größte, das ich erkennen konnte, hatte die Größe eines Auto-Kotflügels, nicht größer."

Bergführer in der Nähe: "Es war schlagartig still"
Ein deutscher Bergführer war ganz in der Nähe, als sich das Unglück ereignete. Gegenüber der "Augsburger Allgemeinen Zeitung" berichtete am Mittwoch Stefan Neuhauser, der mit einer Gruppe in den französischen Alpen unterwegs war, was er unmittelbar vor und nach dem Absturz gehört hatte. Der Airbus sei viel niedriger geflogen als alle anderen Flugzeuge. Zu sehen sei erst einmal nichts gewesen, aber "die Fluggeräusche waren komisch. Sehr laut, sehr ungewöhnlich, so als ob ein Flugzeug noch einmal durchstartet", so Neuhauser.

Plötzlich hätten alle Geräusche aufgehört - es herrschte absolute Stille. Weder eine Explosion noch eine Detonation oder Schreie seien zu hören gewesen. Die Skitour ging für das Team daher zunächst weiter, bis die Sportler zu einer Berghütte gelangt seien, wo sie dann von der Tragödie erfuhren.

Nationalitäten der Todesopfer veröffentlicht
Bei dem Absturz der Germanwings-Maschine waren am Dienstag alle 150 Menschen an Bord ums Leben gekommen - darunter 72 Deutsche und 35 Spanier, wie am Mittwoch vom Germanwings-Geschäftsführer bekannt gegeben wurde. Zuvor war immer von 67 Opfern aus Deutschland - darunter eine Gruppe von Schülern, die per Los ermittelt wurde - und 45 Opfern aus Spanien die Rede gewesen. Mittlerweile wurden auch die Nationalitäten der anderen Opfer bekannt gegeben: Neben den Deutschen und Spaniern waren auch Passagiere aus Australien, Argentinien, Iran, Venezuela, den USA, Großbritannien, den Niederlanden, Kolumbien, Mexiko, Japan, Dänemark, Belgien und Israel an Bord. Der Airbus A320 war auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf, als er in der schwer zugänglichen Bergregion abstürzte. Die Ursache ist derzeit noch unklar.

Undeutliche Stimmen und Geräusche am Stimmrekorder
Erste Informationen zum Ablauf des Unglücks erwarten die Ermittler von einem Flugschreiber, der bereits geborgen wurde und derzeit in Paris untersucht wird. Laut den Ermittlern konnten erste auswertbare Daten aus dem Stimmrekorder sichergestellt werden. Die Analysen liefen derzeit, erklärte der Direktor der Untersuchungsbehörde BEA, Remi Jouty, am Mittwochnachmittag bei einer Pressekonferenz. Am Abend hieß es dann, es seien undeutliche Stimmen, Geräusche und Töne zu hören.

Ermittler: "Flugzeug ist nicht im Flug explodiert"
Was aber bereits jetzt klar zu sein scheint, ist, dass der Airbus bis zum Schluss geflogen und nicht explodiert ist. Es sei aber "zu früh, daraus einen Schluss zu ziehen", sagte Jouty. "Es gibt nicht die geringste Erklärung zur Ursache. Zu diesem Zeitpunkt kann man keine Hypothese festlegen." Untersuchungen laufen auch in Marseille, hier hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung aufgenommen.

Düsseldorfer Staatsanwälte übernahmen die deutschen Ermittlungen. Auch Experten der Braunschweiger Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung sind in Frankreich im Einsatz. Das deutsche Bundeskriminalamt bereitet sich darauf vor, bei der Identifizierung der Opfer mitzuhelfen. Ebenfalls zum Einsatz kommen wird Interpol. Die internationale Polizeiorganisation wird die Ermittlungen vor Ort unterstützen.

Erste Absturzopfer geborgen
Die Bergung der Opfer wird nach Einschätzung des Polizeichefs sehr schwierig werden. "Wir sind hier im Hochgebirge", sagte David Galtier am Mittwoch. "Das Wichtigste ist, das Gebiet abzusichern und die Leichen zu bergen." Insgesamt sind 500 französische Einsatzkräfte an Ort und Stelle. Sie haben am späten Mittwochnachmittag die sterblichen Überreste mehrerer Opfer von der Unglücksstelle weggebracht, bestätigte ein Sprecher der Polizei. Er ließ offen, wie viele Leichen geborgen wurden.

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