Bei der Wahl

Jungpolitiker erobern die Gemeindestuben

Steiermark
25.03.2015 10:00
Sie widerlegen das Bild einer politikverdrossenen Generation eindrucksvoll: Stefan Hofer (28 Jahre), Volkart Kienzl (22) und Gerald Baumann (21) haben bei der Gemeinderatswahl erfolgreich abgeschnitten. Warum sind sie bereit, Verantwortung zu übernehmen? Werden sie belächelt? Und was sagt die politische Konkurrenz?

Jetzt ist Verhandlungsgeschick gefragt, immerhin geht es um den Bürgermeistersessel. Sieben von 15 Mandate erreichte die SPÖ bei der Wahl in Turnau und wurde damit die stärkste Kraft knapp vor der ÖVP und klar vor der FPÖ. Das Besondere: Der rote Spitzenkandidat Stefan Hofer ist erst 28 Jahre alt! "Mein Großvater war kommunalpolitisch aktiv. Ich habe das also von Kindheit an miterlebt", erzählt der Obersteirer. Er war in der Mittelschule Klassensprecher, beim Bundesheer Soldatensprecher, ab 2009 begann er sich – unterstützt von seinem Mentor, Landesrat Siegfried Schrittwieser – stark in der SPÖ Turnau zu engagieren: Aufbau einer Ortsgruppe der "Jungen Generation", ab 2010 Gemeinderat, ab 2012 Vizebürgermeister, dazu einige regionale Parteifunktionen. "Es ist alles sehr schnell gegangen."

Was Hofer mit Blick auf die Mitgliederzahlen besonders stolz macht: "Wir haben in Turnau bewiesen, dass man junge Leute für die Politik und auch für die SPÖ begeistern kann." Ist man selbst jung, findet man seiner Ansicht nach leichter Zugang zu Gleichaltrigen: "Sie spüren, dass sie einem wirklich und permanent ein Anliegen sind und man nicht nur vor einer Wahl einige Versprechungen macht."

"Jugend ist besonders kritisch"
Ein trotz seiner Jugend "alter Hase" in der Kommunalpolitik ist auch Volkart Kienzl: Mit 18 Jahren saß er bereits für die ÖVP im Gemeinderat von Fohnsdorf, mit 21 wurde er Vizebürgermeister, und nun, als 22-Jähriger, konnte er bei der Wahl am Sonntag den Mandatsstand von fünf auf sieben erhöhen. "Von diesen sieben Personen sind vier unter 30 Jahre alt", ist Kienzl stolz. "Wir bringen junge Themen und frischen Wind in den Gemeinderat."

Für Kienzl ist die Jugend die "kritischste Bevölkerungsschicht". Sorgen um die Pensionen, um die Pflege von Angehörigen, um Arbeitsplätze dominieren. Dazu kommt in der Region Murtal auch das große Thema Abwanderung. Kein Interesse besteht an veralterten Parteistrukturen, "diese gehören aufgebrochen". Aus der Bevölkerung hat Kienzl vorwiegend positive Rückmeldungen erhalten, "obwohl mein Alter polarisiert hat. Das Wahlergebnis gab uns jedoch recht." Von politischen Mitbewerbern erfuhr er aber auch eine Portion Geringschätzung.

Scharfe Blicke von den Mitbewerbern
Dieselbe Erfahrung machte auch der erst 21-jährige Gerald Baumann, der als Spitzenkandidat der Grünen in den Gemeinderat von Liezen einzieht: "Die Bevölkerung war offen und freundlich zu mir. Gerade die älteren Menschen haben sich bei unseren Hausbesuchen gefreut, dass sich die Jugend engagiert. Von den Mitbewerbern gab es einige scharfe Blicke."

Baumann war stets politisch interessiert, in den vergangenen Monaten baute er in Liezen die Ortsgruppe der Grünen quasi von Null weg auf. "Grüne Themen haben in der Stadt gefehlt", meint Baumann, der das geplante neue Einkaufszentrum kritisiert und sich einen Fokus auf Wohn- und Lebensqualität wünscht. In den nächsten fünf Jahren hat er eine verantwortungsvolle Tätigkeit: Er ist der Vorsitzender des Prüfungsausschusses.

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