Endlich ansehnlich

Skoda Fabia: Mit GTI-Leistung auf MINI-Kurs

Motor
22.03.2015 20:37
Sogar MINI-Kunden will Skoda mit dem neuen Fabia überzeugen. Der Wunsch ist ambitioniert und vielleicht sogar utopisch, aber Fakt ist: Dank dem sympathischen Design-Chef Jozef Kaban ist der Fabia endlich im Kreis der gutaussehenden Autos angekommen. Ambitioniert ist auch ein gutes Stichwort für meinen Testwagen, der mit jugendlichem Übermut das Mauerblümchendasein seines Vorgängers Vergessen machen will.
(Bild: kmm)

Natürlich stimmt die Bezeichnung Mauerblümchen lediglich für die Optik der Vorgängermodelle, nicht aber in Sachen Verkaufszahlen: 3,5 Millionen Stück wurden seit 1999 insgesamt verkauft. Wahrscheinlich an Leute, denen es egal ist, wie ihr Auto ausschaut.

Die können auch die dritte Fabia-Generation ordern, aber inzwischen auch diejenigen, die sich selbst gerne mal im Spiegel sehen. Ja, man darf auch ein wenig eitel sein, wenn man sich den Skoda Fabia vors Haus stellen will. In meinem Fall ist der Kleine quietschgrün und hat ein schwarzes Dach. Diese Zweifarbigkeit zielt Richtung MINI. Wie auch das ganze Wesen meines Testwagens. Räubern statt gleiten ist die Devise.

Den seligen GTI im Kopf
Unter der Haube sorgt der 1,2-Liter-Vierzylinder aus dem Konzernregal für Vortrieb. Der hat mit 110 PS genauso viel Leistung wie einst der selige VW Golf GTI und ein maximales Drehmoment von 175 Nm ab 1.400/min. Geschaltet wird (optional und nur für diesen Motor erhältlich) mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG. Das ist beliebt und bewährt, die Motor/Getriebe-Kombination hinterlässt aber nicht den besten Eindruck, denn harmonisch zu fahren ist damit echt schwierig.

Ein typisches Anfahren an der Ampel: Gas geben - nichts rührt sich - mehr Gas geben - es bewegt sich was - plötzlich setzt richtig Leistung ein, zerrt wild an den Vorderrädern - die Beifahrerin schüttelt den Kopf und verdreht die Augen. Auch im dichten Feierabendverkehr, sagen wir mit 80 km/h auf der Südosttangente, kommt keine Ruhe auf. Man muss immer wieder auffallend Gas geben und vom Gas gehen, um mitzuschwimmen; gleichmäßig dahingleiten geht kaum.

Will man aber auf Zug unterwegs sein und dem Tschechen die Sporen geben, ist er in seinem Element. Im mittleren Drehzahlbereich hängt der Motor gut am Gas und macht Freude - auch akustisch, denn er klingt richtig kernig, ohne zu nerven. Da greife ich auch gerne zum Schalthebel, um die Gänge selbst zu sortieren. Lieber wären mir allerdings Schaltpaddles, aber die sind nicht zu bekommen, obwohl sie gut dazupassen würden. Sogar ein Sportfahrwerk (130 Euro extra) haben sie dem ambitionierten, grünen Giftzwerg verpasst. So macht das Spaß.

Innen zeigt der Fabia wahre Größe
Genug Benzin geplaudert. Der Skoda Fabia hat noch mehr zu bieten, nämlich richtig viel Platz im sachlich, aber sehr ansehnlichen Innenraum, eine hervorragende Bedienbarkeit und gute Ideen. Man sitzt wirklich ausgezeichnet, hinten geht auch, schließlich ist der Innenraum eine Spur länger als früher (obwohl das Auto außen mit 3,99 m etwas kürzer geworden ist). Der Kofferraum fasst rekordverdächtige 330 Liter (15 mehr als beim Vorgänger), 1.150 Liter mit umgeklappten Rücklehnen auf einer gestuften Ladefläche.

Mein Testwagen ist kein Brot-und-Butter-Auto, sondern entspricht (zum Preis von 21.000 Euro) dem Trend zu kleineren Autos mit reichhaltiger Ausstattung. Und da greift der Fabia durchaus auf Features höherer Klassen und teurerer Konzernmarken zu. Für Detailliebhaber: Das schlüssellose Zugangssystem Kessy hat außen am Türgriff einen Sensor - keinen Druckknopf, wie bei manchen anderen Herstellern. Das ist hochwertig. Auf der anderen Seite verzichtet Skoda auf eine Dauerfunktion beim Fensterheber, man muss also vor der Ausfahrtschranke im Parkhaus den Finger auf dem Schalter lassen, bis die Scheibe unten ist.

Klimaautomatik, Tempomat, Heizsitze, Parksensoren hinten - alles Teil der Style-Serienausstattung. Das Austria-Paket um 1.230 Euro sollte man sich auch noch gönnen, es beinhaltet u.a. das Top-Radio mit dem hervorragenden 6,5-Zoll-Touchscreen Kessy oder auch Skoda-typische "simply clever"-Features mit allerlei Unterbringungs-Kreationen. Immer an Bord ist jetzt Skodas Eiskratzer im Tankdeckel. Die Bedienung ist sehr erwachsen und klar, angefangen bei der kleinen Lautstärke-Walze am Multifunktionslenkrad bis hin zur logischen Menüführung.

Unterm Strich
Der Skoda Fabia gehört zu den Top-Angeboten im Kleinwagensegment und deckt mit seiner Aufpreispolitik die Bandbreite zwischen einfachsten (60-PS-Dreizylinder ab 12.720 Euro) und höchsten Ansprüchen ab. So erfindet sich Skoda immer mehr zu einer Art Lifestyle-Marke neu. Der MINI schaut derweil aus höheren Preis-Sphären zu.

Warum?

  • Kaufbar wegen, nicht trotz seines Aussehens
  • Im Klassenvergleich sehr gutes Platzangebot

Warum nicht?

  • Getestete Motor/Getriebe-Kombination nicht für jeden passend

Oder vielleicht …

... Hyundai i20, Mazda2, Opel Corsa, VW Polo

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(Bild: kmm)



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