Morde an Jesiden

UNO beschuldigt IS-Terrormiliz des Genozids

Ausland
19.03.2015 15:05
Der UNO-Menschenrechtsrat hat der IS-Extremistenmiliz Kriegsverbrechen vorgeworfen und den UN-Sicherheitsrat aufgefordert, gegen die Täter ein Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof anzustrengen. Das gezielte Vorgehen gegen die Jesiden belege das Vorhaben des IS, "die Jesiden als Gruppe zu zerstören". Dies lege den Verdacht auf Völkermord nahe.

In Gesprächen mit mehr als 100 mutmaßlichen Opfern und Zeugen seit September des vergangenen Jahres hätten sich Hinweise auf schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit ergeben, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. Eine Reihe von Verbrechen wird darin aufgelistet, unter anderen Mord, Folter, Vergewaltigung, sexuelle Sklaverei und den Einsatz von Kindersoldaten. Der Vorwurf des Völkermords gegen den IS bezieht sich auf die gezielte Tötung von Jesiden.

Tausende Jesiden bei Blitzoffensive ermordet
Der IS hatte bei seiner Blitzoffensive im Nordirak im vergangenen Sommer Tausende Jesiden getötet oder gefangen genommen. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten wurden Hunderte, wenn nicht Tausende jesidische Frauen als Ehefrauen an Dschihadisten verkauft oder als Sexsklavinnen missbraucht.

Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit mit einem eigenständigen monotheistischen Glauben. Sie leben vorwiegend im Nordirak und sind mehrheitlich ethnische Kurden. Von der IS-Miliz und anderen militanten Sunniten werden sie als "Teufelsanbeter" verfolgt. Auch an Schiiten, Christen und Angehörigen anderer Religions- und Volksgruppen hätten sich die IS-Milizen in furchtbarer Weise vergangen, hieß es in dem Bericht.

Im Irak und in Syrien hat der IS große Gebiete erobert und ein "Kalifat" ausgerufen, in dem strenge islamische Regeln gelten. Menschen, die aus Sicht der Extremisten Ungläubige sind, werden mit drastischen, teils mittelalterlichen Strafen verfolgt. Der Bericht erwähnt als Beispiel Todesurteile gegen 13 Jugendliche, weil sie ein Fußballspiel angeschaut haben sollen. Außerdem wirft der Menschenrechtsrat den IS-Kämpfern vor, sie hätten Chlorgas gegen irakische Soldaten eingesetzt. Das ist als chemische Waffe weltweit geächtet.

Schwere Vorwürfe auch gegen irakische Streitkräfte
Den irakischen Streitkräften und mit ihnen verbündeten Milizen werfen die Ermittler ebenfalls schwere Verbrechen vor. Sie hätten in zahlreichen Fällen Zivilisten ermordet, gefoltert und entführt. "Einige dieser Untaten könnten Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie Kriegsverbrechen sein." Die Armee und Milizen sollen im Kampf gegen den IS Fassbomben eingesetzt haben. Die Bomben bestehen meist aus Ölfässern, die mit Sprengstoff, Diesel oder Benzin sowie Metallteilen gefüllt sind. Sie sind nicht zielgenau, in der Wirkung aber verheerend und verursachen oft viele Opfer unter der Zivilbevölkerung.

Die Ermittler appellieren an den gegenwärtig in Genf tagenden UNO-Menschenrechtsrat, sich beim UN-Sicherheitsrat in New York für die strafrechtliche Verfolgung aller derartigen Verbrechen im Irak einzusetzen. Der Sicherheitsrat müsse damit den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag beauftragen.

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