Mittelmeer-Mission

US-Millionär rettet mit Austro-Drohnen Flüchtlinge

Elektronik
12.03.2015 14:13
2013 ertranken vor der italienischen Insel Lampedusa Hunderte Flüchtlinge, die auf der Suche nach einem besseren Leben die gefährliche Überfahrt von Afrika nach Europa gewagt hatten. 2014 starben trotz Hilfseinsätzen der italienischen Küstenwache von geschätzten 207.000 Mittelmeer-Flüchtlingen mehr als 3.400 auf See. Ein US-Millionär wollte das nicht länger hinnehmen und stach mit seinem Schiff und zwei österreichischen Drohnen in See. Seine Mission: möglichst viele Flüchtlinge vor dem Ertrinken retten.

Christopher Catrambone ist selbst Flüchtling – wenn auch einer mit einem stattlichen Vermögen. Nachdem Hurrikan Katrina 2005 sein Anwesen im US-Bundesstaat Louisiana verwüstet hatte, kehrte er mit seiner Familie den USA den Rücken und begann ein neues Leben auf Malta. Catrambone bereiste per Schiff die Strände des Mittelmeers, berichtet der IT-Blog "Mashable".

Bis zum Jahr 2013 machte sich der Millionär wenig Gedanken um das Schicksal der Bootsflüchtlinge, welche die gefährliche Fahrt von Nordafrika nach Europa antreten. Die Tragödie vor der italienischen Insel Lampedusa, bei der Hunderte Flüchtlinge ihr Leben verloren, öffnete ihm aber die Augen. "Auf halbem Weg vor Lampedusa sahen wir eine Jacke im Wasser treiben. Das hat gesessen. Wir fragten uns: Wie können wir nur Spaß an diesen wunderschönen Stränden haben, während dort die Leichen von Migranten angespült werden?"

Equipment und Team kosteten halbes Vermögen
Nach ihrer Rückkehr auf Malta machten sich Catrambone, seine Frau Regina und Tochter Maria Luisa ans Werk. Sie kauften ein Schiff und zwei Kamera-Drohnen des österreichischen Herstellers Schiebel, besorgten zwei Schlauchboote und heuerten eine Crew für ihr Projekt an. Die Beschaffung der Ausrüstung kostet Catrambone sein halbes Vermögen. Im August 2014 stachen sie mit ihrer "Migrant Offshore Aid Station" (MOAS) erstmals in See, um nach Flüchtlingen zu suchen – und halfen während der ersten zwei Monate auf See prompt bei der Rettung von rund 3.000 Migranten.

Vereinzelt traf der Millionär mit seiner Familie und seinen Mitstreitern auf Boote, die bereits Leck geschlagen hatten. Einmal rettete er mit seinem Schiff "Phoenix" ein erst zwei Jahre altes Kleinkind. Viele der Flüchtlinge in Seenot, auf die Catrambone vergangenes Jahr traf, flohen vor dem Bürgerkrieg in Syrien. "Es waren Männer, Frauen und Kinder aller Altersgruppen und Schichten, inklusive Ärzten, Anwälten, Ingenieuren und Pensionisten", berichtet Christian Peregrin, ein Sprecher der MOAS-Initiative.

Situation im Mittelmeer spitzt sich weiter zu
Derzeit bereiten sich Catrambone und sein Team auf ihren nächsten Einsatz vor – und sie rechnen mit viel Arbeit. Die Zahl der Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa strömen, nahm in den vergangenen Jahren stetig zu – binnen Dreijahresfrist von 70.000 auf zuletzt rund 207.000. Gleichzeitig wurden Bemühungen der Mittelmeer-Anrainerstaaten, in Seenot geratene Flüchtlinge zu finden und zu bergen, zurückgefahren. War die italienische Marine 2014 im Zuge der Operation Mare Nostrum stark präsent, wurde Ende vergangenen Jahres das Ende der Operation verkündet.

"Wir fürchten, dass 2015 das bisher tödlichste Jahr für Migranten im Mittelmeer wird, also wollen wir möglichst bald in See stechen", sagt MOAS-Specher Peregrin. Ohne Mare Nostrum seien trotz steigender Flüchtlingszahlen weniger Such- und Rettungsboote im Einsatz als sonst. Und das zeige sich schon jetzt bei den Opferzahlen. Heuer sollen bereits rund 400 Migranten im Mittelmeer ertrunken sein, letztes Jahr waren es um diese Zeit rund 30. Und die gefährlichste Zeit, in der Schlepper Hunderte Flüchtlinge in kaum seetüchtige Boote pferchen und auf die Reise gen Norden schicken, steht erst bevor: der Sommer.

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