4 Jahre Syrien-Krieg

220.000 Tote – und kein Ende des Blutvergießens

Ausland
12.03.2015 13:39
Insgesamt 21 Hilfsorganisationen haben dem UNO-Sicherheitsrat "völliges Versagen" in der Syrien-Krise vorgeworfen. Den Vereinten Nationen sei es nicht gelungen, die Menschen in dem Land zu schützen, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht "Failing Syria" (Versagen in Syrien) zum vierten Jahrestag des Beginns der Proteste, die schließlich zum Bürgerkrieg führten. Bisher fielen der Gewalt etwa 220.000 Menschen zum Opfer, ein Ende des Blutvergießens ist weit und breit nicht in Sicht.

Die 21 Gruppen - darunter Oxfam, World Vision, Pax Christi International, Save the Children und Handicap International - bewerten ihren Syrien-Bericht als "katastrophales Zeugnis" für die UNO und die Konfliktparteien.

Rund 220.000 Todesopfer und Millionen Flüchtlinge
Die Helfer werfen dem Sicherheitsrat vor, dass keine seiner drei Resolutionen etwas bewirkt habe. Statt geschützt zu werden, hätten die Syrer 2014 sogar das blutigste Jahr des Konflikts erlebt: Rund 76.000 Menschen seien getötet worden - mehr als ein Drittel der insgesamt etwa 220.000 Toten der vierjährigen Gewalt. Die Zahl der kaum zu erreichenden Hilfsbedürftigen betrage etwa 4,8 Millionen, derzeit befänden sich etwa 3,7 Millionen Flüchtlinge aus Syrien in den Nachbarländern.

"Die bittere Realität ist, dass der UNO-Sicherheitsrat die Resolutionen nicht umgesetzt hat. Das vergangene Jahr war das dunkelste seit Ausbruch dieses fürchterlichen Krieges", sagte Kathrin Wieland von Save the Children. Robert Lindner von Oxfam meinte: "Die Regierungen einflussreicher Staaten müssen endlich dafür sorgen, dass der Konflikt nicht weiter angeheizt wird und dass die Nothilfemaßnahmen massiv ausgeweitet werden."

Zudem könnte den Helfern von der UNO und anderen Hilfsorganisationen auch noch das Geld ausgehen. Schon 2013 seien die erforderlichen Hilfsmaßnahmen der Vereinten Nationen nur zu 71 Prozent ausfinanziert gewesen, im vergangenen Jahr schließlich nur noch zu 57 Prozent, heißt es in dem Bericht.

Sechs Gründe, warum der Krieg weitergehen wird
Am 15. März 2011 hatte in Syrien mit dem gewaltsamen Vorgehen der Regierungstruppen von Machthaber Bashar al-Assad gegen die Opposition ein gnadenloser Krieg begonnen, der mit dem Aufstieg der Extremistengruppe Islamischer Staat einen weiteren Höhepunkt der Brutalität fand. Alle - mehr oder weniger ernsthaften - Versuche der internationalen Gemeinschaft, das Morden zu beenden, schlugen bisher fehl.

Im Folgenden sechs Gründe, warum der Krieg andauert und ein schnelles Ende unwahrscheinlich ist:

  • Einmischung von außen: Das Assad-Regime hat mit Russland und dem schiitischen Iran mächtige Verbündete im Ausland. Teheran unterstützt Damaskus mit Geld und Kämpfern, zudem kämpft die libanesische Schiiten-Miliz an der Seite Assads. Aber auch die Rebellen erhalten Geld und Waffen aus dem Ausland, unter anderem aus Saudi-Arabien. So wurde die Krise zu einem regionalen Konflikt.
  • Assads Unnachgiebigkeit: Der Präsident sagte am Anfang der Proteste Reformen zu - die nie kamen. Stattdessen brandmarkt sein Regime sämtliche Gegner, auch moderatere Oppositionelle, als "Terroristen". Viele Kritiker sitzen in Gefängnissen. Im Kampf ums Überleben setzt die Armee zudem immer wieder sogenannte Fassbomben ein - Metallbehälter, die mit Sprengstoff und Metall gefüllt sind.
  • Zerstrittene Opposition: Den Regimegegnern ist es bis heute nicht gelungen, sich zu einen und eine gemeinsame Führung zu bilden. Die Exil-Opposition in Istanbul wird zwar international anerkannt, zeigt sich aber zerstritten und hat in Syrien kaum Einfluss. Auch mit der Opposition aus Damaskus konnte sie sich noch nicht auf konkrete gemeinsame Ziele einigen.
  • Konfessionalismus: Längst ist der Bürgerkrieg auch zu einem Konflikt zwischen den Konfessionen geworden. Das Regime wird von Alawiten kontrolliert, einer Nebenlinie des schiitischen Islam. Die Alawiten befürchten blutige Rache, sollte Assad stürzen. Auch viele Christen sehen den Präsidenten als ihren Schutzpatron. In den Reihen der Rebellen kämpfen dagegen vor allem Sunniten.
  • Politik des Westens: Die USA und Europa lehnen eine militärische Intervention gegen das Assad-Regime ab. US-Präsident Barack Obama drohte zwar für den Fall des Einsatzes von Chemiewaffen durch das Regime in Syrien mit einem Eingreifen, nahm dann aber doch davon Abstand. Der Westen steht politisch zwar auf der Seite der moderateren Rebellen, unterstützt diese aber kaum mit Waffen.
  • Stärke der Extremisten: Als die Krise in Syrien eskalierte, fasste die Terrormiliz Islamischer Staat auch in dem Land Fuß, in dem sie jetzt ein Drittel der Fläche kontrolliert. Andere Teile Syriens stehen unter der Herrschaft der Al-Nusra-Front, einem Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Moderate Kräfte sind auf dem Rückzug.
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