Kurs auf Talfahrt

EZB-Geldspritze lässt den Euro straucheln

Wirtschaft
06.03.2015 12:28
Die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank lässt den Euro taumeln: Die europäische Gemeinschaftswährung notierte am Freitag zeitweise nur noch bei 1,0964 Dollar und markierte damit den tiefsten Stand seit September 2003. Der Euro könnte laut Analysten vor einer längeren Schwächephase stehen, vor allem, wenn die Spekulationen auf eine baldige Erhöhung der Zinsen in den USA neue Nahrung erhalten sollten.

Die EZB hatte am Donnerstag angekündigt, ab Montag Staatsanleihen im großen Stil aufzukaufen, um das Risiko einer Deflation abzuwenden. Insgesamt will die Zentralbank 1,14 Billionen Euro in die Märkte pumpen. Der deutsche Bankenverband kritisiert das Programm: "Die Risiken sind weitaus höher als der Nutzen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Michael Kemmer, der "Passauer Neuen Presse".

Das Niedrigzinsniveau halte weiter an und es bestehe die Gefahr von "Vermögenspreisblasen". "Wenn der Zins als Maßstab für das Risiko fehlt, ist die Gefahr groß, dass die Mittel ungeordnet in alle möglichen Investitionen fließen", warnte Kemmer.

"EZB-Programm keine Hilfe für Krisenstaaten"
Zugleich werde das EZB-Programm den Krisenstaaten in der Euro-Zone kaum helfen, sagte Kemmer. "Die Unternehmen dort kommen nicht wegen fehlender Liquidität schwer an Kredite, sondern sie haben ein Bonitätsproblem", argumentierte er.

Die fraglichen Länder müssten "wirtschaftliche Reformen in Angriff nehmen", die "aufgeblähten" Staatsapparate beschneiden und den Arbeitsmarkt reformieren. Wenn die Länder dann wettbewerbsfähiger würden, bekämen sie Wachstumsimpulse und die Unternehmen vor Ort würden wieder kreditwürdig.

Kemmer sieht keine Gefahr einer Deflation
Kemmer widersprach auch der Einschätzung der EZB, es könne eine Phase der Deflation drohen. Die zuletzt sehr geringe Teuerungsrate sei vor allem auf die niedrigen Energiepreise zurückzuführen, erklärte er. Im Februar waren die Verbraucherpreise in der Euro-Zone im Jahresvergleich um 0,3 Prozent zurückgegangen.

EZB-Präsident Mario Draghi betonte am Donnerstag, die Zentralbank werde das Ankaufprogramm "wenn nötig" über September 2016 hinaus verlängern, bis sie eine "anhaltende Anpassung der Inflation" an die angestrebte Rate von knapp unter zwei Prozent beobachte.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele