Mit Bulldozern

IS planiert historische Stadt Nimrud im Irak

Ausland
06.03.2015 06:42
Die Terrormiliz Islamischer Staat setzt ihre Zerstörung einzigartiger altorientalischer Kulturgüter im Nordirak fort. Nachdem IS-Kämpfer bereits im Museum von Mossul gewütet hatten, seien sie nun in die jahrtausendealte Stadt Nimrud eingefallen, teilte das irakische Antikenministerium am Freitag mit. Demnach begannen die Dschihadisten bereits damit, die historischen Stätten von Nimrud "mit Bulldozern und schweren Militärfahrzeugen" zu zerstören.

Ein Beamter des Antikenministeriums erklärte, es sei noch unklar, wie weit die Zerstörungen in Nimrud reichten. Es seien auch Lastwagen gesehen worden, die womöglich zum Abtransport von Kunstgegenständen verwendet werden sollen. Die IS-Extremisten, die große Teile des Irak und Syriens unter ihre Kontrolle gebracht und dort ein Kalifat ausgerufen haben, stehen im Verdacht, sich teilweise durch den Verkauf von archäologischen Fundstücken aus Grabungen und Museen zu finanzieren.

Zeitweilige Hauptstadt Assyriens
Nimrud ist eine bedeutende assyrische Ruinenstätte am Ufer des Tigris knapp 40 Kilometer südlich der vom IS besetzten Stadt Mossul. Die Stadt wurde um 1.270 vor Christus gegründet und war zeitweilig die Hauptstadt Assyriens. Der Name leitet sich vom biblischen König Nimrod ab. Ausgrabungen brachten im 19. und 20. Jahrhundert Festungsruinen, Tempelanlagen, Obelisken und reich verzierte Reliefs hervor. Das irakische Antikenministerium befürchtet nun, die bedeutenden Ruinen für immer zu verlieren.

UNESCO verurteilt "Kriegsverbrechen"
UNESCO-Chefin Irina Bokowa verurteilte die begonnene Zerstörung Nimruds als "Kriegsverbrechen", das zeige, dass die im Land wütende kulturelle Säuberung nichts und niemanden ausspare. Alle Verantwortlichen seien dazu aufgerufen, "sich gegen diese neue Barbarei zu erheben und daran zu erinnern, dass es keinerlei politische oder religiöse Rechtfertigung für die Zerstörung von kulturellem Erbe der Menschheit gibt". Angesichts der IS-Taten dürfe niemand schweigen, meinte die Vorsitzende der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur am Freitag in Paris.

Auch Kulturschätze in Mossul zerstört
Erst Ende Februar hatte der IS ein Video veröffentlicht, das die Zerstörung assyrischer Kulturgüter aus der Provinz Ninive zeigt. Der etwa fünf Minuten lange Film zeigt, wie die Islamisten im Museum von Mossul mit großen Hämmern auf die Stücke einschlagen oder sie umstürzen, sodass sie zu Bruch gehen. In dem Video erklärt ein IS-Anhänger, auch der Prophet Mohammed habe alle Götzenfiguren zerstört, als er nach Mekka gekommen sei. Der IS beruft sich dabei auf eine Interpretation des Islams, die die bildliche Darstellung von Menschen und Gott verbietet.

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