Stirbt langsam aus

Japaner erweisen Roboterhund Aibo die letzte Ehre

Elektronik
26.02.2015 13:29
2006 wurde die Produktion eingestellt, im März vergangenen Jahres schlossen die letzten "Kliniken". Seitdem "sterben" in Japan immer mehr Exemplare von Sonys Roboterhund Aibo. In buddhistischen Zeremonien mit Räucherstäbchen und Gebeten erweisen Priester dem künstlich intelligenten Spielzeug, dem Besitzer eine "Seele" nachsagen, nun die letzte Ehre.

Die erste Charge Aibos rollte im Juni 1999 in Japan vom Band. Der Roboter mit sich selbst entwickelnder "Hunde-Persönlichkeit" erwies sich als durchschlagender Erfolg: Die ersten 3.000 Exemplare waren trotz des hohen Anschaffungspreises von umgerechnet knapp 2.000 Euro binnen 20 Minuten ausverkauft. Im Laufe der folgenden Jahre verkaufte Sony mehr als 150.000 Stück, ehe die Produktion des Robo-Vierbeiners 2006 im Zuge von Konzernumstrukturierungen eingestellt wurde.

Ersatzteile werden knapp
Die Versorgung mit Ersatzteilen gewährleistete Sony zunächst in sogenannten Aibo-Klinken, ehe der japanische Elektronikkonzern auch diese im Vorjahr schloss. Seitdem kranken immer mehr Aibos an Altersschwäche, wie die britische "Daily Mail" berichtet. Viele besorgte Besucher wenden sich deshalb an A FUN, ein von ehemaligen Sony-Ingenieuren gegründetes Reparaturunternehmen für den Robo-Wauwau.

Das Wort Reparatur hören die Mitarbeiter von A FUN allerdings weniger gerne. Aibo-Besitzer würden sie eher als Ärzte denn als Techniker betrachten. "Für ihre Besitzer sind Aibos keine Haushaltsgeräte", zitiert die Zeitung den 61-jährigen Hiroshi Funabashi, "sie betrachten sie offensichtlich als Familienmitglied".

"Organspenden" als letzter Ausweg
Doch auch diesen "Familienmitgliedern" können die Techniker immer seltener helfen. Dutzende Aibos befinden sich aktuell in stationärer Behandlung, über 180 stehen auf der Warteliste. Doch es mangelt zunehmend an Ersatzteilen, um sie aufzupäppeln. Die einzige Hoffnung sind demnach "Organspenden" von toten Aibos.

"Seelenwanderung"
19 von ihnen, aufgebahrt auf einem Altar, ist nun im 450 Jahre alten Kofukuji Tempel in Tokio die letzte Ehre erwiesen worden – damit ihre "Seele" gemäß dem buddhistischen Glauben in den neuen alten Aibo-Körper übergehen kann. Was Europäern derzeit noch seltsam anmuten mag, könnte mit zunehmendem Fortschritt auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz und der Verbreitung von Robotern eines Tages jedoch auch hierzulande Alltag sein. A-FUN-Mitarbeiter Funabashi ist jedenfalls überzeugt: "Wir müssen erkennen, dass es keine gewöhnlichen elektronischen Geräte sind."

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