Studie zeigt:

Österreich hinkt bei Crowdfunding noch hinterher

Web
25.02.2015 15:23
Übers Internet Geld für private oder kleinere Firmenprojekte einzusammeln, erfreut sich seit ein paar Jahren steigender Beliebtheit. Der Markt für das sogenannte Crowdfunding wächst in Europa rasant, das Niveau ist allerdings noch niedrig, wie eine aktuelle Studie zeigt. Der weitaus größte Markt für alternative Finanzierungen ist Großbritannien, Österreich hinkt im internationalen Vergleich noch hinterher.

Alternative Finanzierungsformen werden zum Mainstream, aber es gibt Risiken, die diese Entwicklung bremsen könnten, so die Studienautoren von der Universität Cambridge und dem Beratungskonzern Ernst & Young. Am wichtigsten sei, dass die Online-Plattformen, über die Privatkredite lukriert werden, als vertrauenswürdig wahrgenommen werden, und zwar von Geldgebern und Kreditnehmern gleichermaßen. Die Politik müsse für klare Regeln sorgen.

Rechtliche Grauzone
Derzeit bewegen sich viele Crowdfunding-Plattformen in einer rechtlichen Grauzone. Auch in Österreich wurde deshalb bei Wirtschaftstreibenden schon mehrfach der Ruf nach einer gesetzlichen Grundlage laut. Dies, weil vor allem kleine Unternehmen schwer an herkömmliche Bankkredite kommen. Hauptforderung ist eine abgespeckte Prospektpflicht für die Alternativfinanzierung, was wiederum Konsumentenschützer kritisch sehen.

Aufs öffentliche Tapet gebracht wurde Crowdfunding in Österreich durch den Schuhhersteller Heini Staudinger, der seinen Streit mit der Finanzmarktaufsicht medienwirksam ausgetragen hat. Staudinger hat Geld für seine Investitionen bei Privaten aufgestellt, aus Sicht der Finanzhüter war das aber ein illegales Bankgeschäft.

Österreich hinkt hinterher
Sieht man sich die nackten Zahlen an, steckt Crowdfunding in Österreich noch in den Kinderschuhen. 2014 haben die Österreicher im Schnitt pro Kopf nur 40 Cent in entsprechende Projekte investiert. Der Europa-Schnitt lag der Studie zufolge bei 5,1 Euro, wobei es extreme Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern gab.

In Großbritannien wurden demnach vergangenes Jahr insgesamt rund 2,3 Milliarden Euro oder 36 Euro pro Kopf an alternativem Kapital lukriert. Das sind 80 Prozent des europäischen Gesamtvolumens von über 2,9 Milliarden Euro. Weit abgeschlagen dahinter kamen Frankreich (154 Millionen Euro), Deutschland (140 Millionen Euro) und Schweden (107 Millionen Euro). In Österreich waren es lediglich 3,6 Millionen Euro, womit das Land auf dem zwölften Platz landete.

Im Pro-Kopf-Ranking waren die Esten die zweitfleißigsten Crowdfunder: Sie stellten im Schnitt 16,7 Euro zur Verfügung, gefolgt von den Schweden (10,9 Euro) und den Niederländern (4,6 Euro). Österreich landete mit seinen 40 Cent pro Kopf abermals auf Platz zwölf.

Noch viel Verbesserungspotenzial
Der Studie zufolge gibt es noch viel Raum nach oben: Allein von 2012 bis 2014 hat sich das Transaktionsvolumen diverser Crowdfunding-Plattformen in Europa von 500 Millionen auf fast drei Milliarden Euro versechsfacht. Für 2015 sagen die Experten, die sich Daten von 255 Portalen in 16 Ländern angesehen haben, ein Wachstum auf sieben Milliarden Euro voraus. Davon sollen 5,7 Milliarden Euro auf Großbritannien entfallen und 1,3 Milliarden Euro auf die anderen europäischen Länder.

Am beliebtesten war in Europa (ohne UK) voriges Jahr die - ungesicherte - Kreditvergabe von Privatperson zu Privatperson (Volumen: knapp 275 Millionen Euro). Dahinter kam das von den Studienautoren belohnungsbasierte genannte Crowdfunding mit 120 Millionen Euro: Hierbei wird den Geldgebern das zu entwickelnde Produkt, also nicht die Rückzahlung des Investments, in Aussicht gestellt. Weitere 93 Millionen Euro haben private und institutionelle Investoren kleinen und mittelständischen Unternehmen zur Verfügung gestellt.

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