In Booten aus Libyen

IS droht, Europa mit Flüchtlingen zu “überfluten”

Ausland
20.02.2015 06:00
Spätestens nach der Ermordung von 21 koptischen Christen aus Ägypten durch den Islamischen Staat steht fest: Die Dschihadisten werten das Bürgerkriegsland Libyen als ein strategisch wichtiges Gebiet für ihren Feldzug gegen den Westen. Während Tripolis nun im Kampf gegen die Terroristen Waffen aus dem Ausland fordert, droht der IS Europa mit einem "psychologischen Angriff" im Falle einer militärischen Intervention in Libyen. Konkret wolle die Terrormiliz Experten zufolge Hundertausende Flüchtlinge in Booten aufs Meer treiben - um den Kontinent zu "überfluten". Damit nicht genug, würden sich dann unter den Migranten auch Terroristen verstecken.

Der IS habe laut Angaben der Quillam Foundation, einem in London ansässigen, auf Anti-Terror-Maßnahmen spezialisierten Think Tank, angekündigt, bis zu 500.000 Flüchtlinge gleichzeitig in Hunderten Booten auf das Mittelmeer zu schicken, sollte es in Libyen zu einer Militärintervention des Westens kommen. In Italien publizierte Transkripte von IS-Telefonaten würden Quillam zufolge einen solchen Einsatz von Flüchtlingen als eine Art "psychologische Waffe" belegen.

Sollten die Terroristen ihre Drohung tatsächlich wahr machen, würden zahlreiche Flüchtlinge ertrinken, da die Rettungskräfte mit derart hohen Zahlen hoffnungslos überfordert wären, so die Schlussfolgerung der britischen Anti-Terror-Experten. Außerdem sei in weiterer Folge gar mit Aufständen in europäischen Städten infolge der angedrohten massiven Flüchtlingswelle zu rechnen.

Damit nicht genug, sei dem Think Tank zufolge angesichts der IS-Drohung auch eine erhöhte Terrorgefahr in Europa zu befürchten. Laut einem Briefverkehr der Dschihadisten, der Quillam vorliegt, plane der IS jedenfalls, in einem ersten Schritt die Kontrolle über Libyen an sich zu reißen. Anschließend wollen die Terroristen, getarnt als Flüchtlinge, das Mittelmeer überqueren und dann in südeuropäischen Städten Angriffe gegen ausgewählte Ziele durchführen. Genannt wurden etwa Häfen oder der internationale Schiffverkehr.

Erstarken des IS in Libyen lässt Europa aufschrecken
Fest steht: Das Erstarken des IS in Libyen lässt Europa aufschrecken. Denn auch ohne die Drohung der Dschihadisten, Europa mit Flüchtlingen zu "überfluten", wird eine weitere Zunahme des Migrantenstroms aus dem nordafrikanischen Land befürchtet. Nicht einmal 500 Kilometer trennen Tripolis von Sizilien, bis zur italienischen Insel Lampedusa sind es gerade einmal 300 Kilometer.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR überquerten vergangenes Jahr mindestens 218.000 Migranten das Mittelmeer mit dem Boot, 3.500 Menschen kamen bei der Überfahrt ums Leben. Seit Anfang 2015 landeten weitere 5.302 Flüchtlinge nach gefährlichen Seefahrten in Süditalien - um 59 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2014.

Gadafi prophezeite "Chaos" im Mittelmeer
Libyens Ex-Diktator Muammar al-Gadafi hatte vor seinem Tod die Ausbreitung von Gewalt über das ganze Land vorausgesagt, bemerkte nun die britische "Daily Mail". In seinem letzten Interview im März 2011 warnte Gadafi: "Wenn anstelle einer stabilen Regierung, die Sicherheit garantiert, die mit (Al-Kaida-Chef Osama) Bin Laden vernetzten Milizen die Kontrolle übernehmen, dann werden die Afrikaner in Massen nach Europa strömen. Das Mittelmeer wird zu einer See des Chaos werden!"

Jetzt, vier Jahre nach dem Sturz und dem gewaltsamen Tod von Gadafi, richten sich die Augen der Welt auf Libyen. So fürchtet Italien - und bestätigt damit die Sorgen der Anti-Terror-Experten von Quillam - nicht nur die Einwanderer, sondern auch die direkte Gefahr durch den IS. Außenminister Paolo Gentiloni fand zuletzt deutliche Worte: Italien dürfe das Risiko eines Angriffs durch IS-Kämpfer nicht unterschätzen. Sollten die von der UNO vermittelten Friedensgespräche scheitern, sei Italien daher natürlich bereit, im Rahmen eines UN-Einsatzes in Libyen zu kämpfen.

Libyen fordert Waffenlieferungen im Kampf gegen IS
Die Regierung in Libyen forderte indes am Freitag eine Aufhebung des UN-Waffenembargos. Seine Regierung brauche Waffen und andere Militärausrüstung aus dem Ausland, um gegen die radikalislamische Miliz kämpfen zu können, sagte der libysche Außenminister Mohammed al-Dairi bei einer Krisensitzung des UN-Sicherheitsrats. Eine internationale Militärintervention, wie zuvor von Ägypten ins Gespräch gebracht, verlangte er hingegen ausdrücklich nicht.

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