Wunder der Natur

Vietnam: Zu Besuch in der Mutter aller Buchten

Reisen & Urlaub
21.02.2015 17:00
Vietnam - das faszinierende Land zwischen den Bergen im Norden und dem Mekong-Delta im Süden hat sich dem Tourismus geöffnet. Das wohl bekannteste Motiv sind hohe Kalksteinfelsen, dicht begrünt, die im Golf von Tonkin aus dem Wasser ragen. Die weltberühmte Ha-Long-Bucht ist eine Reise wert, aber Nordvietnam bietet weitere Höhepunkte wie Hanoi und Sapa!

Es gibt Landschaften, die fast zu schön sind, um noch als irdisch zu gelten. Rund 2.000 Inselberge erheben sich aus dem smaragdgrünen Wasser der Ha-Long-Bucht wie Meeresungetüme. "Halong" bedeutet "der herabsteigende Drache" und lässt sich auf die Legende zurückführen, die besagt, dass vor Urzeiten ein solches Geschöpf mit Schwanzschlägen eine feindliche Flotte vernichtete. Nach dieser heroischen Tat versank der Drache im Meer und verdrängte mit seinem massigen Körper derart viel Wasser, dass die tiefen Täler und Schluchten, die er beim Kampf in die Küstenlandschaft geschlagen hatte, überflutet wurden und nur noch die Gipfel aus dem Wasser ragten.

Ein Wunder, ein Naturwunder allemal, das auch von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Eine Traumkulisse, die von der Hauptstadt Hanoi dank einer modernen Schnellstraße nun leicht zu erreichen ist. Trotzdem empfiehlt es sich unbedingt, dieses Top-Ziel nicht in einem Tagesausflug abzuhaken, sondern sich Zeit zu nehmen, um wenigstens eine Nacht auf einem Schiff in der Bucht zu verbringen. Die Dschunken wirken malerisch; unzählige verteilen sich zwischen den bewachsenen Kalksteinfelsen und bieten wunderbare Fotomotive.

Die Kabinen auf der "Bhaya Classic 2" sind bequem, aber noch verlockender ist ein Platz an Deck, um den Sonnenuntergang bzw. Sonnenaufgang so richtig zu genießen. Der Service lässt nichts zu wünschen übrig, das Essen schmeckt vorzüglich (wie übrigens durchwegs auf dieser Reise). Dieser Müßiggang wird nur durch wunderbare Ausflüge mit einem kleinen Boot, das ein Einheimischer mit dem malerischen Reishut auf dem Kopf rudert, unterbrochen.

Höhle der Überraschung
Der geflochtene Kegelhut ist seit Jahrhunderten ein Symbol Vietnams, und ob Stadt oder Land, überall tragen die Menschen diese Non La genannte Kopfbedeckung. Links ein schwimmendes Dorf, dort ein Händler auf seinem Boot, der nicht nur kalte Getränke, sondern auch süßes, köstliches Obst zum Kauf anbietet. Hang Sung Sot, die Grotte der Überraschung, lässt sich nach einem kurzen Aufstieg problemlos erreichen. Die Höhle ist sehr effektvoll beleuchtet, riesengroß und spektakulär, trotz der vielen anderen Touristen. Ein Besuch der Hang Sung Sot mit ihren drei gigantischen Sälen voller Stalagmiten und Stalaktiten lohnt sich auf alle Fälle!

Hanoi: Alternde Schönheit zwischen Tradition und Moderne
Die Ha-Long-Bucht ist eine der beliebtesten Tourismusattraktionen, aber auch sonst bieten sich viele Höhepunkte, die man bei einer Vietnam-Reise nicht versäumen sollte. Hanoi ist die Hauptstadt, eine der schönsten Asiens. Eine alternde Schönheit, von Tradition und Moderne geprägt. Prachtvolle Kolonialvillen wechseln sich ab mit sozialistischen Protzbauten, in der Altstadt finden sich noch die alten "Tunnelhäuser" der historischen Händlerzünfte, und überall herrscht ein Verkehrschaos, das einen sprachlos machen könnte.

Vor allem wenn man sich auf eine Fahrt mit dem Cyclo einlässt, dem berühmtesten Verkehrsmittel des Landes. Nun gut, vorne tritt einer in die Pedale, während ich das fremdartige Gewirr der Altstadt gebannt verfolge und mich wundere, wie mein Fahrer geschickt die Hindernisse auf der Straße umradelt. Bald beruhigt sich mein Puls ein wenig, als ich erkenne, dass er genau weiß, wie man in dieser Verkehrshölle überlebt.

Mittendrin im Leben auf der Straße
Unser Hotel liegt in der Altstadt, wo das Herz der Metropole schlägt. Wir sind mittendrin im Leben, das sich auf der Straße abspielt. Zwischen Woks, Händlern, Kindern und Mofas wird man buchstäblich zum Slalomläufer, um dem Touristennepp zu entgehen. Aber es finden sich auch hochwertige T-Shirts aus fairer Erzeugung und allerlei Souvenirs. Auf Holzschemeln genießt man nicht nur kühle Getränke und exotische Speisen; in jeder kleinen Bar gibt es kostenloses Internet, wie ich es noch in keinem anderen Land erlebt habe. Ein Segen oder ein Fluch, das muss dann jeder für sich entscheiden.

Eine der größten Sehenswürdigkeiten Hanois ist der Literaturtempel Van Mieu, wo ab 1076 kühler Sachverstand und die Lehre des Konfuzius herrschten. Die letzte Prüfung fand 1919 statt, aber bis heute legen Studenten vor wichtigen Prüfungen am Hauptschrein ihre Opfergaben dar oder lassen sich nach erfolgreichem Studium hier fotografieren, wie uns Bao, unser freundlicher Führer, der in der DDR Deutsch lernte, erzählt.

Ab 1882 hatten die Franzosen das Sagen in Hanoi. Kolonialvillen und die Oper zeugen von dieser Zeit, ebenso wie Baguettes, Croissants und Kaffee. In Vietnam wird übrigens sehr guter Kaffee produziert; "Katzenkaffee" ist eine Spezialität und soll zu den teuersten Sorten der Welt gehören – das sind die, bei denen die Bohnen vorher von Katzen, Eichhörnchen, Füchsen oder Wieseln gefressen, ausgeschieden, gereinigt und dann geröstet werden.

Schildkrötenturm und Wasserpuppentheater
Allabendlich festlich angestrahlt wird der Schildkrötenturm im Hoan-Kiem-See, den wir auf dem Weg zum Wasserpuppentheater passieren. Die Ursprünge des Wasserpuppenspiels liegen im Delta des Roten Flusses. Wasser, das Grundelement der bäuerlichen Reiskultur in Nordvietnam, wurde zum Medium dieser ausschließlich hier praktizierten Kunstform. Es bedarf mehrerer Jahre Training, bis die Puppenspieler die komplizierten, durch Zugfäden übertragenen Bewegungen beherrschen. Die Aufführung ist kurzweilig und voller exotischer Poesie.

Szenenwechsel und Kontrast pur: das Mausoleum von Ho Chi Minh, der bescheiden lebte und dem jeder Totenkult suspekt war; der riesige Klotz aus grauem Marmor ist vermutlich das genaue Gegenteil von dem, was Onkel Ho in seinem Testament verfügte, nämlich die Einäscherung.

An Reisterrassen vorbei nach Sapa
Geschäftiges Treiben herrscht auf dem Bahnsteig. Wir verlassen die "Stadt zwischen den Flüssen", wie Hanoi wegen seiner Lage am Delta des Roten Flusses heißt, mit dem "Victoria Express", der uns über Nacht ins nördliche Lao Cai bringen wird. Saubere Bettwäsche, Wasser und dann ein Frühstück versüßen die Reisezeit. Von Lao Cai geht die Reise per Minibus vorbei an Reisterrassen weiter nach Sapa, das zu Füßen des oft wolkenumhüllten Fan Si Pan, des höchsten Berges, liegt. Vor rund hundert Jahren ein Luftkurort der französischen Kolonialherren, dient uns die Stadt als Ausgangspunkt zu den lokalen Märkten in der spektakulären Bergwelt ringsum.

Die Frauen und Mädchen der Hmong haben wir schon in Sapa erstmals gesehen, doch auf dem Markt von Cau Cau, der etwa 80 Kilometer nördlich liegt, bietet sich ein faszinierendes Bild der einheimischen Minderheiten. Bunt lackierte Bambusschälchen, Textilien, aber auch Lebensmittel werden angeboten, aber nie wird man bedrängt, im Gegenteil, hier kann ein Tourist auch als stiller Beobachter sein Reiseglück finden.

3.500 Kilometer Küste
Eine Flussfahrt auf dem Chay rundet unseren Ausflug in den Norden ab. Langsam tuckert das Boot flussabwärts. Die Landschaft zieht vorbei, entspannt nimmt man da einen Wasserbüffel, dort einen malerischen Kahn wahr, während wir köstliche kleine Bananen verkosten, die wir bei der Wanderung zur Anlegestelle zuvor gekauft haben. Ewig könnte es nun so weitergehen – würde uns nicht bald Bao am Ufer erwarten, um uns wieder sicher nach Hanoi zu geleiten. Schade, dass uns keine Zeit für die wunderbaren Strände bleibt, denn das Land verfügt über eine etwa 3.500 Kilometer lange Küste, die Badeurlaub zur wahren Freude werden lässt! Na ja, vielleicht beim nächsten Mal...

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