Küsse, Pannen & mehr

Die kleinen und großen Oscar-Skandale

Adabei
22.02.2015 07:00
In der Nacht von Sonntag auf Montag steigt in Los Angeles die 87. Ausgabe der Academy Awards: eine lange Zeremonie mit Freudenschreien, nicht enden wollenden Dankesreden und originellen Roben. Der Preis für die Filmschaffenden hat aber auch schon viele denkwürdige Momente geliefert.

Gestoppte 36 Sekunden saugte sich Weiberschwarm Adrien Brody an den Lippen der Laudiatorin Halle Berry fest. Die Gefühlswallung hatte den damals 29-Jährigen völlig übermannt, als er vernommen hatte, dass er als bester Darsteller für seine Rolle in Romans Polanskis Holocaust-Drama "Der Pianist" ausgezeichnet worden war. Das Ex-Bond-Girl soll über die filmreife Kussszene aber gar nicht erfreut gewesen sein.

Es kommt eben drauf an, wen man im Glücksrausch des Sieges abschmust. Übermutti Angelina Jolie fiel ebenfalls 2003 auf offener Bühne derart leidenschaftlich über ihren Bruder James Haven her, dass sie wochenlange Spekulationen auslöste, ob nicht am Ende die Gefühle der beiden über geschwisterliche Zuneigung hinaus gehen.

Kleider-Hoppalas sorgen für Schlagzeilen
Die Oscar-Nacht im Dolby Theatre in Los Angeles gehört zu den Höhepunkten im Jahreskreis der Glitzer- und Glamour-Welt. Und sie folgt einer immer gleichen Liturgie: künstliche Spannung, dann der Freudenschrei oder die mühsam kaschierte Enttäuschung, die unvermeidliche Dankesrede, Abgang, nächste Kategorie. Da fällt es schon auf, wenn das Zeremoniell einmal durch kontroversielle politische Statements oder veritable Skandale gewürzt wird.

Als sich Barbra Streisand 1969 ihren Award für "Funny Girl" abholen will, stolpert die Schauspielerin ungeschickt auf den Stufen. Das wäre noch nicht so schlimm, aber es folgte das, was die Amerikaner ironisch "wardrobe malfunction" (wörtlich: Bekleidungs-Panne) nennen: Ihr durchsichtiger Jumpsuit von Arnold Scaasi gab preis, was er eigentlich verhüllen hätte sollen. Bei Cher ("Mondsüchtig") war der optische Schock wohlkalkuliert, ihr Kleid von Bob Mackie, das oberhalb des Nabels nur das allernötigste Stoff-Minimum aufwies, wurde 1988 zum Gesprächsstoff und schnell zum Kult.

Mehr als zwei Jahrzehnte später bekam Anne Hathaway ("Musical") ihr Fett weg. Als sie 2013 in einem zartrosa Kleid aus dem Hause Prada aufkreuzte, erntete sie nur Spott und Häme, da der eigentlich schlichte Entwurf ihre Brustwarzen ganz merkwürdig betonte. Gwyneth Paltrow, die 1999 den Oscar für ihre Rolle in "Shakespeare in Love" abräumte, löste zwar einen Hype mit ihrem Taft-Traum aus, in Erinnerung blieb aber mehr ihre tränenreiche Danksagung.

Weinen und Stammeln bei Oscar-Rede
Weinen und Stammeln, das sind ohnehin fixe Ingredienzen der Verleihung. Als Roberto Benigni für sein Drama "Das Leben ist schön" ausgezeichnet wurde, schien er wie besoffen vor Glück. Er stieg auf seinen Sessel, stolperte über sämtliche Lehnen, küsste jeden, der ihm in den Weg kam, während er sich zur Bühne emporhantelte. Dann ließ er einen Wortschwall los, der längst als YouTube-Klassiker gilt. Als er eine Stunde später noch einmal auf die Bühne gerufen wurde, weil er nach dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film auch den als bester Darsteller entgegennehmen sollte, winkte er in gespieltem Entsetzen mit der kleinen Statue und rief: "Nein, nein, das muss ein Irrtum sein!"

Bei einem Hollywood-Helden schwenkte hingegen die Kamera rasch wieder weg, als dieser politisch aktiv wurde: Regisseur Michael Moore ("Bowling for Columbine") nutzte seine Oscar-Präsenz, um dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush für seine Angriffe im Irak die Leviten zu lesen: "Schande über Sie, Mr. Bush", feuerte er in die Welt hinaus, Jubelschreie und Buhrufe aus dem Publikum ließen alles Weitere im Tumult untergehen.

"Ich bin ein Comedy-Opfer"
Für Aufsehen sorgte auch "Borat"-Mime Sacha Baron Cohen auf dem roten Teppich. In einer mit Orden behangenen weißen Militärkluft, schwarzem Vollbart und flankiert von zwei sexy Damen in Uniformen, hielt er eine Urne in der Hand. Darin war die vermeintliche Asche des Diktators Kim Jong Il, die der Komiker ungeniert auf den Burberry-Anzug des TV-Moderators Ryan Seacrest kippte. "Ich bin ein Comedy-Opfer", witzelte dieser, ehe sich die Sicherheitsleute den kostümierten Cohen schnappten.

Einmal wurde auch die exakt 34,29 Zentimeter große Goldfigur selbst zum Mittelpunkt eines filmreifen Zwischenfalls: 55 Stück der begehrten Trophäen verschwanden auf rätselhafte Weise beim Transport von Chicago nach Los Angeles. Rechtzeitig zur großen Gala-Nacht tauchten zum Glück 52 davon wieder auf. Wer hinter dem kurzzeitigen Diebstahl stand und wo die restlichen drei blieben, wurde nie aufgeklärt, obwohl sogar das FBI gründlich ermittelte. Man darf also gespannt sein, ob in diesem Jahr alles klappt.

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(Bild: kmm)



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