Mit Touchscreen

Hart im Nehmen: GoPro Hero 4 Silver im Praxistest

Elektronik
08.03.2015 08:30
Wer ebenso gefährliche wie waghalsige Manöver mit dem Sportgerät seiner Wahl festhalten will, kommt an robusten Mini-Actioncams nicht vorbei. Bei Fans der Kamera-Raubeine besonders beliebt ist nach wie vor der US-Hersteller GoPro, seines Zeichens einer der Erfinder der Gerätekategorie. Der neueste Streich der Amerikaner ist die Hero 4 Silver mit Touchscreen. Was mit ihr machbar ist, hat krone.at getestet.

Rein äußerlich unterscheidet sich die neue Hero 4 Silver kaum von den anderen Modellen der Hero-Serie, erstmals wurde an der Rückseite allerdings ein Touchdisplay verbaut. Im eckig-silbernen Gehäuse verbirgt sich zudem ein CMOS-Bildsensor mit einer Auflösung von zwölf Megapixeln. Ein Speicherkartenslot nimmt offiziell microSD-Karten mit bis zu 64 Gigabyte Kapazität auf, künftig könnten durch ein Software-Update aber auch 128-Gigabyte-Speicherkarten nutzbar werden.

Die Anschlussausstattung der günstigstenfalls rund 370 Euro teuren Hero 4 Silver umfasst USB 2.0, microHDMI, WLAN und Bluetooth. Schade: Der USB-Port zum Aufladen ist nicht als microUSB-Anschluss ausgeführt, wodurch er nicht mit gängigen Handyladekabeln kompatibel ist. Erfreulich ist hingegen, dass der Akku austauschbar ist - vor allem bei längeren Drehtagen ist das nützlich.

Praktisches Touchdisplay, ruckeliges 4K
An der Rückseite der Hero 4 befindet sich das angesprochene Touchdisplay, das in der Praxis allerdings nicht immer zum Einsatz kommt. Der Grund: Im Betrieb steckt die Actioncam meist in ihrem Outdoor-Gehäuse, das sie vor allzu heftigen Stößen schützt und bis in Wassertiefen von 40 Metern trocken hält. In diesem Gehäuse sind zwar die Bedienelemente zum Wechseln des Aufnahmemodus und zum Start der Aufnahme verwendbar, das Touchdisplay aber nicht.

Eine Ausnahme gibt es: Über beigelegte Zusatz-Türchen für das Gehäuse kann das Touchdisplay auch beim Drehen mit Gehäuse verwendet werden. Das geht allerdings zulasten der Robustheit und Wasserfestigkeit der Kamera. Unser Eindruck: Um vorab Einstellungen vorzunehmen oder am Ende eines Drehs die Aufnahmen zu begutachten, ist der Touchscreen ein praktisches Hilfsmittel. Wenn's hart auf hart kommt, sollte man die GoPro aber lieber in ihrer Plastikrüstung lassen und auf ihn verzichten.

Videos nimmt die GoPro Hero 4 in vielen verschiedenen Modi auf, wobei die Möglichkeit, 4K-Videos aufzunehmen, bei einer Bildrate von ruckeligen 15 Bildern pro Sekunde relativ entbehrlich ist. Wer ernsthaft 4K-Videos aufnehmen will, muss zur hundert Euro teureren Black Edition greifen, die 30 Bilder pro Sekunde auchzeichnet. Praxisnäher: Full-HD-Qualität bei flüssigen 60 Bildern pro Sekunde oder 720p-Aufnahmen mit zeitlupentauglichen 120 Bildern pro Sekunde. Zeitraffervideos sind möglich, Fotos können ebenfalls aufgenommen werden. Erzielbare Auflösung: 4.000 mal 3.000 Pixel.

Sehr gute Bildqualität mit Fisheye-Optik
Die Bildqualität kann sich sehen lassen. Es gelingen scharfe Full-HD-Videos mit geschmeidigen Bewegungen und hohem Detailgrad. Im Praxistest haben wir uns mit der Hero 4 Silver im Schneesturm vor die "Krone"-Zentrale gewagt, beim Sichten der Aufnahmen einzelne Schneeflocken erblickt und uns an strukturreichen Schneeflächen erfreut. Das muss man ihr lassen: Für eine Kamera dieser Größe liefert die neue GoPro vortreffliche Bilder.

Eine Schwäche hat sie allerdings trotzdem. Weil das Gerät auf ein Fisheye-Objektiv setzt, um einen möglichst großen Bildausschnitt festzuhalten, kommt es am Bildrand zu Verzerrungen. Bäume werden im Randbereich verbogen und Gebäude stehen plötzlich schief da. Bei schnellen Aufnahmen – etwa beim Einsatz als Helmkamera für einen rasanten Mountainbiker oder Schifahrer – fällt das nicht wirklich negativ auf, bei langsameren Aufnahmen hingegen schon.

Wohlgemerkt: Dies ist kein GoPro-spezifisches Problem, sondern trifft auch auf die meisten Konkurrenzgeräte zu und wird jene, die das Gerät für Videos aus der Ich-Perspektive nutzen, nicht weiter stören.

Solides Bedienkonzept – auch ohne Touchscreen
Die Bedienung der GoPro erfolgt wahlweise über die Knöpfe und den Touchscreen am Gerät oder über eine Smartphone-App. Die Bedienung mit den Knöpfen am Gerät ist einfach, aber nicht unbedingt intuitiv: Ein Button wechselt den Aufnahmemodus, der andere startet die Aufnahme. Das Touchdisplay ist vor Drehbeginn eine große Hilfe, stellt es die vorhandenen Einstellungen doch übersichtlich dar und ermöglicht deren einfache Modifizierung.

Sobald die Hero 4 im Outdoor-Gehäuse steckt, müsste man das Gerät allerdings aus selbigem befreien, um auf diese Art Einstellungen zu treffen. Oder eines der mitgelieferten Touchscreen-Türchen ans Gehäuse montieren, was allerdings den Nebeneffekt hat, dass die Kamera nicht mehr so gut geschützt ist wie mit der Originalklappe.

Da trifft es sich gut, dass über Bluetooth und WLAN das Smartphone an die GoPro gekoppelt und die Kamera per App bedient werden kann. Die App ist in der Praxis sehr nützlich, dient sie doch nicht nur der Einstellung der Kamera, sondern stellt – mit leichter Verzögerung – auch Live-Bilder dar. So lässt sich nach Montage der Kamera vor Drehbeginn noch überprüfen, ob sie richtig ausgerichtet ist. Kleiner Wermutstropfen: Die Smartphone-Anbindung saugt stark am Akku, man sollte sich in diesem Modus also keine Ausdauerheldentaten von der Kamera erwarten.

Akkulaufzeit bescheiden, reichlich Zubehör
Apropos Akku: Der ist nicht unbedingt die größte Stärke der neuen GoPro und kann bei energieintensiver Verwendung schon nach etwas mehr als einer halben Stunde leer sein. Verwunderlich ist das nicht: In dem winzigen 83-Gramm-Gehäuse ist schlicht und ergreifend nicht viel Platz für einen ausdauernden Stromlieferanten. Wer sparsam arbeitet und auf WLAN und Touchdisplay verzichtet, kann zwar auch über eine Stunde Aufnahme aus dem Gerät schinden, bei längeren Drehtagen ist die Mitnahme von Wechselakkus aber Pflicht.

GoPro-typisch liegt der Hero 4 Silver eine Menge Montagezubehör bei. Mittels gebogenem oder geradem Klebepad lässt sie sich an allem befestigen, an dem die Klebepads haften. Und dank eines Schwenkarms kann nach der Montage nachjustiert werden. Für die Nachbearbeitung der Aufnahmen legt GoPro eine brauchbare Videobearbeitungs-Software bei, die ganz nebenbei auch die fehlende Bildstabilisierung der Hero 4 Silver ausgleicht.

Fazit: Die Hero 4 Silver liefert für ein Gerät dieser Größe sehr gute Full-HD-Videos und erfreut das Anwenderherz als erste Actioncam des US-Herstellers mit einem Touchscreen zur einfacheren Bedienung. Der ist im Outdoor-Gehäuse zwar oft nicht ohne Weiteres zugänglich, vereinfacht das Einstellen vor Drehbeginn und das Betrachten der Aufnahmen danach aber enorm. Die kurze Akkulaufzeit ist in der Geräteklasse nicht unüblich, macht es bei längeren Drehs aber notwendig, Ersatzakkus mitzunehmen. Nichtsdestotrotz: Wer einen benutzerfreundlichen Actioncam-Compagnon mit guter Bildqualität sucht, macht mit der Hero 4 Silver nichts falsch. Außer, er will 4K-Aufnahmen machen: 15 Bilder pro Sekunde sind einfach zu wenig.

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