"Kaum zu glauben"
Botschafter schildert Augenblick des Horrors
Die Schüsse im Café bei der Podiumsdiskussion über Pressefreiheit am Samstag fielen, kurz nachdem Zimeray als Ehrengast gesprochen und die ukrainische Femen-Aktivistin Inna Schewtschenko das Wort ergriffen hatte. Zimeray spielte am Telefon den Journalisten eine Tonaufnahme vor: 40 bis 50 Schüsse aus einer automatischen Waffe sind zu hören. Sie dauern gut 20 Sekunden - eine gefühlte Ewigkeit.
"Das konnte doch nicht wieder losgehen wie in Paris!"
"Als sie sprach, haben wir plötzlich einen großen Lärm gehört", berichtete Zimeray der Zeitung "Le Journal du Dimanche". "Ich habe mir gesagt, dass ein Schrank umgekippt ist oder es sich um einen Knallkörper handelt. Aber nein. Das waren wirklich aufeinanderfolgende Schüsse. Ich habe das nicht glauben können. Das konnte doch nicht wieder losgehen wie in Paris! Doch in wenigen Sekunden war mir klar, dass wir dasselbe erleben wie bei 'Charlie Hebdo'."
Die Schüsse kommen durch die Glastür von außen. Wer kann, wirft sich spontan auf den Boden unter die Tische. Im Raum wird niemand getötet - wohl aber ein Mensch vor dem Café.
"Wir sind alle auf der Erde in Richtung Notausgang gekrochen, während die Schüsse durch die Tür weitergingen", sagte Zimeray. "Die Polizei spricht von 200 Einschüssen. Erst als ich in den Saal zurückkam, habe ich gesehen, dass es einen Toten gab."
"Wollte den Dänen für Solidarität mit Frankreich danken"
Botschafter Zimeray wollte an dem Abend den Dänen "für die wunderbare Solidarität mit Frankreich" nach dem Anschlag auf das Satireblatt "Charlie Hebdo" im Jänner danken. Die Solidarität sei für ihn erstaunlich gewesen, sagt er. Als er die Ereignisse noch am Fernseher verfolgt habe, hätten sich 700 Menschen vor der Botschaft eingefunden - "in der Kälte, gekommen, um Blumensträuße und Kerzen zu bringen, um ihre Unterstützung zu zeigen".
Attentäter erschossen - Identität ist Behörden bekannt
Nach dem Anschlag auf das Kulturcafé kam es nur wenige Stunden später zu einem Angriff auf eine Moschee – insgesamt wurden zwei Menschen getötet. Der Attentäter konnte am Sonntag in der Früh gestellt werden, er wurde erschossen.
Bei dem Täter handelt es sich um einen 22-jährigen Mann, der in Dänemark geboren wurde. Er sei den Sicherheitsbehörden bereits im Vorfeld des Anschlags bekannt gewesen, teilte die dänische Polizei am Sonntagabend mit. Der Attentäter sei durch verschiedene Straftaten wie Waffenbesitz, Gewalttaten und Bankenkriminalität aufgefallen. Sein Name wurde nicht veröffentlicht.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.