Brennpunkt Debalzewe

Waffenruhe in der Ostukraine hält nur teilweise

Ausland
15.02.2015 21:12
Die ukrainischen Streitkräfte sind nach eigenen Angaben seit dem offiziellen Beginn der Waffenruhe 60 Mal Ziel feindlichen Beschusses geworden. Schwerpunkt der Kämpfe sei weiterhin die Stadt Debalzewe, sagte Militärsprecher Anatolij Stelmach am Sonntagabend. Am Morgen schien die Waffenruhe noch zu halten, dennoch gab es zwei Tote zu beklagen. Ein alter Mann und eine Frau seien demnach rund 20 Minuten nach Inkrafttreten der Feuerpause beim Einschlag einer Rakete in dem Dorf Popasna in der Region Lugansk ums Leben gekommen.

Die prorussischen Rebellen hätten Stellungen der Armee mit unterschiedlichen Waffen, darunter Grad-Raketen, beschossen, hieß es am Sonntagabend. Dreimal hätten die Separatisten zudem versucht, das fünf Kilometer östlich von Debalzewe liegende Dorf Tschornuchin einzunehmen, sie seien jedoch stets von der Armee zurückgedrängt worden.

Der Armeesprecher sagte, die ukrainischen Truppen setzten ihre Artillerie nicht ein und würden lediglich Angriffe abwehren. Insgesamt seien die Kämpfe deutlich zurückgegangen, fügte Stelmach hinzu. Rund um die von der Regierung gehaltene Hafenstadt Mariupol gebe es gar keine Gefechte mehr.

Bereits vor der um Mitternacht (Samstagabend 23 Uhr MEZ) in Kraft getretenen Waffenruhe hatten sich die Kämpfe in der Ostukraine auf Debalzewe konzentriert. Die Stadt ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt zwischen den Rebellenhochburgen Donezk und Lugansk.

Abkommen zu Waffenruhe unterzeichnet
Die Waffenruhe ist Teil eines Abkommens, das Regierung und Rebellen am Donnerstag in der weißrussischen Hauptstadt Minsk unterzeichnet hatten. Zwei Tage nach seinem Inkrafttreten sollen die Konfliktparteien beginnen, ihre schweren Waffen aus Pufferzonen abzuziehen. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) soll den Abzug der Waffen überwachen, bevor dann Wahlen in den Rebellengebieten organisiert werden.

Waffenruhe begrüßt, Sorge um Debalzewe
Die Vierer-Gruppe, die die Waffenruhe ausgehandelt hatte, zog am Sonntag gemeinsam eine erste Bilanz. Frankreichs Präsident Francois Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel, der ukrainische Staatschef Petro Poroschenko und Russlands Präsident Wladimir Putin hätten in einer Telefonkonferenz "begrüßt, dass die Waffenruhe generell beachtet werde", erklärte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter in Berlin. Andauernde Kampfhandlungen, insbesondere um den Ort Debalzewe, bereiteten allerdings "große Sorge".

Die vier zeigten sich demnach entschlossen, auf eine vollständige Umsetzung der Waffenruhe hinzuwirken. Als nächster Schritt müsse ab Dienstag mit dem vereinbarten Abzug schwerer Waffen begonnen werden. Ferner seien sich die Gesprächspartner einig gewesen, "dass eine unterstützende Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen wünschenswert wäre".

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