Rebellenkämpfer:

“Russland bezahlt uns bis zu 800 Euro die Woche”

Ausland
14.02.2015 13:46
Ab Sonntag um 0 Uhr soll in der Ostukraine eine Waffenruhe mit den prorussischen Separatisten gelten - ob diese auch halten wird, ist unklar, um nicht zu sagen sehr zweifelhaft. Zwar hat Russlands Präsident Wladimir Putin selbst die Feuerpause nach einem Verhandlungsmarathon Mitte der Woche verkündet, doch sind unter den Rebellen, die im Osten der Ukraine angeblich für mehr Autonomie kämpfen, vor allem Söldner. Und die sollen von Russland nicht nur mit Waffen unterstützt, sondern sogar bezahlt werden - mit bis zu 800 Euro die Woche.

Wie die "Bild"-Zeitung die russische und als gut vernetzt geltende Nachrichtenseite "rosbalt" zitiert, habe einer der Kämpfer, der anonym bleiben wolle und sich Artjom nenne, erzählt, welche Gehälter die Freiwilligen für das Kämpfen erhalten: "Durchläuft man gerade eine Militärschulung, gibt es 80.000 Rubel im Monat (umgerechnet etwa 1.000 Euro). Sobald man die Grenze passiert, bekommt man 120.000 Rubel", so der Mann der Zeitung zufolge. Werden die Kämpfer in Schießereien verwickelt, gebe es dann sogar 60.000 Rubel pro Woche – umgerechnet etwa 800 Euro.

"Hauptsache, es sind keine Schwerverbrecher dabei"
Woher das Geld komme, wisse er nicht, es sei von "Sponsoren" die Rede. Doch keiner wisse, wer das genau sei. Diejenigen, die mit ihm kämpfen, kämen aus ganz Russland, erzählte der Soldat demnach weiter. Selbst gesuchte Verbrecher und Kleinkriminelle seien darunter. "Kaum einer achtet darauf", so Artjom, "Hauptsache, es sind keine Schwerverbrecher wie Mörder oder Vergewaltiger dabei."

"Waffen werden am helllichten Tag über die Grenze gebracht"
Weiters erzählte der Mann der Zeitung: Russland würde seine Militärtechnik am helllichten Tag über die ukrainische Grenze bringen. "In Kolonnen" würde über die Grenze gefahren, "ein Verstecken ist überhaupt nicht nötig". Es gebe gar keine richtige Grenze, "nur ein Sieb völler Löcher".

Genau solche Waffen- und Panzertransporte haben die ukrainische Armee und auch die NATO Russland immer wieder vorgeworfen – Moskau hat dies aber stets dementiert. Die Waffen seien laut Artjom allerdings nicht die modernsten: "Es sind alte, armenische Waffen, noch aus den Lagern der ehemaligen Sowjetuntion."

Vergewaltigungen und Folter auf beiden Seiten "ganz normal"
Was die Kämpfer angehe, so werde derzeit versucht, die Separatisten und Freiwilligen in richtige Bataillone einzuteilen und eine "organisierte Hierarchie" herzustellen, also alles "professioneller zu machen". Auch würden Verbrechen bestraft, Vergewaltigungen oder Folter von Gefangenen nicht geduldet. Passieren würden solche Dinge aber trotzdem – auf beiden Seiten. Artjom: "Das ist ganz normal in einem Krieg."

Vor Waffenruhe weiter heftige Gefechte um Debalzewe
Indes haben sich vor Beginn der vereinbarten Waffenruhe die Kämpfe in der Ostukraine nochmals verschärft. Der wichtige Verkehrsknotenpunkt Debalzewe stehe unter Dauerbeschuss der Rebellen, teilte die Kiew-treue Polizei in der belagerten Stadt am Samstagnachmittag mit. In den vergangenen 24 Stunden habe es demnach rund 120 Angriffe der Separatisten gegeben. In Debalzewe sollen laut den Rebellen Tausende ukrainische Soldaten eingekesselt sein, was Kiew jedoch dementiert. Angesichts der anhaltenden Gefechte sieht der ukrainische Präsident Petro Poroschenko die vereinbarte Waffenruhe "in großer Gefahr".

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