Mit „Le Passé“ hat der vielfach ausgezeichnete iranische Regisseur Asghar Farhadi einen intensiven und hoch emotionalen Film über das Scheitern von Beziehungen vorgelegt. Im Zentrum steht Ahmad, der aus Teheran nach Paris zurückkehrt, um sich nach vier Jahren Trennung von seiner Frau Marie scheiden zu lassen. Die lebt mit ihren beiden Töchtern mittlerweile mit Samir zusammen, von dem sie ein Kind erwartet. Samir wiederum hat eine Frau, die nach einem Selbstmordversuch im Koma liegt, und einen kleinen Sohn. Als berge diese Ausgangslage nicht schon genug Zündstoff, fühlt sich die ältere Tochter Lucie für den Selbstmordversuch Celines verantwortlich und erträgt die Beziehung ihrer Mutter zu Samir nicht.
Das Auftauchen Ahmads ist nun der Auslöser, der all die unterdrückten Konflikte und Schuldgefühle an die Oberfläche bringt.
Filmelemente auf der Bühne
Autorin Susanne Felicitas Wolf und Regisseur Patrick Schlösser bewegen sich mit ihrer Version recht nah an der filmischen Vorlage. Mit kurzen Szenen, simultanen Handlungen und Zeitverschiebungen finden filmische Elemente ihren Weg auf die Bühne. Schlösser weiß aber durchaus, dass dort andere Gesetze herrschen, also adaptiert er sie theatergerecht. Zudem bedient er eine gewisse Künstlichkeit, die manchmal allerdings ein Spur zu aufgesetzt wirkt. Dennoch gelingt es ihm, dieses komplexe Beziehungs- und Schuldgeflecht so auf die Bretter zu stellen, dass man sich ihm nicht entziehen kann.
Hervorragende Darsteller
Das ist aber auch zu einem Großteil den hervorragenden Darstellern zu verdanken. Alle voran Birgit Stöger als zwischen ihren Männern und Kindern zerrissene Marie und Seyneb Saleh als ihre verzweifelt aufbegehrende Tochter Lucie. Auch Evi Kehrstephan als in die Enge getriebene Wäschereiangestellte Naima und Steffi Krautz als geisterhafte Celine überzeugen.
Marco Albrecht ist ein zwischen Ruhe und Hysterie pendelnder Ahmad, Kaspar Locher ein seine Ängste unterdrückender Samir und Stephan Suske als Ahmads Freund Shahryar ein Fels in der Brandung. Beeindruckend agieren zudem die beiden Kinderdarsteller.
Schlösser ist ein dichter Abend gelungen, der freilich nicht ganz an die Intensität des Films heranreicht, aber doch viele schöne Momente beinhaltet. Langer, freundlicher Applaus.
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