Stephen Lawless’ „Otello“-Inszenierung ist nicht weniger unerheblich als bei der Premiere 2011: szenischer Dienst nach Vorschrift in einem klaustrophobischen Bühnenkasten, der wohl die Hölle der Eifersucht symbolisieren soll und samt (Regieeinfall!) schaukelnder Christusstatue.
Meisterlicher Dirigent
Man kann den Blick ruhig von der Bühne abwenden, denn das Drama wird im Orchestergraben, von den blendend einstudierten Grazer Philharmonikern erzählt. Dirigent Dirk Kaftan durchleuchtet die Partitur präzise, kostet die lyrischen Passagen von Verdis Kammerspiel aus, von den gedeckten Farben von Desdemonas „Weidenlied“ bis zu den düsteren Verzweiflung der Otello-Monologe. Die Dynamik und die Tempi sind hochgradig ausdifferenziert, die Musik im steten Fluss zwischen Drängen und Loslassen, zwischen aufwühlendem Lärm und beklemmender Ruhe.
Ergreifende Desdemona
Der litauische Tenor Kristian Benedikt singt die Titelrolle mit anfangs belegter Stimme und schönen Momenten im Liebesduett und im „Ma, o pianto, o duol!“. Sein dunkler, bisweilen stumpf klingender Tenor gewinnt im Forte massiv an Glanz. Ivan Inverardi singt den Jago schlicht, ohne vokales Grimassieren. Ergreifend ist die Desdemona von Gal James, wunderschön lyrisch, aber mit Funkeln und himmlischen, schwebenden Pianissimi. In Hochform singt der Chor, der mit dem großen Rest-Ensemble das Verdi-Erlebnis noch intensiviert.
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