Gewalt nach IS-Abzug

Nehmen Jesiden Rache an Sunniten in Sindschar?

Ausland
11.02.2015 11:48
Als die Terrormiliz Islamischer Staat im vergangenen Sommer an die nordirakische Sindschar-Region herangerückt ist, mussten Zehntausende Jesiden fliehen. Die Mitglieder der religiösen Minderheit stellen für die sunnitischen Dschihadisten "Teufelsanbeter" dar, die es auszurotten gelte. Tausende von ihnen sind infolge der Offensive im August getötet oder entführt und versklavt worden. Nachdem ihre Dörfer mithilfe kurdischer Peschmerga-Einheiten befreit wurden, kehren zahlreiche Jesiden wieder in ihre Heimat zurück und nehmen offenbar Rache an jenen sunnitischen arabischen Stämmen, die den IS unterstützt haben.

Laut Angaben der Nachrichtenagentur Reuters, die sich wiederum auf Augenzeugenberichte aus den Dörfern Sibaya und Gohbal beziehen, wurden in den vergangenen Wochen Dutzende Muslime aus Rache ermordet. "Es war ein Vergeltungsakt der Jesiden", meinte etwa ein 41-jähriger Dorfbewohner, der wie auch die Todesopfer ein sunnitischer Araber ist. Ihm zufolge seien auch zahlreiche Menschen entführt worden. "Ihr Plan ist es, die Araber aus der Region zu vertreiben. Sie wollen die Landkarte verändern", so der Mann weiter.

Einheiten beschuldigen sich gegenseitig
Die Identität der Täter ist unklar, da sich derzeit mehrere Einheiten, die gemeinsam mit kurdischen Peschmergas gegen den IS kämpfen, gegenseitig beschuldigen. Die Sunniten geben zwar zu, dass sich zahlreiche ihrer Glaubensbrüder den Dschihadisten angeschlossen hätten, doch seien diese mittlerweile getötet worden oder geflohen. Nachdem die Kurden wieder die Kontrolle über weite Teile der Sindschar-Region erlangt hatten, konfiszierten sie laut Reuters sämtliche Waffen der Sunniten.

Massengräber mit Leichen von Jesiden
I
S-Kämpfer hatten die Sindschar-Region im vergangenen Sommer eingenommen und Zehntausende Menschen in die Flucht getrieben, die meisten von ihnen Jesiden. Die Dschihadisten verfolgen sie als "Ungläubige" und "Teufelsanbeter". Nach der Rückeroberung des Gebietes durch die Kurden wurden immer wieder Massengräber mit den Leichen von Jesiden gefunden.

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