Fall in Frankreich

Millionen-Entschädigung wegen vertauschter Babys

Ausland
10.02.2015 13:56
Gut zwei Jahrzehnte nach der Geburt ihrer im Krankenhaus vertauschten Babys bekommen zwei Familien in Frankreich eine Millionen-Entschädigung. Ein Gericht in Grasse sprach den Betroffenen am Dienstag insgesamt fast zwei Millionen Euro zu, wie die Anwältin der verurteilten Klinik in Cannes, Sophie Chas, mitteilte. Das Gericht gab der Klinik die Schuld an der folgenreichen Verwechslung. Die Forderungen der Kläger an die Ärzte, die damals auf der Geburtsstation tätig waren, wies der Richter aber zurück. Die Familien hatten mehr als zwölf Millionen Euro Schadenersatz verlangt.

Die neugeborenen Mädchen Manon und Mathilde waren im Sommer 1994 in der Klinik in Cannes vertauscht worden. Beide bekamen Tage nach ihrer Geburt Gelbsucht und wurden aus Platzgründen zusammen in ein Kinderbett gelegt und UV-bestrahlt. Später gab eine Angestellte auf der Geburtsstation die falschen Babys heraus, wobei die jungen Mütter Zweifel anmeldeten - denn ein Elternpaar war hellhäutig, das andere stammte von der französischen Insel La Reunion im Indischen Ozean.

Familien wohnten nur 30 Kilometer voneinander entfernt
Erst ein Gentest bestätigte die Verwechslung lange Zeit später. Als diese aufgeklärt war, klagten die aufgebrachten Eltern. "Wenn es uns da passiert ist, dann kann es auch anderen passieren", empörte sich Sophie Serrano, eine der beiden Mütter. Sie hatte Manon aufgezogen, während ihre biologische Tochter Mathilde etwa 30 Kilometer entfernt aufwuchs. "Ich habe es am Ende geglaubt", erklärte Serrano, warum sie das Kind schließlich akzeptiert hatte. Auch die andere Frau fand sich damit ab.

Ehemann hielt Spott nicht aus und ließ DNA-Test machen
Dem Ehemann von Serrano war es jedoch nach zehn Jahren zu viel geworden: Er war Spott ausgesetzt, weil seine Tochter doch einen sehr anderen Teint hatte als er, der angebliche Vater. Also ließ er den DNA-Test machen. Dieser deckte auf, dass beide nicht die biologischen Eltern waren.

Nachforschungen enthüllten die Verwechslung, die zu einer umfassenden Gerichtsakte wurde, weil die Klinik freiwillig keine Entschädigung zahlen wollte. "Die Vertauschung geht auf eine Angestellte der Klinik zurück, die die Vorschriften nicht eingehalten hat, weil sie an einer schweren Depression und an chronischem Alkoholismus litt", argumentierte eine Anwältin der Klinik damals im Fernsehsender BFMTV.

Frauen wollten nicht zu ihren eigentlichen Eltern zurück
Die jeweiligen Eltern haben sich und ihre biologischen Töchter nach Bekanntwerden des Versehens getroffen, ohne dass dabei ein "Rücktausch" vereinbart wurde. Die jungen Frauen ihrerseits wollten nicht zu ihren eigentlichen Eltern zurück: Im Juli feiern sie 21. Geburtstag und schauen lieber nach vorne. "Nach dem Prozess werde ich besser vorankommen", sagte Manon am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Die Begegnung mit der leiblichen Mutter sei doch sehr verwirrend gewesen: "Man trifft eine Frau, die einem unbekannt ist."

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