Deal mit Budapest

Erste Bank nimmt in Ungarn Staat mit an Bord

Wirtschaft
09.02.2015 16:42
Die börsennotierte Erste Group nimmt in ihrer ungarischen Tochterbank den ungarischen Staat und die Osteuropabank EBRD als Minderheitsaktionäre an Bord. Es geht um jeweils bis zu 15 Prozent. Das haben die Spitzen von Erste Bank, Regierung und EBRD am Montagnachmittag in Budapest fixiert. Im Gegenzug kommt Ungarn den Banken bei der Bankensteuer entgegen

Die Verhandlungen um den Minderheitseinstieg des ungarischen Staates bei der Erste Bank Hungaria (130 Filialen, eine Million Kunden, 2.700 Mitarbeiter) sind bereits aufgenommen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Der Deal soll innerhalb der nächsten sechs Monate abgeschlossen sein. Zur Ermittlung des Kaufpreises werden - nach einer Due-Diligence-Prüfung - externe Berater beigezogen.

Beteiligungen befristet
Die designierten neuen Minderheitsaktionäre werden aber nur auf Zeit an Bord bleiben: Jedenfalls vonseiten der EBRD wird in einer Aussendung auf eine Behaltefrist und vorfixierte "Exit-Bedingungen" verwiesen. Wie lang diese Behaltefrist läuft, ist noch Gegenstand von Verhandlungen. Die EBRD wird sich wieder zurückziehen, sobald die Erste-Tochter in Ungarn wieder auf entsprechend dynamisches Geschäft in dem Land verweisen kann. In den Jahren bis dahin wird die Osteuropabank durch ihre Beteiligung die Partnerschaft zwischen Erster und ungarischer Regierung unterstützen, wie es im Kommunique heißt.

In dem Statement und in einer gemeinsamen Pressekonferenz (Bild) betonte Erste-Chef Andreas Treichl, dass die Erste Bank Hungary "im mehrheitlichen Eigentum der Erste Group bleiben" und weiter nach dem Reglement der Erste Bank geführt und kontrolliert werde. Die Regierung in Budapest und die EBRD können die Ungarn-Tochter mit je einem nichtgeschäftsführenden Vorstand beschicken und werden auch im Aufsichtsrat vertreten sein.

Erste Bank stellt Kredite zu Verfügung
Die EBRD plant nach Worten ihres Präsidenten Suma Chakrabarti ein stärkeres Engagement im ungarischen Finanzsektor. Die Erste hat am Montag angekündigt, über die nächsten drei Jahre neue Kreditmittel über rund 550 Millionen Euro in Ungarn aufzulegen, und zwar spezielle Programme für Beschäftigte des öffentlichen Sektors, für Energieeffizenzprogramme und für Agrarinvestitionen.

In einer Absichtserklärung hat sich die ungarische Regierung verpflichtet, von 2016 bis 2019 die von den Banken als besonders hoch kritisierte Bankensteuer "substanziell" zu senken. In zwei Etappen wird die Steuer mehr als halbiert, die Rede ist zunächst von 60 Milliarden Forint (umgerechnet knapp 196 Millionen Euro). Als Basis dient dann zudem die Bilanzsumme der Banken von Ende 2014 und nicht mehr der Wert von 2009.

Erste Bank erspart sich Millionen
Die österreichischen Großbanken mit ihren umfangreichen Aktivitäten in Ungarn haben unter der Bankensteuer besonders gestöhnt. Für die Erste Group bedeutet die Entwicklung, dass sich die Bankensteuerlast daraus von 50 auf zehn Millionen Euro im Jahr reduziert, rechnete die Bank am Montag aus.

In dem Dokument verpflichtete sich die ungarische Regierung unter Viktor Orban zudem, dass sie nicht beabsichtige, Mehrheitsbeteiligungen an systemrelevanten lokalen Banken zu übernehmen. Zudem sagte Budapest zu, "alle derzeit an lokalen Banken direkt oder indirekt gehaltenen Mehrheitsbeteiligungen innerhalb der nächsten drei Jahre an den Privatsektor zu übertragen".

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