Forscher warnen:

Australiens Tierwelt schrumpft alarmierend schnell

Wissenschaft
09.02.2015 21:00
Die einzigartige Tierwelt Australiens schrumpft alarmierend schnell. Laut einer neuen Studie sind Säugetiere dort stärker vom Aussterben bedroht als in anderen Weltregionen. Ein Drittel der weltweit mehr als 80 Landsäugetierarten, die in den vergangenen 200 Jahren ausstarben, waren einst in Australien zu Hause. Schuld sind wahrscheinlich vor allem eingeschleppte Arten wie wilde Katzen und Rotfüchse, die heimische Tiere fressen.

Das Ausmaß des Verlustes sei bisher nicht bekannt gewesen, sagte Autor John Woinarski von der Charles Darwin-Universität in Darwin, der mit anderen Forschern rund 3.000 Studien ausgewertet hat. Die Regierung liste 20 Arten als ausgestorben auf, in Wirklichkeit seien es aber mindestens 28. Es müsse viel mehr für den Schutz der bedrohten Arten getan werden: "Australier geben sechs Milliarden Australische Dollar (umgerechnet 4,1 Milliarden Euro) im Jahr für Haustiere aus - mehr, als die Regierung für den Schutz gefährdeter Arten hergibt."

Eingeschleppte Arten als größte Gefahr
In vielen Ländern sind Tiere gefährdet oder ausgestorben, weil Menschen ihren Lebensraum beschnitten haben. Im dünn besiedelten Australien ist es anders. Die Tiere haben zwar Platz, werden aber von Raubtieren gejagt, die eigentlich nicht auf den Kontinent gehören: Fuchs und Katze wurden im 17. und 18. Jahrhundert aus Europa eingeführt und haben sich inzwischen über drei Viertel des Kontinents ausgebreitet.

Weil viele der bedrohten Säugetiere fernab der Menschen lebten, sei Australiern der Verlust der Fauna kaum bewusst, sagte Woinarski. "Und viele der gefährdeten Arten haben leider auch nicht das Charisma größerer Säugetiere. Viele sind Nachttiere und zudem scheu, also im Bewusstsein der Menschen nicht so präsent." Ausgestorben sind etwa das Nacktbrustkänguru oder die Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte, berichten die Forscher in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS).

Viele Landsäuger bereits ausgestorben
In den vergangenen 200 Jahren seien mehr als zehn Prozent der einst 273 einheimischen Landsäugetiere ausgestorben, schreiben Woinarski und Kollegen in der Studie. In den USA sei es im gleichen Zeitraum nur eine Art gewesen. Jede fünfte Spezies gelte auf den fünften Kontinent als bedroht. Es deute alles darauf hin, dass weiter alle zehn Jahre ein bis zwei Arten aussterben.

"Wir haben mindestens zehn Arten, von denen es weniger als 1.000 Exemplare gibt", sagte Woinarski. Dagegen würden die Populationen der wild lebenden Katzen und Füchse auf je zehn bis 20 Millionen geschätzt. Sie richteten mit Abstand den größten Schaden an.  Australien rückt den Tieren mit Giftködern zu Leibe. "Bei Füchsen funktioniert das, bei Katzen ist es schwieriger, sie sind beim Fressen sehr wählerisch", erläuterte Mitautor Andrew Burbidge. Solche Köder könnten zudem nicht in der Nähe von Farmen oder Siedlungen ausgelegt werden, um andere Katzen nicht zu gefährden.

Bedrohte Arten in Schutzgebiete umgesiedelt
Australien schafft auch Schutzgebiete mit Zäunen, um Füchse und wilde Katzen abzuhalten. Dort erholen sich bedrohte Arten wie der Ameisenbeutler dann erfolgreich. Andere Arten werden auf Inseln umgesiedelt, auf denen es keine Füchse und wilde Katzen gibt. Das passierte auch mit dem bekanntesten australischen Tier, dem gefährdeten Koala. "Auf einigen geschützten Inseln ist er inzwischen zur Pest geworden", betonte Woinarski. Die Tiere hätten sich dort rasant vermehrt und die Vegetation kahlgefressen. "Auf der Känguru-Insel werden Koalas schon sterilisiert", sagte er.

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