Tragödie auf See

29 Flüchtlinge am Weg nach Lampedusa erfroren

Ausland
09.02.2015 14:37
Eine neue Flüchtlingstragödie erschüttert Italien. Mindestens 29 Flüchtlinge sind bei einer Seeüberfahrt in Richtung Lampedusa erfroren, mehrere weitere befinden sich in kritischem Zustand, berichteten italienische Medien. Die Toten gehörten zu einer Gruppe von 105 Flüchtlingen, die von der italienischen Küstenwache in der Nacht auf Montag gerettet wurden.

Die Migranten hatten am Sonntag per Satellitentelefon um Hilfe gebeten. Bei dem Rettungseinsatz ist es wegen der schwierigen Wetterlage zu Verspätungen gekommen. Die schwer unterkühlten Flüchtlinge wurden per Hubschrauber ins Krankenhaus von Lampedusa geflogen. Auch die Leichen, mehrheitlich junge Männer, sollen auf die Mittelmeerinsel geführt werden. Sie sollen in einem Flughafen-Hangar untergebracht werden.

Tödliche Rauferei an Bord?
Bei einem Toten wurden Schädelbrüche festgestellt. Nicht ausgeschlossen wird, dass es an Bord zu einer Rauferei unter den Migranten gekommen sei, um sich Zugang zu vor der Kälte geschützten Stellen des Bootes zu verschaffen. Die Überlebenden befinden sich an Bord von Schiffen der italienischen Marine und werden dort behandelt.

Die italienische Küstenwache hat über eine Rettungsaktion unter schwierigsten Bedingungen wegen bis zu neun Meter hohen Wellen berichtet. "Es ist ein Wunder, dass wir in dieser Situation noch Menschen retten konnten. Die Rettungsmannschaften haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt", sagte ein Sprecher der italienischen Küstenwache.

Forderungen nach Ausdehnung des Frontex-Einsatzes
Unter dem Druck der neuen Flüchtlingstragödie wächst in Italien die Forderung nach einer Ausdehnung des von der EU-Grenzschutzagentur Frontex koordinierten Mittelmeer-Einsatzes "Triton". Dieser hatte im November Italiens Hilfsprogramm für Flüchtlinge im Mittelmeer, "Mare Nostrum", ersetzt. Menschenrechtler hatten davor gewarnt, dass sich "Triton" mehr auf die Abschreckung als auf die Rettung von Flüchtlingen konzentriere. "Mare Nostrum" hatte in einem Jahr weit mehr als 100.000 Menschen gerettet.

Die Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusi Nicolini, erklärte sich über die neue Flüchtlingstragödie erschüttert. "Dieses neue Drama beweist, dass der 'Triton'-Einsatz nicht genügt, um Menschenleben zu retten", sagte Nicolini.

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