Von Skilift gefallen

Matthias: “Und dann bin ich vom Sessel gerutscht”

Österreich
06.02.2015 10:38
Nach dem tragischen Sesselliftunfall des achtjährigen Matthias in der Flachau in Salzburg hat der Wiener Bub am Freitag im Radio geschildert, wie das Drama passiert ist. Sein Vater, der ob des Verhaltens der niederländischen Urlauber - die nicht nur schuld daran waren, dass der Bub in die Tiefe gefallen war, sondern auch noch ohne zu helfen davongefahren waren - schockiert ist, bedankte sich bei allen Rettern, die sich um seinen Sohn gekümmert hatten.

Er selbst sei zum Zeitpunkt des Unfalls am Mittwoch zwar im selben Skigebiet unterwegs gewesen, aber auf einer anderen Piste, so Vater P. auf Ö3. Als der Skilehrer seines Sohnes angerufen habe, sei er gerade selbst am Sessellift gesessen. "Matthias ist aus dem Lift gefallen", sei ihm mitgeteilt worden. Da habe er noch gedacht, der Bub habe sich beim Aussteigen aus dem Schlepplift verknöchelt oder Ähnliches. Dann allerdings habe der Skilehrer gesagt: "Aber er ist ansprechbar." Da erst habe er realisiert, dass etwas Schlimmes passiert sein musste - ein Schock für den Vater.

Er sei sich so hilflos vorgekommen, am anderen Ende des Skigebietes. Doch die Rettungskette habe super funktioniert. Matthias war vom Sessellift mehrere Meter tief in den Schnee gefallen und hatte sich einen Arm gebrochen und sich Schürfwunden zugezogen. Sofort waren Skifahrer stehen geblieben und hatten sich um den Buben gekümmert - nur nicht die beiden niederländischen Urlauber, die schuld an dem Drama sind. Denn die hatten den Sicherheitsbügel des Sessellifts zu früh geöffnet.

"Mein Skistecken hat sich verkantet"
Matthias: "Die beiden Männer haben den Bügel zu früh aufgemacht. Mein Skistecken hat sich verkantet und da hab' ich mich nach vorne gebeugt, um ihn frei zu kriegen." Und da passierte es: "Ich bin vom Sessel gerutscht."

Dem Achtjährigen geht es den Umständen entsprechend gut. Im Radio klang er noch etwas verschlafen - er war erst zehn Minuten vorher aufgestanden, wie sein Papa sagte -, doch er freue sich schon auf das Abschlussskirennen seines Bruders, das dieser hoffentlich gewinnen werde. "Dann hätte er schon zwei erste Plätze", so Matthias stolz. Noch bis Samstag bleibt die Familie, dann geht es für die Urlauber zurück nach Wien: "Wir sind froh, dass nicht noch mehr passiert ist."

Matthias' Mutter: "Ich verstehe das nicht"
Matthias' Mutter ist ebenso wie der Vater fassungslos, dass die beiden Skifahrer, die inzwischen ausgeforscht werden konnten, einfach davongefahren waren. Nach deren Aussagen hätten sie es deshalb nicht für nötig befunden, dem Buben zu helfen, weil zu dem Zeitpunkt, als sie aus dem Lift ausgestiegen und zur Unfallstelle abgefahren waren, schon mehrere Leute bei Matthias gewesen wären. "Ich verstehe nicht, warum man für sein Handeln keine Verantwortung zeigt", so Mama P. zur "Krone".

Das allerdings werden die beiden 50 und 62 Jahre alten Männer früher oder später müssen. "Die beiden werden angezeigt", sagte Polizeisprecherin Irene Stauffer. Ihnen droht im schlimmsten Fall bis zu einem Jahr Haft - die Liste der möglichen Anklagepunkte ist lang: fahrlässige Körperverletzung, Imstichlassen eines Verletzten, unterlassene Hilfeleistung. "Es ist fahrlässig, wenn ich neben einem Kind sitze, den Bügel aufmache und dann nicht helfe", so Anwalt Alfred Boran zur "Krone". Eines steht aber auch fest: Erwachsene sind nicht automatisch für ein "fremdes" Kind verantwortlich, wenn sie gemeinsam in Gondel oder Lift fahren.

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