Driftkönigstreffen

Reifenqualm und Benzindunst: Ken Block im Gespräch

Motor
05.02.2015 14:34
Er ist der ungekrönte König der Drifter, jagt durch die Straßen von San Francisco und in der Rallye-WM gibt er Vollgas. Und jetzt durfte er auch noch an einem zivilen Renner mitwirken. Was bleibt noch übrig für Ken Block? Europa, zum Bespiel.
(Bild: kmm)

Ken Block, Sie sind ein "Hoonigan", der in seinen Gymkhana-Videos den perfekten Drift inszeniert und im Auto Spaß an Situationen hat, bei denen anderen schon beim Zuschauen Angst und Bange wird. Welche Fahrzeuge machen Sie an und taugen zum Driftcar?
Ein bisschen Leistung kann natürlich nicht schaden (lacht). Aber was ein schnelles und starkes Auto zum perfekten Hoon-Car macht, das ist der Allradantrieb. Klar, kann man auch mit Heckantrieb driften. Aber ich komme aus dem Rallyesport und liebe es einfach, das Auto mit allen vier Rädern kontrollieren zu können. Man hat ein besseres Gefühl für den Wagen und ihn stets im Griff. Das funktioniert einfach besser als alles andere – und es macht jetzt offenbar Schule.

Wie meinen Sie das?
Ich habe in den letzten Jahren mit Ford zusammengearbeitet und die haben mich als Berater bei der Entwicklung des neuen Focus RS hinzu gezogen. Ich als Rallyefahrer und ein Fronttriebler? Leute, das wird schwierig, habe ich gesagt. Nicht umsonst hatte ich im letzten Video den ersten und einzigen High-Performance-Mustang mit Allradantrieb am Start. Die Fords haben bei meiner Bemerkung nur gelacht – schließlich wussten sie da schon, dass der neue Focus RS erstmals Allrad bekommt und wir eine Menge Spaß haben werden. Von da an konnte ich ihnen bei der Abstimmung tatsächlich helfen.

Wer so fährt wie Sie in Ihren Videos, kann der eigentlich nicht mehr ganz normal durch die Stadt zuckeln?
Wahrscheinlich besser als jeder andere Autofahrer. Während sich bei denen Lust und Frust aufstauen, kann ich mich bei meinem Sport austoben und es im echten Leben ganz entspannt angehen lassen. Ich bin deshalb auf der Straße mittlerweile eher ein langweiliger Fahrer. Meine Stunts mache ich nur noch auf abgesperrten Strecken und in einer kontrollierten Umgebung.

War das schon immer so?
Nun ja, früher habe ich schon ein bisschen öfter Gas gegeben. Und meine ersten Drifts habe ich mit 15, 16 Jahren im Auto meiner Eltern heimlich auf ein paar einsamen Landstraßen in Kalifornien trainiert. Aber heute kann ich sehr gelassen fahren.

Und nichts kann Sie aus der Ruhe bringen?
Normalerweise nicht. Aber in einem Parkhaus, wenn jemand langsam vor Dir herzuckelt und sein Auto partout nicht in die Lücke bekommt, dann gibt es schon eine gewisse Versuchung, ihm mal zu zeigen, wie man es etwas besser macht.

Hoonigans im Drift, Formel1-Fahrer auf der Ideallinie oder der Taxifahrer mit der 12-Stunden-Schicht im Stadtverkehr – wer ist in ihren Augen der bessere Autofahrer?
Die Gymkhana-Videos sind professionelle Spielerei, Taxifahrer sind Helden des Alltags und Formel1-Pilotem sind wahrscheinlich die besten Rundstreckenfahrer der Welt. Aber nirgends muss ein Fahrer so vielseitig sein wie bei der Rallye. Die unterschiedlichen Strecken, die verschiedenen Untergründe – dort sind für mich die wahren Champions zu Hause.

Sie haben viele Rallyestrecken gesehen und schon die ungewöhnlichsten Gegenden mit Reifenqualm eingenebelt. Was war die verrückteste Location, an der sie gefahren sind – und wo zieht es sie als nächstes hin?
Die Drehs in Los Angeles für Gymkhana waren spektakulär. Und San Francisco, so wie wir es im Video Nummer fünf gesehen haben, ist kaum mehr zu toppen. Es gibt fahrerisch wahrscheinlich weltweit keine so ambitionierte und attraktive Stadt; die vielen Hügel, die großen Steigungen, das ist unvergleichlich.

Aber außer bei ein paar Rallyes und bei einigen PR-Auftritten wie gerade meiner ausgesprochen unterhaltsamen Fahrt im Focus-RS-Prototyp mitten durchs Ford-Werk in Köln bin ich noch nie in Europa gefahren. Da gibt es schon so einiges, was mich noch reizen würde. Gymkhana in den Alpen zum Beispiel, das wäre mal was.

Der Focus RS, den sie mit entwickelt haben, kommt auf über 300 PS, ihr Gymkhana-Fiesta hat 600 und der Mustang aus dem letzten Video hat über 800 PS. Muss es immer Vollgas sein, und vor allem ein Verbrenner. Wie wär’s denn mal mit Elektroantrieb?
Aus einer technischen Perspektive heraus finde ich das extrem spannend. Maximales Drehmoment von der ersten Millisekunde und jeder Motor einzeln ansteuerbar – ich würde schon gerne mal mit einem Elektroauto spielen gehen. Am besten natürlich mit einem mit gleich vier einzeln angetriebenen Rädern. Das gäbe ein paar spektakuläre Stunts. Aber so toll das auch sein mag: Nur quietschende Reifen ohne Motorengebrüll, nur Gummiqualm ohne Benzinduft – mir würde da schon was fehlen.

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(Bild: kmm)



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