Auf Tour in Europa

Griechen-Minister: “EU wie ein Spielsüchtiger”

Ausland
04.02.2015 10:35
Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hat im Interview mit der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" über die Schuldenpolitik seines Landes und die Finanzpolitik der neuen Syriza-Regierung gesprochen. Die EU verglich er dabei mit einem Spielsüchtigen, zudem versprach er ein Ende der Haushaltsdefizite: "Griechenland wird - abzüglich der Zinsausgaben - nie wieder ein Haushaltsdefizit vorlegen. Nie, nie, nie!"

"Europa war auf die Krise in Griechenland nicht vorbereitet und hat Entscheidungen getroffen, die alles nur noch schlimmer gemacht haben. Jetzt gleicht die EU einem Spielsüchtigen, der dem guten Geld schlechtes hinterherwirft", erklärte Varoufakis. Die bisherige Krisenpolitik habe in ganz Europa politische Kräfte auf dem rechten Rand gestärkt, hier müsse gegengesteuert werden.

"Entscheidung moralisch verwerflich"
In Griechenland heiße das, die Reichen in Zukunft stärker zu besteuern und der Vetternwirtschaft und Korruption ein Ende zu setzen. Bisher sei die Krise vor allem auf dem Rücken der kleinen Leute ausgetragen worden, dies werde seine Regierung nun ändern: "In meinem Ministerium haben die Vertreter der Troika die sogenannten Reformen ersonnen. Diese Leute haben nicht etwa hoch bezahlte Berater entlassen, sondern Putzfrauen, die nachts die Räume und Toiletten gesäubert haben. Frauen über 50, die mit 500 Euro im Monat nach Hause gegangen sind. Diese Entscheidung ist moralisch verwerflich."

Um die Schuldenproblematik in den Griff zu bekommen, müsse die auf sein Land drückende Zinslast zumindest "umgeschichtet" werden. So könne er sich vorstellen, die Höhe der Zinszahlungen an das Wirtschaftswachstum zu koppeln. Generell erwarte er sich von Deutschland, mehr Verantwortung für Europa zu übernehmen. Anstatt Ländern wie Griechenland "noch mehr Kredite" zu geben, "die wir nie zurückzahlen können", solle man sich dauerhafte Lösungen überlegen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel ein "Merkel-Plan" nach dem Vorbild des Marshall-Plans nach dem Zweiten Weltkrieg: "Das wäre ein wundervolles Vermächtnis der deutschen Bundeskanzlerin."

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