Des "ford"!

Ford Focus ST: Wer Focus sät, wird Spaß ernten

Motor
02.02.2015 14:15
"Trenne nie ST, denn es tut ihm weh" haben wir im Deutsch-Unterricht gelernt. "Trenne mich nicht vom ST, denn das tut mir weh" ist aber eher mein Motto nach den Testfahrten mit dem neuen Ford Focus ST im bergig-kurvigen Hinterland von Barcelona. Das gilt vor allem für den verfeinerten 250-PS-Benziner, aber auch für den brandneuen 185-PS-Diesel, den ich als böse-mattgrauen Kombi gefahren habe.
(Bild: kmm)

Eine neue, aggressivere Front, schmälere Scheinwerfer, imposantere Schweller machen das Facelift aus; am Heck keine Auspuffattrappe, keine Auspuffblende, sondern ein echter hexagonaler Doppelauspuff mitten im Diffusor - Ford meint es ernst. Und deshalb ist bei optischen Retuschen noch lange nicht Schluss.

Bei Ford haben sie einfach erstklassige Fahrwerker, für die "richtig gut" nicht gut genug ist; so bekam das ohnehin schon ernsthafte Sportfahrwerk des ST neue Federn und Dämpfer sowie steifere Fahrwerkslager. Am Testwagen waren darüber hinaus die optionalen, größeren Bremsen (335 statt 320 mm) mit 19-Zoll-Rädern montiert.

Top Motor, top Fahrwerk
Und was soll ich sagen? So transparent wünsche ich mir das Fahrwerk in einem Hot Hatch, so mitteilsam und präzise die Lenkung, so zahlreich die Reserven. Die Vorderräder sind von der Leistung weniger überfordert als anderswo, obwohl sie von 250 PS und 360 Nm ab 2.000/min. ordentlich hergenommen werden. Allerdings wimmern sie immer wieder nach einer Differenzialsperre, müssen aber mit Torque Vectoring durch Bremseingriff vorlieb nehmen. Das Sechsganggetriebe ist butterweich und präzise zu schalten, lediglich die Schaltwege dürften eine Spur kürzer sein. Das ESP ist verschärf- und abschaltbar.

Der Vierzylinder schiebt mächtig an, dreht willig hoch und hängt dank schnell ansprechendem Turbolader gut am Gas. Nach 6,5 Sekunden reißt der 1.362-kg-Fünftürer die Stammtischmauer, maximal sind 248 km/h drin. Die 6,8 Liter Normverbrauch seien nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Der Sound klingt mächtig, ohne jemals zu nerven. Dass er neuerdings aus den Lautsprechern kommt, überrascht mich – gemerkt habe ich nicht, dass das Ansauggeräusch nicht mehr über ein ausgetüfteltes Resonanzrohrsystem in den Innenraum geleitet wird. Da können sich die Sounddesigner anderer Hersteller eine große Scheibe abschneiden.

Ganz neu im ST: der Diesel
Erstmals bietet Ford den Focus ST mit Dieselmotor an. Der Zweiliter leistet zwar 65 PS weniger als sein gleich großer Kollege, stemmt aber ab 2.000/min. volle 400 Nm auf die Kurbelwelle, kräftigen Schub gibt's bereits ab 1.500 Touren. Auf dieser Drehmomentwelle surft es sich angenehm. Wer es sportlich angehen will, muss aber öfter zum Schalthebel greifen, denn oben raus lässt die Kraft schnell nach. Auf den Benziner verliert er rund 1,5 Sekunden beim 0-100-Sprint, glänzt aber mit 4,2 l/100 km. Bei vergleichbarem Spaß und dem Messer zwischen den Zähnen liegen Welten zwischen den Verbrauchswerten von Benziner und Diesel.

Und der Sound? Kommt auch beim Diesel aus den Lautsprechern, macht aber einen natürlichen Eindruck. Diesel-Nageln darf man sich aber (außer beim Kaltstart) nicht erwarten.

Runde Sache
Herrlich geschmeidig fährt sich das, mit einer entspannenden Leichtigkeit trotz heftig stechendem Hafer im einsamen Kurvenreich. Und bei aller Sportlichkeit: keine bedingungslose Härte im Fahrwerk, der ST ist immer noch durchaus schwiegermuttertauglich. Die wird im schlimmsten Fall nur von den Recaros nicht sehr begeistert sein – im Gegensatz zu mir, denn sie lassen mich mit dem Auto richtig verschmelzen. In Verbindung mit der gelben Lackierung schauen sie sogar in Schwarz-Gelb (optional) richtig gut aus.

Dieses Kompliment gilt auch für den übrigen Innenraum, der ja bereits bei den zivilen Focus-Modellen aufgeräumt wurde. Schluss mit billig und Vielknöpflerei, Willkommen, Acht-Zoll-Display und wertiger Eindruck. Obenauf thronen weiterhin drei kleine Zusatzinstrumente für Ladedruck, Öltemperatur und Öldruck. Macht Sinn.

Selbst ist der Fahrer, begleitet von Assistenten
Wer beim Kauf genug investiert, kann sich eine ganze Reihe moderner Assistenzsysteme an Bord holen, von der automatischen Notbremse (bis 50 km/h) über den Querverkehrswarner bis hin zum Spurhalteassistenten mit Lenkeingriff. Via SYNC 2 lässt sich der Ford auch per Stimme bedienen.

Unterm Strich
Die Preisliste für den gut (aber nicht komplett) ausgestatteten ST beginnt bei 32.000 Euro für den Diesel bzw. 34.250 Euro für den Benziner. Der Kombi kostet 1.250 Euro mehr.

In jedem Fall kommt der Ford Focus ST zwar mehr oder weniger in Kriegsbemalung, aber ganz und gar unpeinlich daher, weil er technisch absolut vom Feinsten ist. Und so bieder Kompaktkombis oft aussehen – der Focus ST macht auch als "Traveller" eine gute, weil sportliche Figur. Freunden des sportlichen Auftritts sei der mattgraue mit schwarzen Felgen anempfohlen. Wer Focus sät, wird Spaß ernten. Auch das habe ich nur so ähnlich im Deutschunterricht gehört.

Warum?

  • Herausragende Fahreigenschaften
  • Starke Motoren

Warum nicht?

  • Keine Differenzialsperre

Oder vielleicht …

… VW Golf GTI Performance und Golf GTD, Seat Leon Cupra, Skoda Octavia RS, Renault Sport Mégane TCE 265. Als Kombi nur Seat und Skoda; Golf GTD Variant wird auf dem Genfer Salon im März vorgestellt.

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(Bild: kmm)



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