"Gefahr im Verzug"

Stadtschulrat schließt islamische Schule in Wien

Österreich
23.01.2015 12:00
Der Wiener Stadtschulrat hat wegen "Gefahr im Verzug" eine private islamische Volksschule in Wien-Brigittenau geschlossen, bestätigte am Freitag die Schulbehörde einen Bericht des "Kurier". An der Schule habe es die Anweisung gegeben, dass auch bei Verletzungen von Kindern kein Kontakt mit Behörden aufgenommen werden solle. Aufgeflogen war diese Order, nachdem ein Mädchen in der Schule verletzt worden war. Die Direktorin schlug daraufhin Alarm.

Bei einer Gefährdung von Psyche oder Gesundheit der Schüler müsse sofort gehandelt werden, betonte man im Stadtschulrat. Laut Gesetz genüge hier schon der geringste Zweifel. "Wenn wir uns nicht darauf verlassen können, dass bei Verletzung eines Kinds die Rettung verständigt wird, dann ist Gefahr im Verzug."

Anlassfall war die Verletzung eines Mädchens, das von einem Mitschüler umgestoßen wurde und sich dabei ein Hämatom auf der Stirn zuzog. Dieser Vorfall wurde am Tag danach von der Schuldirektorin der Polizei gemeldet, wobei diese auch angab, dass das Mädchen nach wie vor eine deutliche Schwellung im Gesicht hätte.

"Schulinterne Regelung", um Eltern zu schützen?
Als die Direktorin den Erhalter der Schule, den islamischen Verein "Zukunft für Alle", davon informierte, soll dieser eine "schulinterne Regelung" solcher Fälle verlangt haben. Der Schutz der Eltern habe Vorrang, zumal diese oft auch gar keine Sozialversicherung hätten.

Die Obfrau des Erhaltervereins der vor allem von Tschetschenen besuchten Schule bestreitet diese Darstellung: Es habe nie eine Weisung gegeben, nicht die Rettung zu informieren. Die Mutter des Mädchens sei mit diesem beim Arzt gewesen, dieser habe eine weitere Behandlung für nicht nötig erachtet.

Verein will Schließung bekämpfen
Als die Direktorin die blauen Flecken bemerkt habe und die Mutter bat, sie zum Röntgen zu bringen, sei diese terminlich verhindert gewesen. Dem Mädchen gehe es offenbar gut - und falls keine medizinische Notwendigkeit bestehe, hätten die Eltern das Entscheidungsrecht, ob sie einen Arzt aufsuchen. Der Verein will nun sowohl gegen die Direktorin, die "psychisch angeschlagen und Burnout-gefährdet" sei, vorgehen als auch die Schließung der Schule rechtlich bekämpfen.

Die Volksschule ist eine Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht. Ihre Schüler müssen also am Ende des Schuljahrs eine Externistenprüfung ablegen. In der Wiener Schulbehörde hatte man offenbar schon länger Bauchweh: Schon die Errichtung der Schule wurde vom Stadtschulrat zunächst untersagt, später aber vom Unterrichtsministerium genehmigt.

"Für Eltern, denen religiöse Werte wichtig sind"
Die Schule selbst gibt auf ihrer Website an, besonderen Wert auf die Rezitation des Koran zu legen. Dort heißt es: "Die moderne Privatschule richtet sich an Kinder im Volksschulalter und Eltern, denen religiöse Werte wichtig sind. Gelehrt werden neben dem Koran auch Hadith und Sunnah." Zudem steht Computerunterricht ab der ersten Klasse sowie "halal kochen in der modernen Schulküche" auf dem Lehrplan.

Bereits im Dezember hatte der Stadtschulrat die Weiterführung des Unterrichts an der "Saudischen Schule des Königreiches Saudi- Arabien" in Wien-Landstraße untersagt. Die Schule hatte sich geweigert, die Identitäten von Lehrern und Schulleitung bekannt zu geben.

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