An Schulen

Experte: Das Web 2.0 ist Teil des Bildungsauftrags

Web
21.01.2015 10:59
Die Entwicklung des Mitmach-Web mit allem, was unter Social Media verstanden wird, mache es notwendig, dass Schulen und Hochschulen ihren Bildungsauftrag "radikal neu interpretieren", so der Datenschutzexperte Hans Zeger. Angesichts der heutigen Informatonsflut sollten sich Lehrer stärker als Begleiter auf der Suche nach Richtigem und weniger als Vermittler begreifen.

Dadurch, dass mittlerweile nahezu jeder die im Internet auffindbaren Informationen selbst mitgestalten kann, kam es in den vergangenen Jahren zu einer ungeheuren Zunahme an Informationskanälen. Dort wird um ein Vielfaches mehr an Inhalten produziert, als potenziell von Menschen aufgenommen und verarbeitet werden kann.

Damit einher gehe ein "Auswahlproblem", das vielfach unterschätzt werde, so der Vorsitzende der ARGE Daten und Geschäftsführer der e-Commerce Monitoring GmbH, der am Mittwoch im Rahmen des Symposiums "Recht in der digitalen (Schul)welt" einen Vortrag mit dem Titel "Social Media in der Schule - eine kritische Betrachtung" hielt.

Viele Informationen im Web 2.0 sind falsch
Viele Inhalte werden nicht mehr über klassische mediale Wege, sondern über Social-Media-Applikationen wie Facebook transportiert. Diese Informationen würden aber vom Anbieter nach teilweise undurchsichtigen Kriterien vorselektiert, ohne dass der Benutzer darauf Einfluss habe. Viele Menschen wüssten das gar nicht, hält Zeger fest.

Man bekomme heute jedenfalls auf Fragen Hunderte Antworten, von denen viele falsch sind. Auch auf relativ triviale Fragen finde man überraschend uneinheitliche Antworten, so Zeger. Daher müsse man solche Informationen einordnen und verifizieren können. Diese Aufgabe dürfe man wiederum nicht Konzernen wie Facebook oder Google überlassen.

All das habe enorme Auswirkungen auf die Bildungseinrichtungen und die Rolle von Schul- und Hochschullehrern. Die Veränderung sollte laut Zeger "vom Vermittler im Sinne von 'Ich weiß etwas, sage dir das und du lernst das'" in Richtung "des kritischen Analytikers von vorhandener Information" gehen. Das werde allerdings bisher weitgehend ignoriert.

Kompetenzaufbau für soziale Medien nötig
Statt einem "Vermeiden, Verstecken und Verbieten von sozialen Medien in den Schulen sollte man Verstehen, Verwenden und Verbessern". Dabei gehe es nicht um das Üben der Bedienung solcher Anwendungen, sondern um eine tiefer gehende Auseinandersetzung. Die Bereitschaft zum Aufbau diesbezüglicher Kompetenzen müsse man von Lehrern einfordern.

"Wir haben heute die Situation, dass auf die Menschen viele Millionen parallele Informationskanäle einströmen, und wir müssen den Leuten ein Handwerkszeug geben, wie sie damit umgehen können. Dieses Handwerkzeug kann nicht noch mehr Technik sein, sondern es muss ein analytischer Verstand sein", fordert Zeger.

"Wir sind dem nicht chancenlos ausgeliefert"
Beim Nachrichtenkonsum brauche es etwa eine Analyse, woher die Information kommt oder welche Interessen möglicherweise dahinterstehen. Obwohl man einem dramatischen Überangebot gegenüberstehe, "sind wir dem nicht chancenlos ausgeliefert". Es sei möglich, in diesem "Meer an Blödsinn und Desinformation" die richtigen Informationen zu finden, zeigt sich Zeger überzeugt.

Auch einen großen Teil des Cybermobbings über soziale Medien deutet der Experte als Ausdruck von Inkompetenz im Umgang mit dem Vertreten der eigenen Meinung und der Unfähigkeit zu argumentieren, ohne dabei zu beleidigen. Hier gelte es, die breite Masse an Schülern nachhaltig aufzuklären und nicht immer extreme Einzelfälle hervorzuheben.

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