Massaker in Nigeria

Boko Haram tötete Schwangere während Entbindung

Ausland
15.01.2015 06:23
Amnesty International hat der Islamistengruppe Boko Haram schwere Verbrechen während eines blutigen Angriffs auf die Stadt Baga im Nordosten von Nigeria vorgeworfen. Die Kämpfer hätten unter anderem eine Schwangere während der Entbindung erschossen, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag unter Berufung auf einen Augenzeugen des Massakers, dessen Folgen sogar auf Satellitenbildern zu sehen sind.

Boko Haram hatte am 3. Jänner Baga und umliegende Ortschaften angegriffen und nach Einschätzung von Amnesty Hunderte Menschen, darunter auch viele Kinder, ermordet. Die Organisation sprach von der "größten und zerstörerischsten Attacke", die Boko Haram je ausgeführt habe.

Augenzeuge: "Überall lagen Leichen"
Ein rund 50-jähriger Zeuge erzählte, er habe allein in Baga rund 100 Tote gesehen. "Ich bin in den Busch gerannt", erzählte er Amnesty. "Und während wir rannten, haben sie weiter geschossen und gemordet." Ein anderer Bewohner versteckte sich erst drei Tage lang, dann floh er fünf Kilometer durch den Busch. Überall seien Leichen gelegen, sagte er.

Die vorsätzlichen Tötungen von Zivilisten und die Zerstörung ihres Eigentums seien "Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit und verlangen eine Untersuchung", erklärte Amnesty. Boko Haram will in Teilen des Landes ein Kalifat errichten. Der nunmehrige Angriff galt offenbar zivilen Selbstverteidigungsmilizen, die das Militär im Kampf gegen die Gruppe unterstützen.

Satellitenbilder zeigen Folgen des Angriffs
Amnesty International zeigte auch mehrere Satellitenbilder, bei denen es sich um Aufnahmen von Baga und der Umgebung der Stadt handeln soll. Amnesty schätzt, dass im Zuge der Angriffe mehr als 3.700 Gebäude beschädigt oder komplett zerstört wurden. Örtliche Vertreter hatten bereits erklärt, dass Baga sowie mindestens 16 umliegende Siedlungen zerstört und etwa 20.000 Menschen zur Flucht gezwungen worden seien.

In Nigeria finden Mitte Februar Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Die Welle der Gewalt durch Boko Haram wird auch als Versuch der Terroristen gewertet, diese Wahlen zu gefährden.

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