Offener Brief

IKG-Kritik: “Alle sind Charlie, keiner ist Jude!”

Österreich
12.01.2015 14:19
Die Israelitische Kultusgemeinde hat am Montag in einem offenen Brief die österreichische Bundesregierung kritisiert. Es sei befremdlich und traurig, dass bei der Gedenkkundgebung am Sonntag am Ballhausplatz vergessen wurde, das Wort "jüdische Opfer" auch nur ein einziges Mal zu erwähnen, heißt es darin. "Alle sind Charlie, keiner ist Jude!", so die Kritik von IKG-Präsident Oskar Deutsch.

"Die jüdische Gemeinde stellt sich die Frage, wieso es in Österreich bei einer so wesentlichen Veranstaltung, die wir vollinhaltlich mit unserer Teilnahme als Veranstalter unterstützt haben, nicht möglich ist, eine klare Aussage und Solidarität der Bundesregierung zu erhalten", heißt es in dem Brief. In Frankreich habe es eindeutige Erklärungen der Politik und der Zivilgesellschaft gegeben.

Bei Sabbath-Einkauf gestorben
Die vier Terroropfer im jüdischen Supermarkt in Paris seien nicht, wie in der Erklärung der Bundesregierung erwähnt, "als Angehörige verschiedener Religionen, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren", gestorben, sondern weil sie am Freitagnachmittag für den kommenden Sabbath eingekauft hätten. "Sie starben, weil sie Juden waren!"

Nach Anschlägen in Toulouse und Brüssel mit jeweils vier Toten sei dies der dritte Terroranschlag islamistischer Fanatiker gegen eine jüdische Einrichtung in Europa gewesen. "Die jüdische Gemeinde fragt sich, warum es so schwer erscheint, der jüdischen Menschen zu gedenken und diese auch beim Namen zu nennen, damit sie niemals vergessen werden. Sie waren Bürger Europas, die wegen ihrer Religion hingerichtet wurden", so die Kultusgemeinde.

Mitterlehner: "Im bestem Wissen und Gewissen gedacht"
Vizekanzler Reinhold Mitterlehner wies die Kritik am Montagnachmittag zurück: "Ich glaube, es war die richtige Vorgangsweise und die richtige Tonalität und das richtige Wording", sagte der ÖVP-Chef. Man habe mit den Verantwortlichen vorher und nachher diese Frage diskutiert. Es sei keine Absicht, wäre aber auch "nicht sinnvoll" gewesen, nach Religion oder sonstigen Zugehörigkeiten zu differenzieren: "Wir haben im besten Wissen und Gewissen pauschal aller Opfer gedacht", so Mitterlehner.

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