Kroatien-Wahl
Grabar-Kitarovic erstes weibliches Staatsoberhaupt
Im ersten Wahlgang war der seit 2010 amtierende Josipovic noch einen Prozentpunkt vor seiner Herausforderin gelegen. Mit Grabar-Kitarovic wird erstmals eine Frau Staatsoberhaupt Kroatiens.
Die politische Aufsteigerin Grabar-Kitarovic gehört der HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft) an, der jetzt auch beste Chancen für die noch heuer fällige Parlamentswahl eingeräumt werden. Der Sieg der 46-Jährigen sei auf die tiefe Enttäuschung der Bürger über die miserable Wirtschaftslage des Landes zurückzuführen, hieß es in ersten Kommentaren. Die Ernüchterung sei umso größer, da sich fast alle Bürger eine rasante Verbesserung der sozialen Lage durch den EU-Beitritt vor eineinhalb Jahren erhofft hätten.
Bei seiner ersten Wahl 2009 war Josipovic vor allem mit dem Versprechen angetreten, die Korruption zu bekämpfen. Tatsächlich wurden in den vergangenen Jahren mit Ivo Sanader ein Ministerpräsident und mehrere Minister wegen Korruption verurteilt. Zudem machte Josipovic im Sommer 2013 sein Versprechen wahr, den 1991 aus Jugoslawien hervorgegangenen Balkanstaat in die Europäische Union zu führen.
Kroatien steckt in schwerer Wirtschaftskrise
Kroatien, das von 1991 bis 1995 für seine Unabhängigkeit in einem Krieg kämpfte, ist das jüngste EU-Mitglied, wird allerdings von einer schweren Wirtschaftskrise heimgesucht. Die Arbeitslosenquote liegt bei 20 Prozent, bei den jungen Erwachsenen ist sogar jeder Zweite ohne Job. Der Präsident in Kroatien ist trotz des Denkzettels jedoch nicht für die Wirtschaftspolitik zuständig.
Grabar-Kitarovic hatte schon mehrere bedeutende Ämter inne. Die ehemalige kroatische Botschafterin in Washington wurde 2011 zur stellvertretenden Generalsekretärin der NATO berufen. Außenministerin war sie von Anfang 2005 bis Anfang 2008. Sie warf Josipovic im Wahlkampf vor, er sei mit dem Versuch gescheitert, die Regierung zu Reformen zu ermuntern.
Auch im benachbarten Bosnien-Herzegowina durften Kroaten mit doppelter Staatsbürgerschaft wählen. Wegen des großen Wählerandrangs dort waren zum Beispiel in Mostar die Wahllokale auch Stunden nach dem offiziellen Wahlschluss noch geöffnet. Die dortigen Kroaten stimmen laut Wahlforschern traditionell für die HDZ.
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