Vor Kurzem getötet

Foltervorwürfe gegen “Batman” von Lugansk

Ausland
07.01.2015 10:20
Aleksandr Bednow, der von seinen Kameraden als "Batman" von Lugansk genannt wurde, galt als Kriegsheld in den abtrünnigen Gebieten der Ostukraine. Doch seit der prorussische Freischärlerführer am Neujahrstag zusammen mit sechs Leibwächtern zu Tode kam, sind schwere Vorwürfe laut geworden. "Batmans" Truppe habe, so erklärte der Generalstaatsanwalt der selbst ernannten Volksrepublik Lugansk (LNR), in einem Folterkeller zahlreiche Zivilisten misshandelt und ermordet.

Der ehemalige ukrainische Polizist, der zuletzt als Kommandant der "Schnelleingreiftruppe Batman" agierte und gleichzeitig als "Stabschef der vierten Brigade der LNR-Armee" auftrat, kam in den frühen Morgenstunden des 1. Jänner gemeinsam mit sechs Leibwächtern außerhalb von Lugansk ums Leben. Im Internet veröffentlichte Fotografien zeigen zwei völlig ausgebrannte sowie von großkalibrigen Geschossen durchlöcherte Fahrzeuge: In einem gepanzertem VW-Bus ist eine verkohlte Leiche zu sehen, bei der es sich um die sterblichen Überreste von Aleksandr Bednow handeln soll.

Hinterhalt oder Verhaftungsversuch?
Während Anhänger des bekannten Militärkommandanten von einem gezielten Hinterhalt sprechen, stellen Vertreter der "Lugansker Volksrepublik" den Vorfall anders dar. Generalstaatsanwalt Saur Ismailow, der als Vertrauter von Präsident Igor Plotnizki gilt, erklärte, dass Bednow Widerstand gegen seine geplante Verhaftung geleistet habe und deshalb zu Tode gekommen sei. Gegen "Batman" und zahlreiche Angehörige seiner "Schnelleingreiftruppe" sei am 30. Dezember ein Strafverfahren eingeleitet worden, in dem es unter anderem um Folter und Mord gehe.

Abgesehen davon läuft seit dem 2. Jänner offensichtlich auch eine Kampagne gegen den getöteten Kommandanten und seine Mitstreiter: Das von Plotnizki kontrollierte Lugansker "Staatsfernsehen" strahlte in den vergangenen Tagen zahlreiche Beiträge aus, in denen sowohl Zeugenaussagen von Opfern als auch Geständnisse von Untergebenen Bednows gezeigt wurden. Die Rede ist dabei insbesondere von einem Gefängnis und Folterkeller, den die "Schnelleinsatztruppe" in einem Studentenheim in Lugansk eingerichtet habe.

Zeugen berichtet im Fernsehen über Folter unter "Batman"
Ein Untergebener Bednows, der unter dem Rufnamen "Verrückter" auftrat, habe mit medizinischen Geräten versucht, Geständnisse zu erpressen. Gemeinsam mit einem gewissen "Fobus" habe "Verrückter" zahlreiche Menschen zum Tode befördert, erklärte ein als Zeuge auftretender Mann namens Maksim. Er sprach etwa von einer Schwangeren sowie einer alten Frau, die gegen die Ausgangssperre verstoßen hätte, um sich in aller Früh vor einem Postamt anzustellen. "Von Folter, kann hier keine Rede mehr sein, das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit", meinte der Zeuge. "Verrückter", ein glatzköpfiger Enddreißiger, gestand selbst im Fernsehen, zumindest einen Inhaftierten heftig verprügelt zu und damit einen Herzstillstand verursacht zu haben.

Kritische Beobachter wie der prominente Luhansker Journalist und Menschenrechtsaktivist Konstantin Reuzki erachten die nunmehr artikulierten Vorwürfe gegen die "Schnelleinsatztruppe Batman" für glaubwürdig. Die Tatsache, dass Leute von Igor Plotnizki diese Informationen veröffentlicht haben, zeuge von einer aktuell schwierigen Situation für Plotnizki, erklärt Reuzki.

Russischer Geheimdienst bekämpft Splittergruppen
Im Hintergrund der aktuellen Geschehnisse stehen laut Reuzki eine seit Oktober laufende Bemühung russischer Geheimdienstler, für "Ordnung" in der LNR zu sorgen. Im September hätten es in der Region Lugansk noch 60 bewaffnete Gruppierungen gegeben, die autonom agierten und Plotnizkis Autorität nicht anerkannt hätten. Diese unkontrollierten bewaffneten Gruppierungen gelte es nun entweder zu verdrängen oder zu vernichten. "Die Liquidierung von 'Batman' ist lediglich eine Episode in diesem Theaterstück", sagt Reuzki.

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