Kampf gegen IS

Deutsch-Kurde schildert blutige Schlacht um Kobane

Ausland
05.01.2015 10:31
Seit Monaten tobt der blutige Kampf um die syrische Grenzstadt Kobane. Kämpfer des Islamischen Staates versuchen, die verlassene Stadt einzunehmen. Auf der anderen Seite der Front leisten kurdische Milizsoldaten erbitterten Widerstand. Einer von ihnen ist nun nach Deutschland zurückgekehrt und schildert den erbarmungslosen Häuserkampf um jeden Meter in der kurdischen Enklave.

Der 21-Jährige aus dem Ruhrgebiet hatte sich im Sommer 2014 nach Syrien aufgemacht, um dort für die YPG zu kämpfen, eine Schwesternorganisation der kurdischen Arbeiterpartei PKK. Gegenüber dem "Spiegel" berichtet er jetzt nach seiner Rückkehr von dem gnadenlosen Häuserkampf in Kobane. Auch wenn sich nicht alles überprüfen lässt, klingt die Geschichte durchaus plausibel.

Im Juni 2014 reiste der in Deutschland geborgene junge Mann nach Syrien. Er selbst bezeichnet sich als "PKK-Sympathisant". Seiner Mutter erzählte er, er würde einen Monat Urlaub machen, doch gebucht hatte er lediglich ein One-Way-Ticket. Über Umwege gelangte der 21-Jährige schließlich zu einem YPG-Stützpunkt und anschließend in ein Trainingscamp: "Das war auch nötig: Ich wollte ja kämpfen und hatte noch nie eine Waffe in der Hand gehabt."

Nach einem Monat Training an die Front
Nach einem Monat Training wurde der Deutsch-Kurde zunächst an einem ruhigeren Teil der Front eingesetzt, um einen Grenzposten gegen IS-Kämpfer zu sichern: "Eines Tages kamen Männer und fragten mich, ob ich bei der Verteidigung von Kobane helfen will." Mit zehn anderen YPG-Kämpfern zog er in den Kampf gegen den IS: "Wir verschanzten uns in verlassenen Häusern. Je nachdem, wie es gerade so lief, waren die Kämpfer des IS 20 bis 50 Meter von uns entfernt."

Fließendes Wasser oder Strom gab es nicht: "Wir ernährten uns von dem, was die geflohenen Familien zurückgelassen hatten." Die Angriffe des IS schildert der junge Mann als chaotisch und unorganisiert: "Manchmal wunderte ich mich, wie schlecht die IS-Leute ausgebildet waren. Sie hatten ihre Kalaschnikows meistens auf Automatik gestellt, feuerten das ganze Magazin leer. Oft stürmten sie in kleinen Gruppen heran, nur einer von ihnen war wohl militärisch geschult. Trafen wir den, rannten die anderen weg."

"Ich hätte meine letzte Kugel benutzt"
Die Gräueltaten der IS-Kämpfer erlebte der 21-Jährige aus nächster Nähe: "Ich selbst habe einen Mann in einer Jauchegrube gefunden, dem hatten sie am ganzen Körper mit einer Rasierklinge die Haut eingeritzt. Wahrscheinlich haben sie ihn lebend dort hineingeworfen."

Der Deutsch-Kurde schildert auch, dass die YPG-Kämpfer lieber sterben würden, als in die Hände des IS zu fallen - notfalls auch durch die eigene Hand: "Wir hatten alle eine letzte Kugel bei uns. Ja, ich hätte sie benutzt. Und ich hätte gewusst, wofür ich gestorben wäre."

Sowohl auf der Seite des IS als auch in den Reihen der YPG kämpfen zahlreiche Europäer. Zuletzt wurde bekannt, dass auch ein Rocker aus Österreich an der türkisch-syrischen Grenze gegen die Islamisten kämpfen soll.

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