Herztod im Aufzug

Angestellte gefeuert, Ermittlungen gegen Passanten

Österreich
03.01.2015 09:38
Fünf Stunden lang lag - wie berichtet - ein 58-jähriger Mann nach einem Herzinfarkt im Aufzug der Wiener U-Bahn-Station Volkstheater, bevor eine Reinigungskraft Alarm schlug. Dieser besonders tragische Fall unterlassener Hilfeleistung hat für zwei Mitarbeiter der Wiener Linien unmittelbare Konsequenzen: Sie wurden wegen Verletzung ihrer Dienstpflichten entlassen. Jene Passanten, die den Mann sahen, aber keine Erste Hilfe leisteten, könnten ein juristisches Nachspiel erleben. Die Polizei ermittelt derzeit.

Wie die Videoaufzeichnungen zeigen, stiegen mehrere Menschen über den 58-Jährigen und fuhren mit dem Lift. Die Polizei prüft deshalb derzeit auch eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung, wie ein Sprecher sagte. Sollte die Prüfung positiv ausgehen, werde man versuchen, mithilfe des Videomaterials jene Personen zu finden, die den Aufzug benutzt haben. Laut ORF sollen das mindestens vier Personen gewesen sein.

Todesopfer war bekannter Obdachloser
Beim 58-Jährigen handelt es sich um einen Obdachlosen, der laut der Tageszeitung "Kurier" immer wieder in Einrichtungen der Caritas übernachtet hatte. Ob der Mann unmittelbar nach seiner Herzattacke tot war, oder ihm noch hätte geholfen werden können, ist unklar.

Die Wiener Linien wollen den tragischen Vorfall nun aber nutzen, um nicht nur intern ihre Mitarbeiter auf die Bedeutung von regelmäßigen Rundgängen aufmerksam zu machen und die Kontrollen nachzuschärfen, sondern auch Fahrgäste dazu aufzurufen, im Zweifelsfall Hilfe zu holen. Dazu werde man verstärkt Kampagnen schalten, so ein Sprecher der Verkehrsbetriebe.

Wiener Linien: Notrufanlagen immer in der Nähe
Auf der Website des Unternehmens gibt es neben einem Interview mit dem stellvertretenden U-Bahn-Chef Thomas Kritzer, der sich intensiv mit Fragen nach dem Verhalten der Fahrgäste in Notfällen beschäftigt, auch einen Leitfaden, wie man Hilfe holt. In allen U-Bahnen, Aufzügen und auch auf den Bahnsteigen gibt es Notsprechanlagen, über die man innerhalb von wenigen Sekunden entweder mit dem Fahrer der Garnitur oder der U-Bahn-Aufsicht verbunden wird. Diese können dann je nach Gefahrenlage sofort reagieren.

"Besser einmal zu gut gemeint, als einmal zu viel weggeschaut"
Die Wiener Linien betonen in diesem Zusammenhang: "Bitte zögere nicht, unsere Sicherheitseinrichtungen zu nutzen. Wenn du siehst, dass ein anderer Fahrgast Hilfe benötigt, oder sich in einer gefährlichen Situation befindet: warte nicht, dass jemand anderer Hilfe holt. Unter Berücksichtigung deiner eigenen Sicherheit informiere bitte unsere KollegInnen, die dann sofort die Rettungskette einleiten. Sollte sich die Situation beruhigen und du hast schon Alarm geschlagen, bitten wir dich auch dazu eine Meldung zu machen. Besser einmal zu gut gemeint, als einmal zuviel weggeschaut."

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