Vom Strand in Wüste

US-Surfer kämpft jetzt mit Kurden gegen IS-Terror

Ausland
03.01.2015 08:07
Er bestritt seinen Lebensunterhalt mit Wellenreiten, jetzt kämpft er im syrischen Grenzgebiet gegen den Terror des Islamischen Staats: Ein TV-Report über die Jesiden, die vor den Dschihadisten in die Berge fliehen mussten, hatte US-Amerikaner Dean Parker so aufgebracht, dass der 49-jährige Großvater kurzerhand sein Surfbrett an den Nagel hängte, um sich den kurdischen Milizionären im Kampf gegen den IS anzuschließen - ohne jegliche militärische Vorkenntnisse.

Dean Parker führte ein Leben, wovon viele nur träumen: Den 49-Jährigen hatte es aus dem sonnigen Florida ins paradiesische Costa Rica verschlagen, wo er sein Geld mit seinem Hobby, dem Wellenreiten, verdiente. Doch als der Surflehrer aus West Palm Beach, der in der Vergangenheit unter anderem auch an den Stränden von Kalifornien und auf Hawaii seine Zelte aufgeschlagen hatte, eine Reportage über das Schicksal der Jesiden im Fernsehen sah, sollte sich sein Leben von Grund auf ändern.

"Wurde von Emotionen überwältig"
"Ein irakischer Helikopter mit einem westlichen Journalisten an Bord war den Jesiden in die Berge gefolgt, als diese vor einem Angriff der IS-Kämpfer flüchteten", erinnert sich Parker im Interview mit der britischen "Daily Mail" an die TV-Reportage. Der Hubschrauber versorgte die Flüchtlinge mit Wasser, Frauen und Kinder drängten sich um die Maschine. "Der Kameramann filmte eine Mutter, die einen 10 oder 11 Jahre alten Jungen auf dem Arm trug. Sie weinte. Beim Anblick der blanken Angst in den Augen des Kindes, wurde ich von Emotionen überwältigt, die ich nie zuvor gefühlt habe", so der 49-Jährige.

Er habe zum ersten Mal in seinem Leben unkontrolliert zu Weinen begonnen - und gewusst, er müsse etwas unternehmen, schildert Parker gegenüber der Zeitung den Wendepunkt in seinem Leben. In Costa Rica ließ er daraufhin seinen Job und seine geliebte Schäferhündin Gretchen zurück, um sich auf den Weg ins Kurdengebiet an der türkischen Grenze zu machen.

Nachricht auf Facebook: "Habe Gottes Ruf gehört"
Familie und Freunde in der Heimat informierte Parker, der bis dato keinerlei militärische Ausbildung absolviert hatte, erst nach der Ankunft im Kriegsgebiet über seine Entscheidung, in den Kampf gegen die Islamisten zu ziehen. Seine Facebook-Nachricht am 2. November: "Hallo alle zusammen, ich bin in Rojava (Westkurdistan, syrischer Teil des Kurdengebiets in dem auch das umkämpfte Kobane liegt; Anm.). Die YPG (kurdischen Volksverteidigungseinheiten) trainieren mich, bis ich für den Kampf gegen den IS bereit bin. Der einzige Weg, dies zu erklären, ist, dass ich Gottes Ruf gehört habe."

Um seine angesichts der schockierenden Nachricht wohl überraschten Angehörigen und Bekannten zu beruhigen, schreibt der 49-Jährige weiter: "Die Kurden sind wunderbare Menschen. Ich fühle mich privilegiert, hier sein zu dürfen. Macht euch keine Sorgen. Ich bin in guten Händen. Ich liebe euch alle."

Training mit den "Löwen von Rojava"
Seither postete der US-Amerikaner auf Facebook in unregelmäßigen Abständen Bilder und kurze Nachrichten über sein Training mit den "Löwen von Rojava" in der Wüste Syriens, seine ersten Einsätzen im Kampf gegen den IS und den Fortschritt der YPG gegen die Terroristen - zuletzt am 26. Dezember. Von seinen Freunden in der Heimat erhält er mentale Unterstützung. "Du bist ein Held", heißt es etwa unter einem von Parkers Einträgen in dem sozialen Netzwerk.

Seine Entscheidung bereut der 49-Jährige jedenfalls bis heute nicht, will eigenen Worten zufolge vielleicht sogar in Kurdistan bleiben, nachdem die Dschihadisten geschlagen sind. Er wisse zugleich aber nur zu gut, dass er als US-Amerikaner von den Terroristen keine Gnade erwarten kann. Natürlich habe er die Videos von den Enthauptungen der US-Journalisten James Foley und Steven Sotloff sowie der Entwicklungshelfer Peter Kassig, David Haines und Alan Henning gesehen, sagt er im Interview.

Nach Sieg über den IS will Parker wieder surfen
Doch Dean Parker zweifelt nicht daran, dass der IS in ein bis zwei Jahren besiegt sein wird. Und dann will er wieder surfen gehen. Im Schwarzen Meer. Das habe er sich zu Beginn seiner Mission geschworen, so der 49-Jährige.

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