Gewerkschafter:

Amazon-Streiks sind “ein fundamentaler Konflikt”

Web
02.01.2015 09:03
Der Arbeitskampf der deutschen Dienstleistungsgewerkschaft Verdi beim Online-Versandhändler Amazon hat für den Verdi-Chef grundsätzliche Ausstrahlung weit über den deutschen Ableger des US-Giganten hinaus. "Es ist ein fundamentaler Konflikt", sagte Frank Bsirske in Berlin.

"Es geht darum, wie im digitalen Zeitalter die Zukunft der Arbeitsbeziehungen gestaltet werden soll", sagte Bsirske. "Hier sollen amerikanisierte Arbeitsbeziehungen mit einer Ablehnung von Gewerkschaften als Verhandlungspartner nach Europa exportiert werden."

Kurzfristig zeichne sich auch nach den jüngsten Streiks bei Amazon kein Durchbruch ab. Verdi habe zuletzt sechs Standorte in der Bundesrepublik einbezogen, Arbeitsniederlegungen habe es auch in Frankreich gegeben.

Amazon versucht, Streiks zu unterlaufen
Amazon wolle den Streik durch den Zugriff auf Lagerbestände im Ausland und den Einsatz von befristet Beschäftigten unterlaufen. Verdi vernetze sich aber international mit Franzosen, Briten, Polen und Tschechen. "Ich bin überzeugt, dass es am Ende zu einer tariflichen Anerkennung der Gewerkschaft als Verhandlungspartner kommt. Denn darum geht es", meinte der Verdi-Chef.

Amazon wolle keine Tarifverträge, sondern einseitig festlegen, zu welchen Bedingungen gearbeitet wird. "An den verschiedenen deutschen Amazon-Standorten gibt es unterschiedliche Lohnniveaus, Zuschlagsregelungen und Nebenleistungen."

Gewerkschaft und Amazon streiten seit Monaten
Der Tarifkonflikt zwischen Amazon Deutschland und der Gewerkschaft dauert seit Mai 2013 an. Der Onlinehändler lehnt einen Tarifvertrag nach den Bedingungen des Einzelhandels ab und verweist darauf, dass sich die Bezahlung der Mitarbeiter am oberen Bereich der Logistikbranche orientiere.

Mitarbeiter erhielten zu Beginn des Arbeitsverhältnisses im Schnitt 10,09 Euro brutto pro Stunde und nach zwei Jahren bis zu 12,69 Euro, zuzüglich Sonderleistungen. Zuletzt hatte das Unternehmen darauf hingewiesen, in diesem Jahr in Deutschland rund 1.200 neue unbefristete Stellen geschaffen zu haben.

Gewerkschaft kämpft weiter für Einzelhandels-KV
Bsirske kündigte ungeachtet dessen an, verbesserte Regelungen zur Allgemeinverbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen nutzen zu wollen. "Ein Tarifvertrag kann nun allgemeinverbindlich erklärt werden, wenn wirtschaftlichen Fehlentwicklungen im öffentlichen Interesse entgegengewirkt werden soll."

Die Erosion des Tarifvertragssystems sei eine solche Fehlentwicklung. "Wir bereiten eine Initiative vor, den Einzelhandelstarifvertrag für den Versandhandel verbindlich zu machen." Der Verdi-Chef zeigte sich überzeugt, dass das vom Bundesarbeitsministerium positiv begleitet werde.

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