Nach 40 Jahren

Unfallopfer bekam Robo-Arme mit Gedankensteuerung

Wissenschaft
18.12.2014 13:57
Forschern der US-amerikanischen Johns Hopkins University ist eine medizintechnische Sensation gelungen, die man wohl noch vor wenigen Jahren als Science-Fiction abgetan hätte: Sie haben Les Baugh, der bei einem Elektrounfall vor 40 Jahren beide Arme verlor, mit künstlichen Armen ausgestattet. Steuern kann Baugh die Hightech-Prothesen allein mit der Kraft seiner Gedanken. Erste Tests verliefen äußerst vielversprechend.

Seit 40 Jahren muss Les Baugh seinen Alltag ohne Arme meistern. Bei einem Elektrounfall verlor er beide Arme, seither ist er pflegebedürftig. In einer medizinischen und technologischen Meisterleistung haben Forscher der Johns Hopkins University Baugh jetzt mit neuen Armen ausgestattet, die er genauso kontrolliert, als wären es seine echten.

Er denkt an die gewünschte Bewegung und die Arme führen sie durch. Noch arbeiten die Prothesen langsam, trotzdem werden sie als großer Erfolg gefeiert. Es ist das erste Mal, dass ein Mensch zwei künstliche Arme allein mit seinen Gedanken steuert.

Steuerung über noch vorhandene Nerven
"Es ist eine relativ neue chirurgische Prozedur, bei der die Nerven, die einst Arm und Hand kontrolliert haben, neu zugewiesen werden", erklärt der verantwortliche Arzt Albert Chi. "Indem wir existierende Nerven neu zuweisen, machen wir es für Menschen mit einer Oberarm-Amputation möglich, ihre Prothesen zu kontrollieren, indem sie einfach an die Aktion denken, die sie starten wollen."

Ganz ohne Training funktioniert die Prozedur allerdings nicht. Um die korrekten Steuerungsbefehle an die Prothesen zu übermitteln, muss das Gedanken-Erkennungssystem, das an die verbliebenen Nerven angeschlossen ist, die elektrischen Impulse der Nerven noch richtig zu deuten lernen. Dafür hat Baugh bereits zehn Tage, bevor die Arme tatsächlich an ihrer Halterung angebracht wurden, trainiert und beim korrekten Einstellen der Gedankensteuerung geholfen.

Zehn Tage Training reichten Les Baugh
Die Forscher haben Baugh dafür eine Virtual-Reality-Brille aufgesetzt, welche die künstlichen Arme simulierte. Durch seine Gedanken steuerte Baugh zunächst die virtuellen Arme am Computer, später beherrschte er die Gedankensteuerung bei der Montage der echten Prothesen bereits ganz gut. Nach rund zehn Tagen Training kann Baugh mit den gedankengesteuerten Robo-Armen Gegenstände greifen und an eine andere Stelle heben.

Derzeit erprobt Baugh seine künstlichen Arme noch in der Klinik, in der er sie erstmals ausprobiert hat. Als nächsten Schritt wollen die Prothesenforscher und Ärzte den Mann nach Hause schicken, damit er die Robo-Arme im Alltag ausprobieren kann. Baugh freut sich schon darauf: "Vielleicht kann ich irgendwann sogar eine Münze in einen Getränkeautomaten werfen und das Getränk herausziehen."

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