Für mehr Sicherheit

Letzte Tests: Ski-Airbag vor Rennpremiere

Sport
17.12.2014 10:08
Seit dem Horrorsturz von Hans Grugger im Jänner 2011 in Kitzbühel tüftelt man im alpinen Ski-Weltcup intensiv an der Einführung des Airbags. Vier Jahre später steht das Projekt nun vor der Umsetzung. Im Rahmen der letzten beiden Herren-Abfahrten des Jahres in Gröden und Santa Caterina läuft in den Trainings die letzte Testphase, ab Jänner 2015 darf das "D-air"-System im Rennen getragen werden.

Damit würden Olympiasieger Matthias Mayer und Co. bereits bei den Klassikern in Wengen (17. Jänner) und Kitzbühel (24. Jänner) die vom Motorradsport abgekupferte und rund 800 Gramm schwere Sicherheitsinnovation tragen. Allerdings nur, wenn sie wollen. Denn ab Wengen können die Athleten die Airbags, die sich im Notfall bei Kontrollverlust innerhalb von hundert Millisekunden aufblasen, auf freiwilliger Basis auch im Wettkampf benutzen. Dementsprechend sind noch einige entscheidende Fragen offen.

Aerodynamische Nachteile?
Vor allem jene, ob der Airbag-"Buckel" am Rücken des Athleten aerodynamische Nachteile oder vielleicht sogar Vorteile bringt. Wenn es nach "D-air"-Hersteller Dainese geht, dann soll sich diese Frage gar nicht stellen. "Unser Ziel ist es, dass der Airbag neutral ist. Das heißt, dass er weder Vor- noch Nachteile bringt. Bis Wengen wollen wir das schaffen", sagte Dainese-Vertreter Marco Pastore in Gröden. Zu diesem Zweck wurde sogar im Ferrari-Windkanal in Maranello getestet.

In Gröden hat Dainese zwölf Prototypen des Luftsacks dabei, die in den Trainings getestet werden können. In Wengen hofft Pastore - sehr optimistisch - auf bis zu 25 Athleten, die den "D-air" tragen werden. Pastore ist sich nämlich sicher, dass das System dank jahrelanger Datensammlung mittlerweile perfekt unterscheiden kann, ob es sich um einen normalen Sprung oder einen bevorstehenden Crash handelt. Fehlauslösungen seien trotz Befürchtungen einiger Athleten nicht zu erwarten.

60 Prozent der Aufprallwucht werden absorbiert
Kommt es zu einem Crash, soll der Airbag mehr als 60 Prozent der Aufprallwucht absorbieren. Dass der Airbag zwar den Oberkörper, aber nicht entscheidend den Kopf schützt, stellt für manche Piloten die Sinnhaftigkeit für den Skirennsport infrage. Schließlich haben Grugger, Daniel Albrecht und Scott McCartney bei ihren wilden Stürzen allesamt Schädel-Hirn-Traumata erlitten.

Wer den Airbag in Wengen benutzen möchte, muss dies laut Pastore aus organisatorischen Gründen wohl spätestens bis Ende Dezember melden. Im Falle des ÖSV-Teams scheint das auf jeden Fall unrealistisch. Denn die Österreicher sind zwar schon in den Anzug samt Airbag geschlüpft und grundsätzlich positiv gestimmt, damit allerdings noch nicht skigefahren.

"Airbag wird kommen"
"Dieser Airbag soll und wird kommen. Und zwar nicht nur in den Rennen, sondern auch in den Sommertrainings", meinte ÖSV-Speed-Chef Florian Winkler. "Wir stehen der Sache alle miteinander sehr positiv gegenüber." Allerdings glaubt Winkler, dass es eben noch einige Zeit dauern wird, bis der Großteil der Athleten das letzte Vertrauen in den Airbag entwickelt und diesen dann auch in den Rennen trägt. Die Kosten sollen pro Stück zwischen 1.500 und 2.000 Euro betragen.

"Bewegungsfreiheit sehr stark eingeschränkt"
Getragen wurde das "D-air"-System am Mittwoch in Gröden zwar von fast niemandem, dass allerdings noch viel Arbeit wartet, bestätigte Testpilot Werner Heel. "Es hat meine Bewegungsfreiheit sehr stark eingeschränkt, weil es extrem auf die Schultern gedrückt hat", berichtete Heel. Nach aktuellem Stand kann sich der 32-Jährige daher nicht vorstellen, den Airbag in naher Zukunft in einem Rennen zu tragen. Heel fügte jedoch auch hinzu, dass der Tragekomfort deshalb so schlecht gewesen sein könnte, weil die Rennanzüge noch nicht speziell an das "D-air" angepasst sind.

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(Bild: KMM)



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