"Krone"-Interview

Nachbaur über Parteiaustritt, Stronach und Zukunft

Österreich
22.11.2014 17:55
Nach dem - gegenüber der "Krone" bestätigten - Parteiaustritt von Frank Stronachs engster Vertrauter Kathrin Nachbaur steht die Zukunft des Team Stronach in den Sternen. Im Interview versucht die 35-Jährige zu beruhigen und erklärt, warum sie als Klubobfrau weiterarbeiten will. "Der Rückzug aus der Partei ist kein Rückzug aus der politischen Bewegung", stellt Nachbaur klar.

"Krone": Frau Nachbaur, was ist passiert, dass Sie plötzlich aus der Partei austreten, die Sie gemeinsam mit Frank Stronach gegründet haben?
Kathrin Nachbaur: Ich habe den Obmannstellvertreter aus mehreren Gründen zurückgelegt. Frank hat sich schon seit einiger Zeit einen starken Mann in der Partei gewünscht. Dafür mache ich den Weg frei. Ich werde mich auf die politische Arbeit konzentrieren, die sich im Parlamentsklub und in der Akademie abspielt. Durch meine Schwangerschaft ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen.

"Krone": Wie hat Frank Stronach reagiert?
Nachbaur: Ich versuche immer mit Frank im Einklang zu agieren. Ich verdanke ihm vieles und habe das immer wertschätzend betont. Manchmal gibt es aber Situationen, wo man nicht ganz einer Meinung ist.

"Krone": Trotzdem bleiben Sie Klubobfrau, ist das legitim?
Nachbaur: Wir sind eine moderne politische Bewegung, die keine klassische Altparteienstruktur aufweist. In der Bundespartei gibt es wenige Mitglieder, nicht einmal alle Abgeordneten sind dabei. Der Rückzug aus der Partei ist kein Rückzug aus der politischen Bewegung. Dennoch habe ich mich einer Vertrauensfrage im Klub gestellt, und das Votum meiner Mitkämpfer war überwältigend positiv. Auch Frank war dabei und hat mich unterstützt, sonst würde ich das nicht machen. Wir kritisieren ja genau diese Parteibuchwirtschaft in Österreich, dass man es in Wien ohne rotes Parteibuch schwer hat und in NÖ ohne schwarzes. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt, und seine Leistung!

"Krone": Frank hat Ihnen die Gage bei der Stronach Group gestrichen, war das der Auslöser?
Nachbaur: Bezüglich meines Vertrages mit der Stronach Group wurde von einem bestimmten Medium, dessen Eigentümer im Wahlkampf als dominanter Machthaber Österreichs kritisiert wurde, einiges kolportiert, das nicht den Tatsachen entspricht. Da wird gerne am Neid-Klavier gespielt. Da es meine private Angelegenheit ist, kommentiere ich das nicht medial.

"Krone": Haben Sie noch sein Vertrauen?
Nachbaur: Frank und ich hatten immer ein besonderes Vertrauensverhältnis, das ich noch immer spüre, wenngleich die Abstimmung durch die Distanz nach Kanada und die Zeitverschiebung problematischer wurde. Und dass es intrigante Einflüsterer gibt, ist in der Politik leider nichts Unübliches, wenngleich ich mich damit nicht abfinden will.

"Krone": Und er Ihres?
Nachbaur: Ich wurde für meine Loyalität oft kritisiert, aber so bin ich nun mal.

"Krone": Er meinte, er hätte auch nicht gewusst, dass Sie ein Kind erwarten. Kann es sein, dass er gekränkt war?
Nachbaur: Selbstverständlich wusste Frank davon, aber er hielt sich fairerweise an meine Bitte, es niemandem weiterzusagen. Ich wollte selbst den Zeitpunkt bestimmen, wann ich die Schwangerschaft öffentlich mache. Aus seiner Verschwiegenheit eine Story zu machen, gehört anscheinend leider zum medialen Alltag.

"Krone": Wie sehen Sie Ihre politische Zukunft?
Nachbaur: Die Erfahrungen als Politikerin haben mich weiterentwickelt, es macht mir Freude, wenngleich ich es mir in der Politik schon etwas anders vorgestellt hatte. Die zwölf Jahre in Kanada, wo ich auch Management-Erfahrung sammeln konnte, waren anders: viel Arbeit, aber immer lösungsorientiert und konstruktiv. In der österreichischen Politik habe ich das Gefühl, dass es gar nicht um die Lösungen für Probleme, mit denen Menschen tagtäglich konfrontiert sind, geht, sondern vielmehr um Machterhalt und Klientelpolitik. Ich bin aber immer noch optimistisch und arbeite mit ganzem Herzen für unser Land, aber ich werde sicher nicht als Politikerin in Pension gehen.

"Krone": Und die des Team Stronach?
Nachbaur: Wir stehen für Leistungsgerechtigkeit. Arbeit muss sich wieder lohnen. Der Fleißige hat auch das Recht, sich einen kleinen Wohlstand zu erarbeiten, ohne dass ihm mehr als die Hälfte von einem gefräßigen ineffizienten Staat weggenommen wird. Wir werden nicht zulassen, dass der Mittelstand ausradiert wird. Die Kluft zwischen der Wirklichkeit für die Menschen und der Politik wird von Tag zu Tag größer. Als Abgeordnete bin ich Zeugin der Abgehobenheit vieler Politiker. Ich setze mich mit meinem sehr guten Team besonders stark für die Leistungswilligen in unserem Land ein, egal ob das ein Arbeiter, eine Mutter, ein Bauer oder ein kleiner Unternehmer ist. Und ganz wichtig ist mir, dass Frauen mehr Anerkennung für ihre Leistungen erfahren.

"Krone": Gibt es Angebote von anderen Parteien?
Nachbaur: Für Spekulationen stehe ich nicht zur Verfügung. Jeder Politiker sollte sich auf seine Arbeit für die Menschen in unserem Land konzentrieren, dann würde es uns in Österreich besser gehen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele