"Krone"-Rezension

Olympique setzen zur Indie-Rock-Thronbesteigung an

Musik
21.11.2014 17:00
Die Salzburger Olympique sind tatsächlich auf den Weg zum Olymp - der soulige Indie-Rock im angenehm produzierten Breitwandsound-Mantel gehört zum Interessantesten, was die österreichische Pop/Rock-Szene in diesem Jahr vorzuzeigen hat. Auf ihrem Debütalbum "Crystal Palace" zitiert das Trio nur rudimentär von den Großen und setzt auf eingängige Eigenständigkeit. Eine Österreich-Tour folgt.
(Bild: kmm)

Die österreichische Pop-/Rock- und Alternative-Szene blüht auf wie selten zuvor. Mittlerweile ist es gar nicht mehr notwendig, vom beschaulichen Burgenland ins beliebte Berlin zu ziehen, wie es etwa Ja, Panik vorgemacht haben. Mit den Amadeus-Gewinnern Bilderbuch haben wir wieder eine Band, die international für Furore sorgt, Wanda sehen sich die Charts dank mehrfacher Ohrenschlürfer ohnehin nur mehr von oben an und das Salzburger Trio Olympique befindet sich nicht im Fahrwasser, sondern auf Augenhöhe mit den beiden Letztgenannten.

London als Richtungsgeber
Nicht im stilistischen, aber qualitätsvollen Sinne, denn auch die Mozartstadt weiß sich klanglich zu emanzipieren und nach großer, weiter Welt zu klingen. "Crystal Palace" ist keinem Zufall geschuldet, dafür sind Fabian, Leo und Nino viel zu ehrgeizig, professionell und akribisch unterwegs. Eine Art Biografie scheint dahinterzustecken, schließlich sind diverse Erlebnisse in Europas Musikhauptstadt London (darunter auch im Stadtteil Crystal Palace) dafür verantwortlich, dass aus kantigen Edelsteinen fein geschliffene Diamanten wurden. Oder anders formuliert – ein paar Mal kurz auf die Schnauze fallen hat beim Trio schon im frühen Karrierestadium eine Reflexion und Umorientierung ergeben. Danke dafür!

"No Estate To Remind" ist so ein "Neubeginn-Song", bei dem das Fernweh-Gefühl wie ein Nachhausekommen wirkt. Das Piano protzt zu Beginn, die Gitarre schlängelt sich mit den Drums nachhaltig sanft in Szene, bevor Fabian mit tonnenweise Soul auf den Stimmbändern zur akustischen Reise in das Unbekannte lädt. Überhaupt ist die Abwechslung das höchste Gut auf dem völlig in Schwarz gehaltenen Album. Wer mit dem kurzen, aber ungemein intensiven "Faith Of The Art" in ein Album leitet, dem fehlt es jedenfalls nicht an Selbstvertrauen.

Großspurig und bescheiden
Angenehm dabei: Obwohl Olympique durchaus großspurige Ambitionen aufweisen, klingen die diversen Songs selbst im fein produzierten Soundgewand noch angenehm bescheiden. Etwa die bereits bekannte Single-Auskoppelung "The Reason I Came", ein eingängiges Stück Indie-Rock mit einem wunderbar verspielten Refrain, der sich durchaus "eigenständig" schimpfen darf. Das sanfte "Eldorado" hingegen begnügt sich mit intensiver Atmosphärenerzeugung im Slow-Tempo. Der kleinste gemeinsame Nenner all dieser Nummern sind die hervorragende Soundmischung (jedes Instrument ist perfekt zu hören) und Fabians einzigartige Stimme, die irgendwo zwischen Tom Waits, Josh Homme und Chris Martin mäandert.

Olympique geben ihren Songs genug Zeit, um sich aufzubauen. Wo andere Bands auf billige Effekthascherei setzen oder zwanghaft versuchen, drei Ideen in fünf Sekunden zu verwursten, zeigen sich die Salzburger von erstaunlicher kompositorischer Reife. Das gehetzte Abstrampeln überlässt man anderen, denn gerade das mit Akustik-Gitarre einleitende "Hollow Way" oder das fast schon hymnische "Ivory" sind ob ihrer Entspanntheit dicke Album-Highlights. Die souveräne Umsetzung von "Crystal Palace" liegt womöglich auch am drei Jahre andauernden Prozess – in der Ruhe liegt bekanntlich viel Kraft.

Österreich-Tour folgt
Mit einem derart eindringlichen Werk sollten Olympique die Türen jedenfalls offenstehen. In Österreich gelang ihnen im Musiksektor bereits so etwas Seltenes wie ein Sieg bei der Vierschanzentournee der Skispringer – die Salzburger konnten Airplay auf FM4 und Ö3 verbuchen. Mit der nächsten Tour sollten auch die letzten Zweifler überzeugt werden. Olympique spielen am 6. Februar im Salzburger Rockhouse, am 20. Februar im Innsbrucker Weekender, am 21. Februar im Carinisaal in Lustenau, am 5. März im Wiener WUK, am 6. März im Linzer Posthof und am 7. März im ppc in Graz. Karten erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

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