"Unsensibel"

Traiskirchen-Mitarbeiter kritisieren Bürgermeister

Österreich
11.11.2014 15:24
Die Mitarbeiter des Erstaufnahmezentrums in Traiskirchen haben sich am Dienstag mit einem Brief an den örtlichen Gemeinderat gewandt. In dem Schreiben kritisieren sie unter anderem die "unsensible Sprachwahl" und die Falschinfos von SP-Bürgermeister Andreas Babler. Dies würde die angespannte Situation demnach nur verschärfen. Der Ortschef selbst wies die Kritik zurück.

Die Betreuung von Asylwerbern in Traiskirchen erfolgt durch den privaten Betreiber ORS Service GmbH. Unterzeichnet ist der Brief von den Mitarbeitern im Bereich der Grundversorgung im Bundesministerium für Inneres. Sie halten grundsätzlich fest, dass die Herausforderungen vor Ort nur durch "kooperative, sachliche und gemeinsame Herangehensweise" aller Beteiligten gelöst werden können. Die Stadt Traiskirchen und Bürgermeister Babler würden dabei "ein besonderes Maß an Verantwortung" tragen.

Die Mitarbeiter "bedauern" darin, dass der neue Bürgermeister das Prinzip des kooperativen und lösungsorientierten Zusammenwirkens "über Bord geworfen" habe. Formulierungen wie "Massenlager" oder "explosiv" seien "unverantwortlich überzogen": Durch diese Emotionalisierung und "unsensible Sprachwahl" trage Babler weiter zur Polarisierung der Debatte bei. Eine derartige Wortwahl würde außerdem die Menschen zu Kräften "am Rande des politischen Spektrums" bringen.

"Verunsicherung in der Bevölkerung"
Der Bürgermeister würde durch seine Aussagen ein falsches Bild von Asylwerbern und der Betreuung transportieren und damit in der Bevölkerung für "Verunsicherung" sorgen. Dies schade jedoch nur dem Ziel, Traiskirchen zu entlasten. "Leider zeigt sich der Stil des neuen Bürgermeisters nicht nur in unsachlichen medialen Äußerungen, sondern auch oft im mangelnden Mindestmaß an zwischenmenschlichen Umgangsformen und Respekt", lautet die weitere Kritik.

Sachliche Kritik, die zu Verbesserungen und Lösungen führt, sei hingegen immer willkommen, heißt es in dem Schreiben. Der Brief erging am Dienstagmittag an den Traiskirchner Gemeinderat. Das Innenministerium bestätigte, dass es über diese Initiative informiert sei. Inhaltlich sei das Anliegen "nachvollziehbar", hieß es.

Bürgermeister weist Kritik zurück
Bürgermeister Babler wies die Kritik am Dienstag zurück. Von dem Schreiben habe er über die Medien erfahren, sagte er. Bis zum frühen Dienstagnachmittag war der Brief laut dem Bürgermeister allerdings noch nicht eingelangt. Vielleicht handle es sich um einen Faschingsscherz, meinte er.

"Ich bin dafür, dass man Flüchtlinge gut unterbringt und gut betreut", versicherte Babler. "Wenn ich das Wort 'Massenlager' in den Mund nehme, dann deswegen, weil es in Traiskirchen existiert und es eine Schande für die Republik ist. So geht man nicht mit Menschen auf der Flucht um."

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