Nur noch Ärger

Vettel und Red Bull: Vom Dream-Team zum Albtraum

Sport
06.11.2014 12:28
Jahrelang waren sie ein Herz und eine Seele: Sebastian Vettel und Red Bull galten als "Dream-Team" der Formel 1. Vier WM-Titel und Siege am laufenden Band festigten die scheinbar untrennbare Freundschaft. Aber seit diesem Jahr ist alles anders und der Abschied des Deutschen am Saisonende logische Konsequenz. Noch zwei nervige Rennen, dann hat es der 27-Jährige überstanden.

Nach fünf märchenhaften Jahren war die aktuelle Formel-1-Saison mit Red Bull für Vettel zuletzt nur noch reine Quälerei. Der Vierfach-Champion und das Team sehnen das Ende förmlich herbei. Die einst große Liebe ist längst erloschen und beide Seiten bemühen sich teilweise krampfhaft, wenigstens den Schein zu wahren und die Trennung mit Anstand zu vollziehen.

Längst ist klar, dass Vettel 2015 für Ferrari fahren wird. Nur die offizielle Bestätigung fehlt noch, weil erst die letzten Details für Fernando Alonsos Abschied von der Scuderia aus Maranello geregelt werden müssen. Und in Daniil Kwjat steht der Nachfolger des deutschen Superstars bereits fest. Das russische Talent wird wie einst Vettel vom B-Rennstall Toro Rosso ins A-Team Red Bull Racing befördert.

Krise dauert schon lange an
Schon bevor Vettel seinen längst vermuteten Abschied von Red Bull in Suzuka offiziell bekanntgab, hatte es zwischen ihm und seinem langjährigen Förderer gekriselt. Angesichts ausbleibender Erfolge und der doppelt frustrierenden Dominanz seines anfangs allgemein unterschätzten neuen Teamkollegen Daniel Ricciardo maulte der Titelverteidiger immer öfter über ein schlechtes Auto, Strategiefehler und alles Mögliche.

"Habe nur einen Holzknüppel in der Hand"
"Man schickt mich an die Front, aber ich habe das Gefühl, einen Holzknüppel in der Hand zu haben", lästerte der einstige Seriensieger beispielsweise nach einem enttäuschenden fünften Platz in Spa-Francorchamps. Der Australier Ricciardo feierte im Grand Prix von Belgien hingegen seinen dritten von bisher drei Saisonsiegen. Zuletzt in Austin meckerte Vettel nach Rang sieben und Ricciardos Podestplatz: "Man hätte auch eine andere Strategie wählen können."

Suche nach Nachfolger hatte nur zehn Minuten gedauert
Die Red-Bull-Verantwortlichen standen dem Dauerstänkerer indes in nichts nach. Der einflussreiche Motorsport-Berater Helmut Marko, der zum allmächtigen Konzernpatron Dietrich Mateschitz den engsten Draht hat, ätzte etwa, bei der Suche nach dem Vettel-Nachfolger habe man "nur zehn Minuten" gebraucht.

Dass bei den beiden abschließenden Rennen in Brasilien und in Abu Dhabi wieder Friede, Freude, Eierkuchen herrscht, ist unwahrscheinlich. Nur ein Sieg im Autodromo Jose Carlos Pace am Sonntag (Start: 17 Uhr MEZ/live ORF eins, RTL und Sky) oder zwei Wochen später in der Wüste könnte Vettels triste Stimmung aufhellen. Aber angesichts der erdrückenden Mercedes-Dominanz und der team-internen Vorherrschaft Ricciardos spricht nichts dafür.

Vettel konnte Ricciardo nur viermal schlagen
Der 25-jährige Australier profitierte als einziger Pilot von den wenigen technischen Defekten, folgenschweren Zweikämpfen oder Fehlern des ansonsten haushoch überlegenen Silberpfeil-Duos Lewis Hamilton und Nico Rosberg bei seinen drei Erfolgen. Zudem konnte Vettel Ricciardo in bisher 17 Rennen nur viermal schlagen. Magere vier Podestplätze, darunter der zweite Rang in Singapur, sind für den vierfachen Champion ebenfalls desaströs. Vettel muss sich wohl damit abfinden, dass er erstmals in einer von ihm komplett bestrittenen Grand-Prix-Saison ohne Sieg bleiben dürfte.

Wird es bei Ferrari besser laufen?
Das aktuelle Kräfteverhältnis zugrunde gelegt, spricht aber auch nichts dafür, dass es für Vettel bei Ferrari besser laufen wird. Die Scuderia sammelte mit den beiden hoch gehandelten Ex-Champions Alonso und Kimi Räikkönen nur gut halb so viele Punkte wie das Red-Bull-Duo. In der Konstrukteurs-Wertung liegt Ferrari vor dem 18. Saisonrennen nur auf Rang vier. Vettel und Alonso rangieren in der Fahrer-WM punktegleich auf Platz fünf. Vettel könnte also sportlich vom Regen in die Traufe kommen.

Lässt Alonso jetzt Vettel zappeln?
Zudem muss Alonsos Ausstieg erst noch unter Dach und Fach gebracht werden. "Ich mache mir natürlich so meine Gedanken. Aber noch weiß ich nicht, für wen ich im kommenden Jahr fahren werde", sagte der Spanier, dem es sichtlich Spaß macht, die Scuderia und seinen deutschen Widersacher zappeln zu lassen. Dabei gilt es als sicher, dass der zweifache Weltmeister zu McLaren zurückkehrt. Honda lockt Alonso mit Millionen. Und Vettel hat seinen Vertrag bei den "Roten" wohl längst unterschrieben.

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(Bild: KMM)



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