Brennpunkt Flughafen

Donezk: Neue Bilder zeigen gewaltige Zerstörung

Ausland
17.10.2014 14:26
"Brüchig" ist ein Hilfsausdruck, um die seit Anfang September geltende Waffenruhe in der Ukraine zu beschreiben. Nahezu täglich kommt es zu Gefechten zwischen Regierungstruppen und Separatisten, nicht selten mit tödlichem Ausgang. Ein Brennpunkt ist der Flughafen von Donezk. Aktuelle Bilder der Nachrichtenagentur AFP zeigen die gewaltige Zerstörung, die die monatelange Auseinandersetzung dort angerichtet hat.

An einen Flugbetrieb auf dem Sergei Prokofjew International Airport in der ostukrainischen Separatistenhochburg ist längst nicht mehr zu denken. Eine Landung auf den zerbombten Rollfeldern wäre ähnlich lebensgefährlich wie ein Aufenthalt auf dem Boden, in der Schusslinie der verfeindeten Lager.

Die Infrastruktur ist weitgehend zerstört, in den riesigen Hangar-Gebäuden ist großteils keine einzige Fensterscheibe mehr intakt. Die Dächer sind eingestürzt, über den Ruinen steigen Rauchsäulen auf. Die Separatisten, die den Flughafen seit Monaten belagern, improvisieren bei der eigenen Verpflegung und haben auf den Schutthalden Kochstellen aufgebaut. Die Teekessel werden auf offenem Feuer warmgehalten, langsam gilt es, sich für den grimmigen Winter zu rüsten.

Zerschossene Jets, ausrangierte Panzer
Auf den Flugfeldern stehen die stillen Symbole des Bruderkriegs: Ein in zahlreiche Teile zerbombtes Passagierflugzeug, am Heck gelb-blau die ukrainischen Nationalfarben, hat nur noch Schrottwert. Auch militärisches Gerät ist oft nur noch ein Haufen Altmetall - etwa jener völlig zerstörte Regierungspanzer, der einsam vor einem Flughafengebäude steht. Ausschlachten oder abtransportieren erscheint nicht nur logistisch schwierig, sondern auch höchst gefährlich.

Es wirkt bizarr, dass hier um einen Flughafen gekämpft wird, auf dem längst niemand mehr landet oder abfliegt. Dennoch gehen die Kämpfe weiter, auch mehr als einen Monat nach der Waffenruhe von Minsk. Am Donnerstag war wieder heftiges Mörser-Feuer zu hören, berichten jene Reporter, die die bedrückenden Bilder schossen. Tags zuvor war von "intensiven Gefechten" die Rede gewesen.

Krieg und Frieden auf Ukrainisch
Zumindest bei der Namenswahl erwiesen sich die Ukrainer ungewollt visionär, als sie den Flughafen nach dem Komponisten Prokofjew benannten. Eines der wichtigsten Werke des 1953 verstorbenen Russen: die Opernfassung von Lew Tolstois "Krieg und Frieden".

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