Finanzmärkte besorgt

Die Gefahr einer Weltwirtschaftskrise wächst

Wirtschaft
16.10.2014 09:01
Geht es nach den Signalen, die die Finanzmärkte rund um den Globus derzeit aussenden, dann ist die Gefahr einer neuen Weltwirtschaftskrise groß. An den Börsen kam es Mitte der Woche zu zum Teil dramatischen Kurseinbrüchen. Und auch der internationale Währungsfonds (IWF) warnte erst kürzlich vor der Gefahr einer weltweiten Krise und korrigierte seine Wachstumsprognose für das heurige Jahr erneut nach unten.

Der IWF rechnet für heuer mit 3,3 Prozent Wachstum, für 2015 reduzierten die Krisenhelfer ihre Aussichten auf 3,8 Prozent. Auch für Deutschland sieht der IWF nun eine schlechtere Entwicklung als bisher angenommen. So dürfte das Wachstum bei unserem Nachbarn dieses Jahr lediglich 1,4 Prozent betragen. Vor allem Europa laufe Gefahr, in eine erneute Rezession zu rutschen, aber auch China und Japan wachsen für manche Beobachter zu langsam. Die Geschwindigkeit des Wachstums habe in den letzten Jahren enttäuscht, so IWF-Experten. Die Spätfolgen der großen Rezession vor rund sechs Jahren seien offenbar hartnäckiger als bislang angenommen.

Börsenkurse sind zurzeit auf Talfahrt
Nachdem die Weltwirtschaft noch im Sommer euphorisch gefeiert worden war, haben Sorgen um die weitere wirtschaftliche Entwicklung und enttäuschende US-Konjunkturdaten die Börsenkurse Mitte der Woche auf eine kräftige Talfahrt geschickt. Es scheint, dass die Märkte den Notenbanken nicht mehr zutrauen, den drohenden Kollaps in Eigenregie verhindern zu können.

Am Mittwoch schlossen sowohl die Wall Street in New York als auch Europas Leitbörsen einheitlich und klar im Minus. Die Angst vor einem Abflauen der Weltwirtschaft haben vor allem die Börsen in Italien und im Euro-Krisenland Griechenland zu Kursstürzen geführt. Der Athener Leitindex verbuchte den größten Tagesverlust seit 2008 und verlor zwischenzeitlich bis zu 10,1 Prozent, an der Börse in Mailand büßte der Leitindex 4,44 Prozent ein.

DAX und ATX schlossen tiefrot
Auch an anderen europäischen Börsen ging es am Mittwoch nach unten: Der deutsche Leitindex DAX in Frankfurt etwa gab um fast drei Prozent nach und fiel auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr, der Wiener ATX schloss tiefrot mit einem Minus von 2,7 Prozent und der Euro-Stoxx-50 brach gar um 3,61 Prozent ein.

Offenbar ist bei den Anlegern das Vertrauen darauf, dass die Europäische Zentralbank die Teuerungsrate stabil bei zwei Prozent halten wird können, geschwunden. Was nicht von ungefähr kommt, lag die Inflationsrate in der Euro-Zone doch mit 0,3 Prozent zuletzt nur noch knapp über der Nulllinie. In Griechenland, Spanien und Italien liegt die Teuerung bereits klar im negativen Terrain.

Nachfrage nach Erdöl geht zurück
Doch nicht nur die Kurse an den Börsen, sondern auch der rund 25- prozentige Ölpreisverfall seit Sommer (siehe Infobox) sind für viele Beobachter Signale für eine wirtschaftliche Depression. Besonders Russlands Wirtschaft leidet unter den schrumpfenden Erlösen aus dem Ölgeschäft. Da rund 40 Prozent der Einnahmen des Landes aus dem Export von Rohöl stammen, schüren die Einbußen an den Märkten bereits die Furcht vor einem Zahlungsausfall Russlands.

Aber nicht alle Finanzmarktexperten sehen die Gefahr einer Weltwirtschaftskrise. "Die meisten Wirtschaftsdaten zeigen lediglich, dass sich die globale Konjunktur abschwächt, dass die Weltwirtschaft aber nicht kollabiert", zeigt sich etwa der Ökonom Julian Jessop vom Anlagehaus Capital Economics optimistisch.

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