Nach Hartmann

Karin Bergmann wird Burgtheater-Direktorin

Österreich
14.10.2014 13:22
Das Rätselraten um die Führung des Wiener Burgtheaters ist beendet: Am Dienstagvormittag hat Kulturminister Josef Ostermayer seine Entscheidung über die zukünftige Leitung bekannt gegeben. Wie die "Krone" bereits vorab erfahren hatte, wird die derzeitige Interimschefin Karin Bergmann die Nachfolge des entlassenen Matthias Hartmann antreten. Damit steht sie als erste Frau in der Geschichte des Hauses an der Spitze des Theaters.

"Ich bin sehr glücklich, dass Frau Bergmann es weiter macht", sagte Ostermayer bei der Bekanntgabe seiner Entscheidung, stellte jedoch gleichzeitig klar, dass er keinerlei Zusatzmittel für das finanziell schwer angeschlagene Haus in Aussicht gestellt habe. Es gebe keine finanzielle Zuckerln des Ministers, bestätigte auch Karin Bergmann: "Mit Zuckerln kann er nicht dienen. Aber ich lass mich mit Süßspeisen nicht abspeisen. Wie reden von Grundnahrungsmitteln, die müssen stimmen."

"Das Burgtheater braucht eine Planungssicherheit"
Natürlich habe sie in den Gesprächen "ganz maßgeblich die Finanzierung angesprochen. Ich würde es nicht so formulieren, dass das Burgtheater mehr Geld braucht. Was das Haus braucht, ist eine Planungssicherheit." Es brauche "irgendwann die klare Ansage", dass allen Bundestheatern eine Valorisierung gewährt werde, mit denen steigende Gehaltskosten automatisch ausgeglichen würden. "Das war die Bitte, die ich geäußert habe."

Auf die Frage, ob die laufenden Arbeitsprozesse von Matthias Hartmann und Silvia Stantejsky nicht einen Unsicherheitsfaktor darstellten, da Bergmann in den fraglichen Jahren ja auch am Burgtheater gearbeitet habe, sagte der Minister, dass Bergmann ihm "glaubwürdig versichert" habe: "Es gibt nichts aus der Vergangenheit, was ein Problem werden könnte." Was prozesstaktisch künftig noch alles vorgebracht werde, könne man jedoch nicht wissen. Hartmann und Stantejsky waren entlassen worden, nachdem im Zuge einer Gebarungsprüfung der von Stantejsky verantworteten Geschäftsjahre Ungereimtheiten auftraten, die nicht geklärt werden können (siehe Infobox).

Es sei ihr Wunsch gewesen, "dass wir erst einmal über fünf Jahre reden, dann bin ich 66 Jahre alt", und "auch wenn wir alle länger arbeiten sollten", müsse man dann weitersehen, sagte Bergmann: "Mir erschienen die fünf Jahre eine gute Zeit." Der Posten war ja auf "bis zu fünf Jahre" ausgeschrieben worden, wobei nun bei Bergmann die zwei Jahre interimistische Leitung bis 2016 eingerechnet werden. Sie sei von der Findungskommission gefragt worden, habe sich aber erst nach ihrer Spielzeiteröffnung "das erste Mal in eine sportive Situation" begeben.

Bergmann war schon unter Peymann und Bachler tätig
Karin Bergmann war 1986 als Pressesprecherin des damals neuen Burgtheater-Direktors Claus Peymann nach Wien gekommen. Die 61-jährige in Recklinghausen im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen geborene Theaterexpertin verfügt nicht nur über langjährige Erfahrung am Haus, auch ihre große Akzeptanz im Ensemble dürfte bei der Entscheidung um die Nachfolge von Hartmann ein wesentlicher Faktor gewesen sein.

Nach einem Zwischenspiel bei den Vereinigten Bühnen Wien und an der Volksoper holte Klaus Bachler Bergmann 1999 wieder an die Burg zurück, wo sie zehn Jahre lang als seine Stellvertreterin tätig war und in der Saison 2008/2009, als Bachler bereits an der Bayerischen Staatsoper in München arbeitete, de facto auch das Haus führte.

Nach einem Jahr als Stellvertreterin des neuen Direktors Matthias Hartmann verabschiedete sich Bergmann im Sommer 2010 in die Pension - und wurde von Ostermayer als "Troubleshooterin" zurückgeholt. Sie habe sich nicht beworben, versicherte sie bei ihrer ersten Spielplan-Pressekonferenz. Dass sie aber dafür zu überreden wäre, zweifelte kaum jemand an. Das Ensemble steht jedenfalls hinter ihr, wie zahlreiche Künstler immer wieder öffentlich betonten.

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