Fund in Steiermark

Keltisch-römische Muttergottheit ausgegraben

Wissenschaft
08.10.2014 15:07
Bei Grabungsarbeiten am südsteirischen Frauenberg bei Leibnitz ist eine rund 1.900 Jahre alte römische Statuette einer Frau, die ein Wickelkind stillt, gefunden worden. Es handle sich dabei um einen interessanter Neufund aus der keltisch-römischen Übergangsperiode auf dem heutigen Gebiet der Steiermark, teilte die Archäologisch-Soziale Initiative Steiermark (ASIST) am Mittwoch mit.

Der steirische Archäologe Bernhard Schrettle, der den ehemals römischen Tempelbezirk am Frauenberg bei Leibnitz erforscht, schätzt das Entstehungsdatum der Statuette auf etwa 100 Jahre nach Christi Geburt. Schrettle ist im Rahmen der heurigen Grabung am Frauenberg in einer Grabenanlage auf die mehr als faustgroße steinerne Skulptur gestoßen und geht aufgrund weiterer Fundstücke davon aus, dass sie am Ende des 4. Jahrhunderts nach Christus nach der Zerstörung des römischen Tempels (das kleine Bild zeigt eine Rekonstruktion) entsorgt wurde.

Hoher religionsgeschichtlicher Wert
Die Statuette sei insbesondere von hohem religionsgeschichtlichem Wert, weil damit auch der langen Spekulation um die am Frauenberg verehrten Götter ein Ende gesetzt sei, so Schrettle: Dargestellt sei eine Frau, die ein Wickelkind stillt. Der Forscher erkennt darin eine Muttergottheit, die dem Typus der "Isis Lactans" entspreche. "Hier ist eindeutig belegt, dass der Kult einer einheimischen keltischen Muttergottheit mit dem Kult der ägyptischen Isis Lactans verbunden wurde", meint Schrettle. Der Isiskult war durch die Handelsbeziehungen zwischen Rom und Ägypten in Kaiserzeit und Spätantike im Römischen Reich ein weit verbreiteter Mysterienkult.

Römer legten auf Terrasse Kulturplatz an
In der Steiermark geht man von einer schrittweisen Zuwanderung keltischer Stämme seit dem 2. Jahrhundert vor Christus aus, die dann ab dem 3. Jahrhundert größere Siedlungen wie z.B. jene auf dem Frauenberg gründeten. Auf einer exponierten Terrasse legten sie dort einen Kulturplatz an und opferten an dieser Stelle den Göttern Rinder, Schweine und Pferde, aber auch Silbermünzen und Waffen, wie Ausgrabungen seit Mitte der 1990er-Jahre ergeben haben. Hinweise auf dort verehrte Gottheiten wurden bis zuletzt nicht gefunden.

Die Erforschung des römischen Heiligtums am Frauenberg findet seit drei Jahren im Rahmen des gemeinnützigen Beschäftigungsprojektes St:WUK statt, das vom Arbeitsmarktservice und dem Land Steiermark gefördert wird.

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