Offensive fruchtet

Erster Kurden-Erfolg: IS in Kobane zurückgedrängt

Ausland
08.10.2014 12:15
Erster Erfolg im Kampf gegen die IS-Milizen im nordsyrischen Kobane an der Grenze zur Türkei: Nach kurdischen Angaben sind die Dschihadisten am Mittwoch an den Rand der seit Tagen heftig umkämpften Stadt zurückgedrängt worden. Sowohl die kurdischen Verteidiger von Kobane als auch die jüngsten US-Luftschläge sollen dafür verantwortlich sein. Die kurdischen Volksschutzeinheiten haben laut eigenen Angaben eine Gegenoffensive gestartet.

Bei den Luftangriffen gegen eine Stellung der Dschihadisten auf einem Hügel östlich der Stadt wurde nach Angaben kurdischer Medien ein Waffendepot zerstört - ein herber Rückschlag für die Terrorkämpfer. Ganz zurückgedrängt sind die IS-Kämpfer aber offenbar noch nicht: Während die Kurden im Osten im Vormarsch sind, hieß es in Medienberichten, dass die Dschihadisten im Südwesten der Stadt einige Gebäude erobert hätten.

"Sie sind nun vor den Toren der Stadt", sagte der Kurdenfunktionär Idris Nassan der Nachrichtenagentur Reuters. Der Beschuss und das Bombardement seien sehr wirkungsvoll gewesen und hätten die Dschihadisten dazu veranlasst, viele Positionen zu räumen. "Das ist ihr größter Rückzug, seit sie in die Stadt eingedrungen sind", sagte Nassan. "Wir können davon ausgehen, dass das der Beginn ihres Rückzuges aus der Region ist."

Straßen "voller Leichen" von Dschihadisten
Der kurdische Aktivist und Journalist Mustapha Ebdi berichtete am Mittwoch auf Facebook, die Straßen des Maktala-Viertels im Südosten Kobanes seien "voller Leichen" von IS-Kämpfern. Die humanitäre Lage für die Hunderten in der Stadt verbliebenen Zivilisten sei jedoch trotz des Teilrückzugs der Dschihadisten sehr schwierig.

Erst am Montag hatten IS-Einheiten ihre schwarze Flagge am östlichen Rand der seit drei Wochen umkämpften Stadt gehisst. Seither haben die USA und ihre arabischen Verbündeten ihre Luftangriffe auf Stellungen der Extremisten verdoppelt. Militärexperten sind allerdings überzeugt, dass die Miliz, die weite Teile Syriens und des Irak unter ihre Kontrolle gebracht hat, mit Luftangriffen allein nicht zu besiegen ist.

Mehr als 400 Tote
Die Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bezifferte die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Kämpfe am 16. September auf mehr als 400. Da die für ihre Gräueltaten bekannten Islamisten zu Wochenbeginn in einzelne Stadtviertel vorgerückt waren, war befürchtet worden, dass sie Kobane bald ganz einnehmen könnten.

Laut US-Generalstabschef Martin Dempsey stellt sich der IS zudem inzwischen "bei der Nutzung elektronischer Geräte geschickter an", so dass die Kämpfer schwieriger aus der Luft zu orten seien. "Sie hängen auch keine Flaggen mehr auf, fahren nicht mehr in langen Konvois und machen ihre Hauptquartiere nicht mehr weithin sichtbar", sagte Dempsey dem Sender ABC News.

Proteste gegen türkische Untätigkeit eskalieren
Inzwischen sind rund 180.000 Menschen aus der überwiegend von Kurden bewohnten Stadt und ihrem Umland ins Nachbarland Türkei geflohen. Dort mehren sich die Proteste der kurdischen Bevölkerung gegen die Regierung in Ankara, die zwar Panzer an der Grenze auffahren ließ, sich aber aus dem Kampf um Kobane heraushält. In der Nacht auf Mittwoch eskalierten zahlreiche Protestkundgebungen, mindestens 19 Menschen starben (siehe Infobox).

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