600-Euro-Handy

Samsung Galaxy Alpha: Der Alu-Koreaner im Test

Elektronik
12.10.2014 09:00
Die Wahl von Plastik als Gehäusematerial gehört seit jeher zu den großen Kritikpunkten an Samsungs beliebter Galaxy-S-Reihe. Jetzt haben die Koreaner den Kundenwunsch nach einem High-End-Handy im Metallkleid erfüllt – zumindest zum Teil. Das neue Galaxy Alpha kommt nämlich mit Metallrahmen und starkem Innenleben, setzt bei der abnehmbaren Akkuabdeckung aber weiterhin auf strukturiertes Plastik. Ob es sich beim Alpha um das ersehnte Galaxy S im Premium-Gehäuse handelt, hat krone.at ausführlich getestet.

Samsungs 6,7 Millimeter dünnes Galaxy Alpha ist kompakter als das Galaxy S5 und unterscheidet sich auch beim Innenleben teils deutlich von Samsungs aktuellem Android-Flaggschiff. Der größte Unterschied betrifft allerdings das Gehäuse. Während die Koreaner beim Galaxy S5 und den meisten anderen hauseigenen Smartphones auf Plastik als Gehäusematerial setzen, versuchen sie sich beim Alpha an einem Plastikgehäuse mit Metallrahmen – ganz ähnlich wie etwa Nokia beim Lumia 930. Wie das in der Praxis aussieht, sehen Sie hier:

Und was genau im Inneren des neuen Premium-Geräts aus dem Hause Samsung steckt, kann der folgenden Tabelle entnommen werden:

Samsung Galaxy Alpha

CPU

Exynos 5 Octa; 4 x 1,8 GHz + 4 x 1,3 GHz

RAM

2 GB

Diagonale

4,7 Zoll

Auflösung

1.280 x 720 Pixel

Speicher

32 GB

microSD-Slot

Nicht vorhanden

Hauptkamera

12 Megapixel, LED-Blitz

Frontkamera

2,1 Megapixel

Funk

LTE, HSPA+, Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.0, NFC, GPS, GLONASS

Maße

132,4 x 65,5 x 6,7 Millimeter; 115 Gramm

Akku

1.860 mAh

Software

Android 4.4

Extras

Fingerabdruck-Scanner
Pulsmesser

Straßenpreis

Rund 600 Euro

Im Test erstaunte Samsungs hauseigener Exynos-5-Chip im Galaxy Alpha mit verblüffend hoher Leistung. In einschlägigen Benchmark-Tests – wir haben es mit "Antutu" probiert – positioniert sich das Galaxy Alpha mit seinem Achtkern-Chip an der Spitze der Leistungsskala und übertrumpft sogar das mit einem höher getakteten Qualcomm-Chip ausgestattete Galaxy S5.

Entsprechend flott gestaltet sich die Bedienung und entsprechend schnell werden Anwendungen geöffnet. Auch bei der Spieleleistung überzeugt der Samsung-Chip im Galaxy Alpha. Selbst für aufwendigere Kost mit hübscher Grafik reicht die gebotene Leistung problemlos aus.

Kontrastreiches und farbstarkes 720p-Display
Einen guten Eindruck hinterlässt das Display im Galaxy Alpha. Es setzt auf AMOLED-Technologie und bietet hohen Kontrast, sattes Schwarz und kräftige Farben. Wie bei AMOLED üblich, könnte die Intensität der Farben manchen Nutzern zu hoch sein, insgesamt erfreut der Schirm das Auge aber mit sehr guter Farbdarstellung, gutem Kontrast und dank hoher Helligkeit brauchbarer Outdoor-Ablesbarkeit.

Die gebotene 720p-Auflösung reicht auf 4,7 Zoll Diagonale grundsätzlich mehr als aus und sorgt für scharfe Bilder und Videos, gut lesbaren Text und detailreiche Bilder. Angesichts des vergleichsweise hohen Preises des Galaxy Alpha könnte manch ein Nutzer allerdings auf ein Full-HD-Display mit einer noch etwas höheren Schärfe gehofft haben. Trotzdem: Am Bildschirm des Galaxy Alpha kann man wenig aussetzen.

Kamera für Schnappschüsse absolut brauchbar
Einen guten, aber nicht überragenden Eindruck hinterlässt die 12-Megapixel-Kamera im Galaxy Alpha. Während sie draußen schnell scharfstellt und absolut brauchbare Schnappschüsse produziert, arbeitet der Autofokus in dämmrig ausgeleuchteten Innenräumen etwas langsamer. Auch kommt es im Dämmerlicht häufiger zu leicht verschwommenen und stellenweise verrauschten Bildern – ein optischer Bildstabilisator hätte hier geholfen. Ein physischer Kamera-Auslöser fehlt.

Die Kamera-App selbst bietet eine Vielzahl kreativer Foto-Spielereien, unter anderem einen Modus für Tiefenunschärfe, einen Modus, der simultan mit Front- und Hauptkamera arbeitet, und einen speziellen Portrait-Modus. Eine HDR-Funktion ist ebenso an Bord wie viele verschiedene kreative Fotofilter. Videos nimmt das Galaxy Alpha wahlweise in Full-HD- oder 4K-Qualität auf. Allzu viele 4K-Aufnahmen finden wegen des begrenzten Speichers allerdings nicht auf dem Gerät Platz.

Speicher nicht per microSD-Karte erweiterbar
Das Problem: Zwar bietet das Galaxy Alpha 32 Gigabyte Speicherplatz ab Werk, wovon rund 25 Gigabyte nutzbar sind. Die Möglichkeit, den internen Speicher mit microSD-Karten zu erweitern, bietet das Galaxy Alpha allerdings völlig unverständlicherweise nicht. Das bedeutet, die Nutzer müssen mit den 25 Gigabyte Speicher auskommen, die das Alpha ab Werk bietet. Das mag für viele Nutzer ausreichen, gerade für Musikfreunde mit großen MP3-Sammlungen, Foto-Enthusiasten und Video-Fans könnte das Speicherangebot allerdings schnell knapp werden.

Keinen Anlass zur Kritik gibt es an der Funkausstattung des Alu-Koreaners. Wer einen LTE-Tarif hat, kann mit dem Gerät über den Datenturbo ins Netz gehen. Im heimischen WLAN ist es dank Gigabit-WLAN flott unterwegs, Bluetooth ist in der aktuellen Stromspar-Version 4.0 an Bord. NFC zur unkomplizierten Kopplung mit Peripheriegeräten ist ebenfalls an Bord, beim Verbinden muss wegen der fehlenden Kennzeichnung des NFC-Chips am Gehäuse allerdings mitunter eine Weile nach der richtigen Kopplungsposition gesucht werden.

Schnittiges und leichtes Gehäuse mit Alu-Rahmen
Beim Gehäuse setzt Samsung auf eine durch chemisch gehärtetes Glas geschützte Front mit physischem Home-Button und – im Vergleich zum Android-Standard – verkehrt angeordneten kapazitiven Tasten für "Zurück" und das Menü. Der Rahmen besteht aus Alu und beherbergt rechts die Entsperrtaste, links die Lautstärkewippe – beides mit angenehmem Druckpunkt. Die abnehmbare Rückseite besteht aus Plastik mit einer gepunkteten Struktur.

Die Verarbeitungsqualität des Galaxy Alpha spielt auf hohem Niveau. Weder ungewollte Spalten noch sonstige Verarbeitungsmängel ließen sich an unserem Testgerät feststellen. Die Rückseite lässt sich nicht eindrücken. In der Hand liegt das extradünne Alpha durch seine kompakten Abmessungen gut, mit einer durchschnittlich großen Männerhand lässt es sich ohne Probleme einhändig nutzen. Die Gehäusekanten sind leicht abgerundet, manch ein Nutzer könnte sich aber eventuell noch rundere Kanten wünschen. Wasserfest ist das Galaxy Alpha im Gegensatz zum Galaxy S5 nicht.

Relativ kleiner Akku muss täglich ans Netz
Der austauschbare Akku bietet eine Kapazitätich: Sonys ähnlich großes Xperia Z3 compact bietet 2.600 Milliamperestunden Kapazität. Im Test kamen wir mit dem Galaxy Alpha trotz seines eher kleinen Stromspeichers bei gemischter Nutzung mit Fotografie, Videos, Internetsurfen und Games über den Tag, am Ende des Tages hat das Gerät allerdings nicht mehr sonderlich viele Reserven.

Auch wenn für den Notfall ein Extrem-Energiesparmodus bereitsteht, der alle nicht nötigen Funktionen deaktiviert und das Gerät auf Schwarzweiß-Betrieb umschaltet: Das Galaxy Alpha ist kein Dauerläufer und braucht über Nacht sein Netzteil. Nur wenn man es lediglich sehr spärlich nutzt, lassen sich zwei Tage Betrieb aus dem Gerät schinden. Zu den ausdauerndsten Geräten am Markt zählt Samsungs Galaxy Alpha damit nicht.

Entbehrliche Extras: Pulsmesser und Fingerscanner
Das Alpha bietet Extras, die Samsung auch schon im Galaxy S5 verbaut hat. Konkret verfügt es über einen Fingerabdruckscanner und einen Pulsmesser. Über deren Notwendigkeit ließe es sich vortrefflich streiten. Der Fingerabdruckscanner arbeitet ebenso wie bei anderen Samsung-Smartphones, indem man den zu scannenden Finger darüber zieht, statt ihn darauf zu legen.

Die Folge: Die Erkennungsrate kann nicht mit Konkurrenz-Scannern wie jenen von Apple oder Huawei mithalten, das Entsperren gestaltet sich eher mühsam und geht kaum schneller vonstatten als durch die Eingabe eines vierstelligen Codes.

Der Pulsmesser an der Rückseite arbeitet ebenfalls recht bockig. Im Test erforderte das Pulsmessen oft mehrere Versuche, bis überhaupt ein Wert am Display angezeigt wurde. Die angezeigten Werte variierten zudem bei mehreren direkt hintereinander durchgeführten Messvorgängen um bis zu 20 Schläge. Das spricht nicht unbedingt für die Genauigkeit des Scanners.

Android 4.4 mit Samsungs TouchWiz-Oberfläche
Als Betriebssystem kommt Android in der aktuellen Version 4.4 zum Einsatz. Samsung hat Googles Mobilbetriebssystem mit der eigenen TouchWiz-Oberfläche versehen, die im Vergleich zum Android-Standard stellenweise etwas unübersichtlich wirkt. Insbesondere das Einstellungs-Menü haben die Koreaner unserer Ansicht nach wie schon beim Galaxy S5 verschlimmbessert.

Nett: Samsung legt viele mehr oder minder praktische Programme bei. Eine Fitness-App ist an Bord, zudem steht mit S Voice ein eigener Sprachassistent und mit S Planner ein eigener Kalender zur Verfügung. Da beides eigentlich bereits durch vorinstallierte Google-Tools abgedeckt wird, scheinen diese Tools eher entbehrlich. Lobenswert: Samsung spendiert dem Nutzer des Galaxy Alpha einige eigentlich kostenpflichtige Software-Dreingaben. Besonders erwähnenswert sind dabei 50 Gigabyte Speicherplatz beim Cloud-Dienst Dropbox für zwei Jahre.

Fazit: Ambitioniertes, aber überteuertes Gerät
Das Galaxy Alpha ist Samsungs Versuch, bei Freunden kompakter High-End-Geräte zu punkten. Restlos überzeugen kann es allerdings noch nicht. Auch wenn das Gerät mit viel Leistung, einem schnittigen Äußeren und einem guten Display punktet und kaum Schwächen bei seiner Kamera zeigt: Der nicht erweiterbare Speicher, der kleine Akku und die eher überflüssigen Extras wie der Fingerabdruckscanner oder der Pulsmesser trüben den guten Gesamteindruck.

Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist verbesserungswürdig. In der Kategorie leistungsstarker High-End-Geräte mit kompakten Abmessungen kann Samsungs Galaxy Alpha nicht mit dem vergleichbar ausgestatteten und deutlich ausdauernderen Sony Xperia Z3 compact mithalten, das den Alu-Koreaner trotz rund hundert Euro Preisunterschied auch bei der Kamera-Performance übertrumpft und mit erweiterbarem Speicher punktet.

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